Der Gruß ,,Glück auf“ ist geblieben

(wS/red) Hilchenbach 19.10.2016Heute erreichte die wirSiegen.de-Redaktion erneut ein sehr schöner Beitrag des Dahlbrucher Heimatforschers Heinz Bensberg. Diesen Bericht wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten…

2015-05-07_Heinz_Bensberg

Der Gruß ,,Glück auf“ ist geblieben

Lange bevor man im Siegerland anfing Eisen zu schmelzen war es der Menschheit schon bekannt. Da es als etwas sehr wertvolles galt nannten es die Sumerer und Ägypter ,,Metall des Himmels“ und die Inder ,,Das Leuchtende.“ Den Namen das ,,Blau schimmernde“ bekam das Erz von anderen Völkern, Es wurde am Anfang immer als eine Gabe die vom Himmel kam gehalten. Zuerst hatte die Menschheit tatsächlich Meteoreisen kennen gelernt welches wirklich vom Himmel gefallen war. Die ältesten Eisenfunde sollen immer Nickel enthalten haben, was die Herkunft aus Meteoren entsprach.

Dem Bergbau hat das Fürstentum Siegen seinen Wohlstand zu verdanken. Etwa ein Drittel der Einwohner, schrieb der Bergbauchronist Johann Philipp Becher Ende des 18. Jahrhundert, würden hier nur leben wenn es keinen Bergbau gegeben hätte. ,,Durch den Berg- und Hüttenbetrieb hingegen ist das Land bevölkert, Flecken und Dörfer erbauet und so wüste Gegenden in grüne Auen und lachende Fluren umgewandelt worden.“

Längst sind die Grubenlichter erlöschen und Stollen und Schächte fest verschlossen, nur das Wasser tropfte noch an den felsigen Wänden im Inneren herab und füllte die unterirdischen Gänge die etwa bis 1 300 Meter in die Tiefe gingen. Aber der deutsche Bergmannsgruß ,,Glück auf“ ist geblieben. Er beschreibt die Hoffnung der Bergleute: ,,Es mögen sich Erzgänge auftun.“ Weiterhin war das gesunde Ausfahren nach der Schicht aus dem Bergwerk damit verbunden. Auch in den Vitrinen der Sammler lag noch funkelndes Gestein und erinnerte an die ,,eherne“ Zeit des Siegerlandes.

Bergmann Henner an seinem Standort auf der Siegener Oberstadtbrücke erinnert an die lange Tradition des Siegerlandes als Erzbergbauregion. (Archivbild: Kay-Helge Hercher)

Bergmann Henner, an seinem Standort auf der Siegener Oberstadtbrücke, erinnert an die lange Tradition des Siegerlandes als Erzbergbauregion. (Archivbild: Kay-Helge Hercher)

Als erste urkundlich im Siegerland erwähnte Eisensteingrube war 1313 der Müsener Stahlberg. Er war eine Berühmtheit im Lande, so dass Kaiser, Könige und Fürsten ihn befuhren. König Wilhelm I. der Niederlande, Kaiser Wilhelm I. als 22 jähriger Prinz von Preußen, König Wilhelm IV, der französische Finanzminister und weitere Prominente hatten den Stahlberg befahren. Zu solchen Anlässen wurde die Grube immer mit Hunderten von Lichtern ausgeleuchtet. Aber die Rekorde der Förderung und die kühnen Vorstöße in die Tiefe kamen erst später. Auch der Silber- und Bleierzbergbau der schon 1298 erwähnt wurde darf man nicht vergessen. Die Namen Neue Hoffnung, Landeskrone, Peterszeche, Fischbacherwerk und Heinrichsegen erinnern heute noch daran. Aber auch der Kupfer- und Kobalterzbergbau hatte wirtschaftliche Bedeutung.

