Krankenhäuser: Bundesweiter ver.di Aktionstag „Heute schon Pause gemacht?“

(wS/red) Siegen 24.02.2017 | Mit einem bundesweiten Aktionstag „Pause“ machten die Beschäftigten in den Kliniken am 21. Februar 2017 auf Überlastung und mangelhafte Personalausstattung aufmerksam. Viele Stationen in den Kliniken seien so schlecht besetzt, dass die Beschäftigten auf ihre Pausen verzichten müssten, um Patienten pflegen und versorgen zu können, sagte Sylvia Bühler, Mitglied im Bundesvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di): „Am Dienstag sollen alle Klinikbeschäftigen die ihnen zustehenden Pausen nehmen, um sich von der oft auch körperlichen und emotional belastenden Arbeit zu erholen und gleichzeitig ihr Recht auf Pausen zu unterstreichen.“

Gewerkschaftssekretär Thomas Mehlin berichtete den Beschäftigten über die Aktivitäten der Gewerkschaft ver.di zur Entlastung des Krankenhauspersonals im Wahljahr 2017. (Foto: ver.di)

Gewerkschaftssekretär Thomas Mehlin berichtete den Beschäftigten über die Aktivitäten der Gewerkschaft ver.di zur Entlastung des Krankenhauspersonals im Wahljahr 2017. (Foto: ver.di)

Alle Akteure im Gesundheitswesen wüssten, dass das System nur noch einigermaßen funktioniert, weil die Beschäftigten alles aus sich rausholten – ohne Rücksicht auf ihre eigene Gesundheit. So gaben bei einer ver.di-Umfrage 70 Prozent der Pflegekräfte im Nachtdienst an, keine Pausen genommen zu haben. „Mit noch so hohem individuellem Engagement, kann ein struktureller Personalmangel nicht wettgemacht werden“, so Bühler. Mit der Aktion wird auf die dramatischen Personalengpässe in den Krankenhäusern aufmerksam gemacht: „Viele Klinikbeschäftigte sind dauerhaft überlastet und leiden darunter, ihren eigenen Ansprüchen an eine gute Pflege und Versorgung oft nicht gerecht werden zu können“, betonte Bühler. Die Aktion richte sich an private, öffentliche, frei gemeinnützige und kirchliche Krankenhausträger. Nach ver.di- Berechnungen fehlen in den Kliniken bundesweit 162.000 Stellen, da-von allein 70.000 in der Pflege.

Nach Paragraph 4 des Arbeitszeitgesetzes stehen jedem Arbeitnehmer feststehende Ruhepausen von 30 Minuten bei einer Arbeitszeit von 30 sechs bis neun Stunden und sogar 45 Minuten bei mehr als neun Stunden Arbeit zu. Die Pausen können in Viertelstundenblöcke aufgeteilt werden. Mehr als sechs Stunden Arbeit ohne Pause sind nicht zulässig.

Im ver.di Bezirk Siegen-Olpe beteiligten sich die Beschäftigten von drei Krankenhäusern an der Aktion: Kreisklinikum Siegen, St. Marinus-Hospital Olpe und St. Josef-Hospital Attendorn. Die Beschäftigten waren von den ver.di Vertrauensleuten zu gemeinsamen aktiven Frühstücks- bzw. Mittagspausen eingeladen worden.
Im Kreisklinikum Siegen sprach auch Geschäftsführer Bertram Müller zu den Beschäftigten. Er verdeutlichte in seiner Rede den Zusammenhang zwischen der unzureichenden Finanzierung der Personalkosten über die Fallpauschalen und den oftmals sehr belastenden Arbeitsumständen auf den Stationen der Krankenhäuser.
Gewerkschaftssekretär Thomas Mehlin berichtete den Beschäftigten über die Aktivitäten der Gewerkschaft ver.di zur Entlastung des Krankenhauspersonals im Wahljahr 2017. Er stellte den Nordrhein-Westälischen Appell für mehr Krankenhauspersonal vor und verdeutlichte: „Am Ende darf es keine Landesregierung und keine Bundesregierung geben, die nicht bereit ist, schnell an der Lösung zu arbeiten und ernsthaft eine gesetzliche Personalbemessung und auskömmliche Finanzierung unserer Krankenhäuser auf den Weg bringt“, so Mehlin.

Es sei ein bedenklicher Befund, wenn bereits Pflegeschülerinnen und Schüler in großer Zahl sich nicht vorstellen können, unter den herrschenden Bedingungen ihre Arbeit bis zum Rentenalter zu verrichten. „Angesichts der absehbaren demographischen Entwicklung und dem zu erwartenden steigenden Personalmangel in allen Disziplinen laufen wir, ausgehend vom heutigen Krankenhaus-Notstand geradezu in die Katastrophe hinein“.

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