Skydive-Elite wendet sich neuen Rekordzielen in Tschechien zu

„Large Formation Sequential”

Ein Gastbeitrag von Jürgen Heimann

(wS/jh) Breitscheid (Hessen) | Die deutsche Skydive-Elite wendet sich neuen Rekordzielen zu. Ein (relativ großes) Häuflein handverlesener Springer tritt an, am Himmel über Tschechien ihre eigene, daselbst im September vergangenen Jahres erzielte Weltbestleitung zu brechen. Und zwei Breitscheider Luftsportler sind (wieder) mit von der Partie: Eric Postlack und Uwe Haagen. Die beiden, alten erfahrenen Hasen in ihrem Metier, hatten bereits 2015 Anteil am Zustandekommen des globalen Nationenrekords. Und jetzt wollen sie es erneut wissen.

Uwe Haagen (links) und Eric Postlack von Skydive Westerwald wollen ihr Scherflein dazu beitragen, dass die von deutschen Fallschirmspringern angestrebte Weltbestleistung in der "Large Formation Sequential”-Diziplin glückt. (Foto: Nadine Janssen)

Uwe Haagen (links) und Eric Postlack von Skydive Westerwald wollen ihr Scherflein dazu beitragen, dass die von deutschen Fallschirmspringern angestrebte Weltbestleistung in der „Large Formation Sequential”-Diziplin glückt. (Foto: Nadine Janssen)

Worum geht es hoch im Luftraum über Klatovy? (Das ist übrigens eine kleine am Fuße des Böhmerwaldes gelegene 24.500-Einwohnerstadt, 43 Kilometer südlich von Pilsen). Um eine ganz spezielle Disziplin, „Large Formation Sequential”, genannt. Im Gegensatz zum „normalen“ Großformationsspringen, bei dem allein die Anzahl der beteiligten Springer zählt, müssen die Beteiligten hierbei noch einen Tick mehr auf Zack sein. Entscheidend ist nicht allein die Größe des aus menschlichen Körpern im freien Fall geformten Gebildes. Es kommt darauf an, dieses zu variieren und möglichst viele wechselnde, unterschiedlich strukturierte Figuren zu „zeichnen“. Der Weltluftsportverband hat diese verschärfte Variante als Wettbewerbsdisziplin 2013 eingeführt.

September 2015: 71 deutsche Skydiver vereinigten sich über Klatovy zu einem "Big-Way" und veränderten die Figur Folge noch dreimal. In der kommenden Woche wollen sie ihren eigenen, bislang ungebrochenen Rekord noch einmal toppen. (Foto: Antje Grube)

September 2015: 71 deutsche Skydiver vereinigten sich über Klatovy zu einem „Big-Way“ und veränderten die Figur Folge noch dreimal. In der kommenden Woche wollen sie ihren eigenen, bislang ungebrochenen Rekord noch einmal toppen. (Foto: Antje Grube)

In Deutschland fehlt die passende „Hardware“

Der Umstand, dass solche ambitionierten Projekte nicht in „good, old Germany“ sondern im Ausland angegangen werden, liegt an der fehlenden „Hardware“ hierzulande. Er ist allein der Tatsache geschuldet, dass bei uns nicht genügend entsprechend große Absetzflugzeuge zur Verfügung stehen, um so viele Springer zeitgleich zu befördern. In Klatovy werden dafür vier geräumige „Skyvans“ eingesetzt, „fliegende Schuhkartons“, die, wenn man etwas stopft und stapelt, 25 zu allem entschlossene „Himmelstaucher“ aufnehmen können. Ein weiterer Vorteil sind die großen Heckklappen dieser „Vögel“, aus denen viele Personen zeitgleich hechten können, statt sich einzeln durch die engen Luken konventioneller Brummer quetschen zu müssen, was Zeit kostet, die man/frau nicht hat.

Der für den Weltrekordversuch erstellte Choreografie-Plan sieht aus wie ein kryptisches Strickmuster von Tante Erna. Jeder Springer kennt seine Position genau und weiß, bei welchem Nachbarn er sich einzuhaken hat.

Der für den Weltrekordversuch erstellte Choreografie-Plan sieht aus wie ein kryptisches Strickmuster von Tante Erna. Jeder Springer kennt seine Position genau und weiß, bei welchem Nachbarn er sich einzuhaken hat.

Wenn jede Sekunde zählt

Dabei zählt jede Sekunde. Jeder einzelne Springer muss genau wissen, wem bei Vertikal-Tempo 200 er das Händchen zu reichen, an welcher Position er anzudocken hat. Auf den Außenstehenden wirkt der Choreografieplan wie ein kryptisches Strickmuster von Tante Erna. Und auch die Absprunghöhe liegt ein Vielfaches über dem „normalen“ Level. Bei etwa 6.000 Metern über Grund öffnet sich die Ausstiegsklappe. Was es zwingend macht, dass die Absetzflugzeuge Sauerstoff an Bord mitführen. Würden die adrenalingeschwängerten Passagiere nicht ab und zu mal einen „Schluck“ aus der Oxygen-Pulle nehmen können, bestünde die Gefahr, dass sie sich eine Hypoxie einfangen. Und eine mangelnde Versorgung mit Sauerstoff kann für den menschlichen Organismus fatale Folgen haben.

Sie wollen den eigenen Rekord brechen

Der erwähnte, nach wie vor ungebrochene „Big-Way-Rekord“ im Sequentiel-Hüpfen vom vergangenen Jahr liegt bei 71 Springern, die vier verschiedene Sequenzen geflogen waren. 87 Beteiligte sollen es diesmal mindestens sein, besser noch 90. Schaun‘ mer mal. Wohlgemerkt, es wäre eine neue Nationen-Weltbestleistung, weil die Beteiligten alle aus einem einzigen Land kommen. Einen solchen Nationen-Weltrekord hatten die Deutschen auch im Herbst 2014 hoch über Arizona eingefahren, allerdings auf einer anderen Ebene: Sie formten mit 214 Teammitgliedern den größten „Stern“, der jemals von Springern eines Landes zustande gebracht worden war. Postlack und Haagen von Skydive Westerwald hatten, notabene, damals ebenfalls mitgemischt.

Für solche Rekordversuche kann man sich nicht qualifizieren. Es gibt kein Casting oder ein anderes wie auch immer geartetes Auswahlverfahren. Die Rekordspringer werden von den für die Organisation des ambitionierten Vorhabens Verantwortlichen persönlich ausgesucht und eingeladen. Die germanische Welt der Fallschirmsportler ist da relativ überschaubar. Man kennt sich und weiß um die Stärken jedes einzelnen.

Dann mal toi, toi, toi!

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