(wS/wvs) Netphen 20.09.2024 | Abgedeckt mit weißen und grauen Folien ist seit einigen Wochen die Hochwasserentlastungsanlage der Obernautalsperre. Der Grund: der Wasserverband Siegen-Wittgenstein (WVS) lässt das wichtige Bauwerk umfassend sanieren. „Nach mehr als 50-jähriger Nutzungsdauer erhalten die Betonund Stahlbauteile eine Frischzellenkur“, erklärt Diplom-Ingenieur Thomas Meiswinkel, der beim WVS für die Maßnahme verantwortlich ist. Tatkräftige Unterstützung erhielt der Verband durch das Ingenieurbüro Projektwerk aus Netphen. Dirk Müller, Geschäftsführer und Technischer Leiter des WVS, ergänzt: „Getreu dem Motto ‚Agieren statt reagieren‘ werden Schadstellen instandgesetzt, um zu verhindern, dass diese mit der Zeit größer werden und eine Sanierung in der Zukunft deutlich aufwendiger und teurer würde. Außerdem erhält die Anlage eine neue Beschichtung.“
Es funktioniere noch alles reibungslos, doch fünf Jahrzehnte Siegerländer Wetter mit Sonne, Regen, Schnee und Eis gingen an keinem Bauwerk spurlos vorüber, „auch nicht an unserer Talsperre“, so Thomas Meiswinkel. „Zum jetzigen Zeitpunkt können wir die Hochwasserentlastungsanlage aber noch relativ problemlos sanieren, um ihre Funktionstüchtigkeit und Sicherheit unter normalen Rahmenbedingungen auch in den nächsten Jahrzehnten zu gewährleisten.“
Das ist wichtig, weil die Obernautalsperre nicht bloß Trinkwasserreservoir ist, sondern auch für den Hochwasserschutz eine wesentliche Rolle spielt. Bauwerke und Damm sind für Extremsituationen ausgelegt. Alljährlich wird von November bis März ein Hochwasserschutzraum von 1,1 Mio. m3 in der Talsperre freigehalten. Im Falle von Hochwasser kann zunächst über Leitungen am Sperrengrund kontrolliert Wasser abgeleitet werden. Ist die Talsperre voll, kommt die Hochwasserentlastungsanlage zum Einsatz. Sie besteht aus drei Schwellen mit aufgesetzten Fischbauchklappen, über die das sogenannte Bemessungshochwasser – maximal 23.590 Liter pro Sekunde – in das Tosbecken fließt, wo es beruhigt und anschließend in den Obernaubach eingeleitet wird. Eine der Klappen dient hierbei aus Gründen der Betriebssicherheit stets als Reserve.
Nach den entsprechenden Vorbereitungsarbeiten hat die beauftragte Fachfirma Geiger Bauwerksanierung GmbH & Co. KG aus Essen in den vergangenen Wochen die Wand- und Bodenflächen sorgfältig gereinigt und auf weitere Schadstellen kontrolliert. Risse wurden mit einem speziellen Harz verschlossen und Schäden am Beton ausgestemmt, gestrahlt und reprofiliert.
Derzeit erhalten die Flächen eine neue, mineralische Beschichtung und teilweise zusätzlich eine Epoxidharzbeschichtung. Wenn diese Arbeiten beendet sind, geht die Sanierungsmaßnahme erstmal in eine mehrmonatige Pause: „Die restlichen Arbeiten betreffen die wasserseitigen Stahl- und Betonbauteile. Der Einlaufrechen und der Rechen vor der Schussrinne werden ebenso wie die Fischbauchklappen ausgebaut und neu beschichtet, um den Korrosionsschutz zu erhöhen. Das geht allerdings nur bei entsprechend niedrigem Wasserstand. Aktuell ist der Wasserstand der Talsperre dafür zu hoch“, so Thomas Meiswinkel. Deshalb warte der WVS damit bis nach dem Winter: „Für gewöhnlich fällt der Wasserstand im Frühjahr und Sommer. Künstlich absenken, indem wir Wasser ablassen, wollen wir den Stauspiegel nicht, denn wir möchten natürlich kein wertvolles Talsperren- wasser verlieren.“
Rund 550.000 Euro wird die komplette Instandsetzung der Hochwasserentlastungsanlage kosten, die Teil eines größeren Maßnahmenpakets ist. Bereits in den vergangenen Jahren hatte der WVS an der Obernautalsperre unter anderem den Entnahmeturm mit Zugangssteg, die Schussrinne, den Grundablasskanal, Betonbauteile an der Vorsperre Nauholz, das Tosbecken und die Obernaubrücke unterhalb des Tosbeckens instandgesetzt, um das Bauwerk für die Zukunft fit zu machen.
Vorausgegangen war dem ein vom Ingenieurbüro Projektwerk erstelltes, umfassendes Instandsetzungskonzept mit betontechnologischen Untersuchungen.
Die Folien verbergen, was derzeit an der Hochwasserentlastungsanlage der Obernautalsperre geschieht: das Bauwerk wird vom Wasserverband Siegen-Wittgenstein umfassend saniert. Die Folien verhindern einen Schmutzstoffeintrag in die Trinkwassertalsperre.
Die Betonwände der Hochwasserentlastungsanlage der Obernautalsperre erhalten eine neue, mineralische Beschichtung.
Im Zuge der Sanierung werden auch die Fischbauchklappen ausgebaut, um sie neu zu beschichten und so den Korrosionsschutz zu erhöhen. Wie es um die aktuelle Beschichtung bestellt ist, wurde vorab genauestens überprüft. Fotos: Wasserverband Siegen-Wittgenstein
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