Tuberkulose wird auch in Deutschland immer häufiger

Wenn die Lungen „explodieren“

(wS/red) Siegen 19.03.2018 | Starker Husten kann viele Ursachen haben und da Alexander (Name geändert) Raucher war, sah er die Ursache in den Zigaretten. Er hörte sofort auf zu rauchen, doch der Husten besserte sich nicht, stattdessen kam eine grenzenlose Erschöpfung und Kraftlosigkeit hinzu. Trotzdem ging der 22-Jährige ehrgeizig wie er war zum Kickboxen, um fit zu bleiben. Als jedoch Appetitlosigkeit hinzu kam und er jeden Morgen nass geschwitzt aufwachte, war der Arztbesuch unausweichlich. Nach intensiven Untersuchungen war die Diagnose klar: er litt unter einer offenen Tuberkulose, die hochansteckend und meldepflichtig ist.

„Problematisch ist oft die lange symptomfreie Zeit (Latenz) zwischen der Ansteckung und dem Ausbruch der Erkrankung, hier können Monate bis Jahre vergehen“, erklärt Dr. Jörg Hinrichs, Chefarzt der Abteilung für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Kreisklinikum Siegen. Anlässlich des Welttuberkulosetages am 24. März möchte er auf die Infektionskrankheit aufmerksam machen, die nicht nur weltweit, sondern auch in Deutschland immer häufiger auftritt.

Mithilfe dieses speziellen Röntgengeräts, das eine Aufnahme des Thorax erstellt, kann Chefarzt Dr. Jörg Hinrichs eine Erkrankung der Lunge schnell erkennen. Auch bei Alexander wurde auf diese Weise der Verdacht auf eine Tuberkulose gestellt. (Foto: Kreisklinikum Siegen)

Die Diagnose stellte Alexanders Leben komplett auf den Kopf, denn sofort musste er in einem der 15 Isolationszimmer des Kreisklinikums untergebracht werden. „Durch die Appetitlosigkeit hatte ich 11 kg abgenommen und zitterte am ganzen Körper vor Kälte, obwohl ich warm angezogen war“, erzählt er. „Das Atmen fiel mir schwer und ich dachte, meine Lungen explodieren.“

Seit fünf Wochen liegt er nun im Krankenhaus und durch die intensive medikamentöse Therapie geht es ihm schon viel besser. Der Husten ist verschwunden, der Appetit kommt zurück und Alexanders Gewicht normalisiert sich wieder.

„Bei Tuberkulose spielt die Früherkennung eine große Rolle. Je früher eine Infektion erkannt wird, desto effektiver kann sie behandelt werden“, so Dr. Jörg Hinrichs. „Dennoch bedarf die Therapie auch dann einer 6-monatigen Behandlung zunächst über 2 Monate mit 4 verschiedenen Antituberkulosemitteln und dann über 4 Monate mit 2 Medikamenten. Der Patient muss allerdings nicht mehr ein halbes Jahr in der Klinik bleiben, sondern kann oft nach 4-6 Wochen wieder entlassen werden.“

Alexander hatte Glück! Bei ihm wurde die Tuberkulose früh erkannt, sodass er höchstwahrscheinlich bald entlassen werden kann. „Ich freue mich so sehr darauf, wieder an die frische Luft zu können“, betont er. Schließlich darf er sein Zimmer während der Isolation nicht verlassen und die Luft, die durch das offene Fenster strömt, ist begrenzt. „Außerdem habe ich bald eine wichtige Prüfung im Rahmen meiner Ausbildung, die ich mitschreiben möchte.“ Ein befreiendes Gefühl wird es sicher auch, wenn die Menschen um ihn herum keine Mundschutze, Handschuhe etc. mehr tragen müssen. „Das ist anfangs ein komisches Gefühl, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran.“

Tuberkulose ist nach wie vor eine der häufigsten Volkskrankheiten der Welt und auch in Deutschland steigen die Fallzahlen von Jahr zu Jahr kontinuierlich an. Im Jahr 2016 registrierte das Robert Koch Institut (RKI) in Deutschland insgesamt 5.915 Erkrankungen, weltweit waren es 10,4 Millionen Fälle.

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