Als 1815 der preußische Staat, nach dem Votum des Wiener Kongresses, das Fürstentum Siegen übernommen hatte, gab  es für den Siegerländer Bergbau eine gute Entwicklung. Aufgehoben wurden auch viele Handelsbeschränkungen wobei auch die Erzausfuhr zählte. Die freundliche Einfuhr Zollpolitik der Berliner Regierung brachte zunächst den heimischen Bergbau in Schwierigkeiten. Aber die großen Projekte seiner Zeit wurden von der Regierung finanziell großzügig unterstützt. Es war der bereits 1805 begonnene Reinhold-Forster-Erbstollen in Eiserfeld. 1820 der Herdorfer Königsstollen und 1826 der Kronprinz-Friedrich-Wilhelm-Erbstollen in Kreuztal. Es waren alles tiefe Grundstollen. Der Hauptgrund für den Bau war um den größten Feind des Bergmannes das Wasser abzulassen. Der Kreuztaler Erbstollen ging bis nach Müsen und hatte eine Länge von 4 053 m. Er traf dort auf den Stahlberger Erbstollen und erreichte 5 1145 Meter. Die vermuteten unermesslichen Erzvorkommen unter der Martinshardt, die aber nicht vorhanden waren, sollten hierdurch leichter abgebaut werden.

Mit Einführung der Dampfmaschine wurde eine bessere Erschließung der Erzvorräte erreicht. Da man das Wasser nun im Griff hatte waren die ersten Tiefbauanlagen kein Problem mehr. Die ,,Landeskrone“ bei Wilnsdorf wurde 1852 zum Beweis. Als 1861 die Eisenbahnlinie, mit ihren wunderbaren Transportmöglichkeiten, eingeweiht wurde löste sie im Siegerland einen Erz boom aus. Im Jahre 1880 kamen etwa 35% der geförderten Erze im Deutschen Reich aus dem Siegerländer Bergwerksrevier. Das aufblühende Ruhrgebiet wurde zum größten Abnehmer der Manganhaltigen Erze unseres Heimatlandes.

Die größten Fördermengen des Siegerländer Bergbaues, so Dr. Richard Reichenbach, waren die Jahre 1901 bis 1930. Die Gesamtfördermenge in diesen Jahren war 60,3 Millionen Tonnen. Der Jahresdurchschnitt lag somit bei 2 Millionen Tonnen. Seit 1831 lassen sich die Förderzahlen des Siegerländer Bergbaues genau nachweisen. Alle Zahlen aus den davor liegenden Jahren sind Schätzungen. Zur größten Eisensteingrube auf dem europäischen Kontinent hatte sich die Grube Storch & Schöneberg in Gosenbach entwickelt. Sie hatte etwa 2000 Beschäftigte und eine Jahresförderung von 400 000 Tonnen. In der Siegener Bergschule die 1818 gegründet war bereiteten sich Männer, aus allen Teilen des Reiches, auf den Steigerberuf vor.

Um 1930 begann das Sterben der Siegerländer Gruben. Wegen der tiefen Teufen hatte sich die Förderung enorm verteuert. Im dritten Reich erholten sich die Gruben etwas da man auf die Unabhängigkeit der Rohstoffverwertung drängte. Nach dem Kriege wurde, mit dem wachsende Erzimport die Kriese immer größer. Die Ruhrindustrie die Hauptabnehmer war und Besitzer vieler Gruben, zeigten kein Interesse mehr am Siegerländer Erz. Denn der Mangangehalt hatte sich verringert und der Kupfergehalt wurde zunehmend als störend, für die Herstellung von hochwertigen Roheisen, erfunden. Die Aufhebung der Ausnahmetarife auf der Schiene und die Erschließung mächtiger Erzvorkommen im Ausland beschleunigten das Ende der Siegerländer Gruben.

Mit Schließung der Grube ,,Pfannenberger Einigkeit“ 1962 in Salchendorf erlosch das bergbauliche Leben im Kreis Siegen. Auch die Bergbauschule in Siegen schloss 1967 ihre Pforten. Ein hochgeachteter Berufsstand war  damit im Siegerland zum Aussterben verurteilt. Experten haben errechnet das etwa 150 Millionen Tonnen Erz, von Anbeginn bis Ende, im Siegerländer Erzrevier gefördert worden sind. Der wichtigste Erwerbszweig und somit das Rückgrat der heimischen Wirtschaft war damit, wahrscheinlich für alle Zeiten erloschen.

Quellennachweise:
Ich gab dir mein Eisen wohl tausend Jahr – Wilhelm Müller
Vom Eisen – Alfred Lück
Bergbau im Siegerland – Wikipedia
Kronprinz-Friedrich-Wilhelm-Erbstollen – Wikipedia

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