Grenzenlos wertvolle Erfahrung

Auslandspraktikum für Uni-Mitarbeiter: Buchbinderin Frauke Baldus (51) arbeitete zwei Wochen an der University of St Andrews in Schottland

(wS/red) Siegen / Schottland 13.08.2016 | Von einem Praktikum im Ausland träumen viele junge Leute. Aber warum soll man diese Erfahrung nicht mehr machen können, wenn man schon fest im Berufsleben steht und aus dem typischen Praktikantenalter raus ist? Frauke Baldus ist 51 Jahre alt und seit 16 Jahren als Buchbinderin bei UniPrint, der Druckerei der Universität Siegen, beschäftigt. Sie verbesserte regelmäßig ihre Englischkenntnisse und wollte sie nur allzu gern einmal im Alltag anwenden. Als sie von der Fortbildungsmaßnahme Erasmus+ Staff Mobilty hörte, war sie deshalb sofort Feuer und Flamme.

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Frauke Baldus im traditionellen roten Umhang der University of St. Andrews. Früher mussten die Zöglinge diese Roben tragen, damit man sie in den Tavernen aufspüren konnte. Aber auch heute noch flanieren die Studenten in den sogenannten Gowns sonntags den Pier entlang.

Das EU-Programm ermöglicht Mitarbeitern deutscher Hochschulen Auslandsaufenthalte von bis zu zwei Monaten. Die Uni Siegen machte über die Abteilung International Student Affairs (ISA) auf das Angebot aufmerksam und Frauke Baldus bewarb sich. Als erste Kollegin der Uni Siegen war sie für zwei Wochen an der schottischen University of St Andrews. „Es war eine ganz tolle Zeit, in der ich viele interessante Menschen kennengelernt habe“, schwärmt sie.

Frauke Baldus hat in der Universitätsdruckerei von St. Andrews gearbeitet, die übrigens direkt gegenüber dem Häusertrakt liegt, in dem Prinz William gewohnt hat. Er und seine Frau Kate haben an der schottischen Universität studiert. St. Andrews ist eine der berühmtesten Universitäten von Großbritannien. Eine, in der die Reichen und Schönen ihre akademische Laufbahn starten. Für Frauke Baldus spielte das bei der Bewerbung aber keine Rolle. „Viele andere Hochschulen waren mit dem Erasmus+ Programm noch gar nicht vertraut. Bei St. Andrews war das anders und ich bekam schnell eine Zusage“, erzählt sie.

Als elitär habe sie weder die Uni und die Studierenden noch die schottischen Kollegen erlebt. „Im Gegenteil, alle waren sehr herzlich und hilfsbereit.“ Was immer sie sich anschauen wollte, wann immer sie nachgefragt hat: Für die Praktikantin aus Deutschland wurden alle Türen geöffnet. „Die Vielseitigkeit der Universität scheint grenzenlos“, so die Praktikantin. Beeindruckt war sie zum Beispiel von der Martyrs Kirk Forschungsbibliothek, die in einer 600 Jahre alten Kirche eingerichtet ist. Faszinierend fand sie den Mix aus wissenschaftlicher Moderne und mittelalterlicher Umgebung.

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Auch Prinz William und seine Frau Kate studierten hier: University of St. Andrews in Schottland.

Die Mitarbeit in der Druckerei sei einfacher gewesen als gedacht. „Die meisten der Maschinen dort kannte ich.“ So konnte Frauke Baldus von Anfang an mit anpacken. Sie führte eine Vokabelliste mit Fachbegriffen, so dass es sprachlich von Tag zu Tag einfacher wurde. Und der schottische Akzent sei nicht so schwierig gewesen wie befürchtet. „Nur bei einem Busfahrer hatte ich mal Probleme“, erinnert sie sich schmunzelnd. Nicht nur ihre Sprachkenntnisse haben sich verbessert. „Man kann sich bei so einem Praktikum viele Dinge abschauen“, betont Frauke Baldus. Das betrifft nicht nur die Abläufe der der Uni-Druckerei. Sie hat sich vieles notiert, was ihr auf dem schottischen Campus aufgefallen ist. „Vielleicht kann man das ein oder andere bei uns in Siegen aufgreifen.“

Das ist letztlich Sinn und Zweck des EU-Bildungsprogramms Erasmus+. Andree Klann, der in der Abteilung International Student Affairs für das Angebot zuständig ist, freut sich, dass Frauke Baldus so gute Erfahrungen gemacht hat und hofft, dass sie weitere Kolleginnen und Kollegen für ein Auslandspraktikum begeistern kann. Gefördert werden Mitarbeiter aus der allgemeinen und technischen Verwaltung, aber auch der Bibliothek und den Fakultäten. Die Praktikumsdauer kann zwischen zwei Tagen und zwei Monaten liegen. „Interessenten kümmern sich selbst um den Praktikumsplatz, wir können aber Tipps und Unterstützung bieten“, so Klann. Finanziert werden die Reise- und Aufenthaltskosten. Da die Uni Siegen das Programm unterstützt, war die Absprache mit dem Vorgesetzten bei Frauke Baldus kein Problem. „Alle Kollegen haben gesagt: Mach‘ das.“

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Frauke Baldus (Mitte) mit ihren Kollegen der University of St. Andrews (von links): Buchbinder Callum Lockhart, Drucker Tom Murray, der als Austauschmitarbeiter im März 2017 nach Siegen kommen wird, Drucker Strachan Cathcart und Sekretärin Andrea Baird.

„Natürlich sollte man sich für das Praktikum eine Zeit suchen, in der der Wegfall des Mitarbeiters, nicht zu übermäßiger Belastung der anderen führt“, empfiehlt Klann. Er sieht Vorteile für alle Beteiligten. „Die Praktikanten bringen neue Ideen und eine riesige Welle an Motivation mit zurück.“ So ist es auch bei Frauke Baldus, die immer noch mit Begeisterung von den Wochen in Schottland schwärmt. Ganz offensichtlich hat sie gleichzeitig beste Werbung für die Uni Siegen gemacht. Einer der Kollegen in der Druckerei von St. Andrews hat sich direkt fürs Erasmus+ Programm beworben und möchte im Frühjahr 2017 nach Siegen kommen.

Foto: Universität Siegen

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