„Überraschungseffekte“ für Kita-Zahlen überwinden

CDU-Kreistagsfraktion fragt nach besseren Verfahren und nach Betreuungs-Kapazitäten

(wS/red) Siegen-Wittgenstein 20.02.2017 | Die Bedarfsplanungen für das nächste Kindergartenjahr 2017/18 brachten es an den Tag: Im Kreisgebiet – außer der Stadt Siegen – haben deutlich mehr Kinder Anspruch auf eine Kita-Betreuung, als zunächst angenommen.

Wappen Kreis Siegen-Wittgenstein„Die hohe Kinderzahl ist einerseits nur zu begrüßen. Andererseits ist dieser erneute ‚Überraschungseffekt’ schon ärgerlich“, findet Kornelia Busch-Pfaffe, Sprecherin der CDU im Jugendhilfeausschuss. Denn, weil die notwendigen Plätze wenig präzise vorausgesagt wurden, könne es in einzelnen Bereichen zu Engpässen kommen.

„Und diese Ungewissheit für Eltern ist genau das, was wir nicht wollen!“ Von jetzt bis zum Beginn des Kindergartenjahres im August die notwendigen Plätze im Hauruck-Verfahren schaffen zu müssen, sei gerade nicht das, was unter vorausschauender Planung zu verstehen sei. Noch könne keiner vorhersagen, ob die jetzt unter Hochdruck laufenden Lösungssuche auch überall wie gewünscht funktionieren werden. Besonders unbefriedigend sei es für junge Familien, wenn zum Beispiel Geschwisterkinder nicht in einer Kindertagesstätte gemeinsam betreut werden können.

„In einigen Teilen des Kreises, so beispielsweise in Netphen, fehlen ganze mehrzügige Gruppen“, so Jutta Jeschke, ebenfalls für die CDU Mitglied im Jugendhilfeausschuss:. Hier ist noch völlig offen, wo die Kinder einen Kita-Platz erhalten.“ Unsicherheiten, ob ein Betreuungsplatz dann irgendwann sicher sei, führe zu einer Entwicklung, dass Kinder – entgegen den eigentlichen Absichten der Eltern – für den Unter-Dreijährigen-Bereich bereits angemeldet werden, nur um dann sicher über einen Platz nach dem dritten Geburtstag des Kindes zu erreichen.

„Für die CDU-Kreistagsfraktion hat die verlässliche, ausreichende Versorgung mit altersgerechten, pädagogischen Betreuungsplätzen eine hohe Bedeutung“, unterstreicht Fraktionsvorsitzender Bernd Brandemann. Dafür sei eine zuverlässige Datenbasis Voraussetzung. „Das muss das Ziel sein“.

Jutta Capito erläutert eine weitere Herausforderung: „Voraussetzung für die angestrebte quantitative und qualitative Betreuung sind neben der Bereitschaft der Träger, entsprechende Einrichtungen und Plätze vorzuhalten und anzubieten, die notwendige Anzahl von Erziehern und Erzieherinnen“. Sie erinnert an Erhebungen der Bertelsmann-Stiftung, wonach 2016 allein für NRW ein Bedarf von 15.600 zusätzlichen Erziehern gesehen werde. „Die gibt es nicht“, so Kornelia Busch-Pfaffe, selbst wenn die Einrichtungen genügend Geld hätten, das Personal einzustellen. Doch genau das fehle den Trägern, da die nach dem Kinderbildungsgesetz (Kibiz) veranschlagte Pauschalen pro Kita-Kind die Kosten nicht deckten. „Wir als Kreis, aber auch die Träger brauchen endlich Gewissheit, wie zukünftig die Kita-Finanzierung in NRW geregelt werden soll.“ Die Eckpunkte hätten seitens der Landesregierung bis Ende 2016 vorgelegt werden sollen, seien aber immer noch nicht bekannt. „Angestrebte Betreuungsschlüssel, wie das vom Land aufgezeigte Verhältnis von 4,6 Kindern pro Erzieherin sind im Kita-Alltag sicher Utopie, dazu fehlt bereits Personal.“

Die CDU-Kreistagsfraktion hat jetzt dem Landrat einen ganzen Fragenkatalog in Sachen Kita-Zukunft vorgelegt:

1. Sieht die Verwaltung Möglichkeiten einer Verfahrensoptimierung, um die Anzahl notwendiger Kita-Plätze präziser prognostizieren zu können?

2. Gibt es einen fachlichen Austausch mit anderen Kreisen oder z.B. dem Landkreistag, ob und wie in anderen Kreisen Verfahren zu einem treffsichereren Ergebnis kommen?

3. Sieht die Verwaltung die Möglichkeit, ggf. im Zusammenwirken mit der Uni oder einem sonstigen Institut ein die Echt-Situation besser abbildendes Prognoseverfahren zu entwickeln?

4. Welcher personelle und zeitliche Aufwand wird derzeit innerhalb der Verwaltung für die Bedarfsplanung verwandt?

5. Welche Erfahrungen haben sich aus dem angebotenen Teilzeit-Bildungsgang „Erzieher/in“ ergeben, der nach zwei Jahren zum Abschluss „Staatlich anerkannte/r Erzieher/in“ führt; ist hier eine Fortsetzung geplant?

6. Wie entwickeln sich für den Berufsbereich Kita die Schülerzahlen in den Bildungsgängen „Fachschule für Sozialpädagogik“ und „Erzieher/in mit Allgemeiner Hochschulreife“? Welchen Absolventenzahlen können in den nächsten Jahren erwartet werden? Gibt es Angaben über „offene Stellen“ bei den Trägereinrichtungen und wie lauten diese?

7. Stehen für die unter Pkt. 6 genannten Ausbildungsgänge ausreichende Plätze für die geforderten Anerkennungspraktika zur Verfügung? Welche Träger stellen diese in welcher Größenordnung bereit?

8. Wie schätzt die Verwaltung den Gesamtbedarf an fachlich qualifizierten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen für die Kita’s im Kreis Siegen-Wittgenstein entsprechend der einschlägigen Vorgaben insgesamt ein?

9. Entsprechen die tatsächlichen Personalbestände diesen Vorgaben? Welche Lösungsoptionen bestehen, um ggf. eine Unterbesetzung zu überbrücken und in welchem Maße wird davon Gebrauch gemacht? Wie viel zusätzliches Personal wird durch die jetzt festgestellte aktuelle Bedarfsgröße an Betreuungsplätzen notwendig sein?

10. Aus dem Unterausschuss war zu hören, dass insbesondere in einigen Kommunen zusätzliche Angebote fehlen. Haben sich zwischenzeitlich mit diesen und den Trägern dort Lösungsoptionen ergeben und wie sehen diese aus?
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