Apollo-Theater: Bösch-Inszenierung des Hauptmann-Klassikers „Die Ratten“

wS/ap/tbs  Siegen  –  Tragikomödie über den „Zauber im Elend“  – – -Sie leben in einer Mietskaserne zwischen Ratten, Mief und Hoffnungslosigkeit. Ihr Baby ist gestorben, nun kaufen sie sich ein neues. Derweil schwadroniert ein arbeitsloser Theaterdirektor über den Sinn von Kunst und Lebens.

Ein Gegenwartsstück? Ja und nein – wie immer, wenn David Bösch inszeniert. Allerdings: Geschrieben wurde „Die Ratten“ vor über 100 Jahren. Heute wird das Werk als wohl „wichtigster Beitrag Gerhart Hauptmanns zum modernen Welttheater“ (Hans Mayer) eingeordnet, eine Bühnen-erzählung „ganz eigentümlicher Art, die das Geschehen im Berliner Mietshaus stark in die Nähe expressionistischer Großstadtdichtung rückt“.

Zu erleben ist die Bösch-Inszenierung des Hauptmann-Klassikers im Apollo-Theater Siegen, Morleystraße 1, am Donnerstag, 13. Oktober, ab 20 Uhr. Im Mittelpunkt steht Frau John, die sich sehnlich – auch um ihre Ehe zu retten – ein Kind wünscht, weil ihr eigenes drei Monate nach der Geburt gestorben ist. Als klar wird, dass ihre Hoffnungen umsonst sind, lässt sie sich auf ein zweifelhaftes Geschäft ein: Sie nutzt die lange Abwesenheit ihres Mannes und kauft sich ein Baby. Von der verzweifelten hochschwangeren Pauline Piperkarcka, die drauf und dran war, sich in die Spree zu stürzen. So scheint erstmal allen geholfen. Stolz präsentiert Frau John ihrem Mann und der Nachbarschaft das Kind.

Doch Pauline bekommt Gewissensbisse und verlangt ihren Sohn zurück. Da Frau John das Kind jedoch freiwillig nicht hergeben will, vertauscht es Pauline heimlich mit dem todkranken Kind der Nachbarin. Die tragische Geschichte der verzweifelten Mütter entwickelt sich zur Verwechslungskomödie, in der schließlich niemand mehr weiß, wer was vor wem geheim hält und welches Kind zu wem gehört.

Eine „Berliner Tragikomödie“ nannte Hauptmann sein Stück, in dem alles versammelt ist, was Anfang des 20. Jahrhunderts unter dem Titel Naturalismus die Theatermittel radikal erneuerte: In einer verkommenen Mietskaserne, auf deren Dachboden der arbeitslose Theaterdirektor Hassenreuther seinen Kostümfundus untergebracht hat, tummeln sich die Ratten und die kleinen Leute, deren Lebensdramen Hauptmann auf die Bühne bringt. Übrigens: In der Figur des Theologiestudent Erich Spitta, der unbedingt Schauspieler werden möchte und bei Hassenreuther Unterricht nimmt, hat sich Gerhard Hauptmann eine Art Alter Ego geschaffen.

 

Presse:

Packendes Theater… David Bösch ist einer der mitfühlendsten Regisseure im Gegenwartstheater… Böschs „Ratten“ sind eine Offenbarung.                    Die Welt

Wann sind Sie zuletzt aus dem Theater gekommen, betroffen, bewegt und nachdenklich? Wer dieses grundlegende Theaterfeeling mal wieder spüren will, der sollte sich Gerhard Hauptmanns „Die Ratten“ ansehen; inszeniert von David Bösch, gespielt von tollen Schauspielern.                                                                   WAZ

Bösch findet starke Bilder… was bleibt, ist eine Geschichte von der Hilflosigkeit des Menschen und von der Flucht als Traum.                              Westfälischer Anzeiger

Der Zauber im Elend… funkelnd wie ein dunkles Märchen… David Bösch, der mit seinen knapp über 30 Jahren an den großen Schauspielhäusern noch immer als ein junger Regisseur gilt, bleibt nah bei seinen Figuren.“                            TAZ

Verzweifelte Menschen kämpfen um die Kinder, die ihre letzte Hoffnung darstellen. David Bösch inszeniert ein einfühlsames Sozialdrama mit hervorragenden Hauptdarstellerinnen.                                                                                       WDR 5

Exakt der Raum, in dem Bösch seine Fantasien entfalten kann. Horrorgeschichten sind es, traurigschöne Märchen und irrwitzige Grotesken, die er aus Hauptmanns ,Berliner Tragikomödie’ von 1910 herausliest… Er ist ein Geschichtenerzähler mit großem Herz, nie geht es ihm um Theorien und Diskurse, stets um Menschen – und darin ist er Hauptmann ganz nah… Das Theater versteht er nicht als reines Denklabor, die großen Gefühle will er nicht dem Kino überlassen. Mit dieser Haltung hat er sich schon früh gegen den Mainstream der Dekonstruktion gestellt – und Mut bewiesen… Das Spielerische ist das Pfund, mit dem Bösch wuchert.                              Die Zeit

Karten (17-30 Euro, ermäßigt 10-23 Euro) gibt es an der Apollo-Theaterkasse (Di-Fr. 13-19 Uhr, Sa. 10-14 Uhr sowie eine Stunde vor der Vorstellung), an den Vorverkaufsstellen oder online: www.apollosiegen.de

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