Siegen-Wittgenstein: Ausgaben für Kinderbetreuung in zehn Jahren mehr als verdoppelt

(wS/red) Siegen-Wittgenstein 27.08.2019 | Landrat Andreas Müller: „Land muss deutlich mehr Geld in Kinderbetreuung investieren“

Im Jahr 2010 hat das Kreisjugendamt rund 36,4 Mio. Euro für Kindertagesbetreuung ausgegeben, im laufenden Jahr werden es über 58 Mio. Euro sein, im kommenden Jahr dann sogar 74 Mio. „Damit haben wir die Aufwendungen für die Betreuung unserer Kinder innerhalb nur eines Jahrzehnts mehr als verdoppelt“, stellt Landrat Andreas Müller fest: „Für die Familien in Siegen-Wittgenstein ist das eine unglaublich gute Nachricht und ein riesiger Gewinn! Denn allein seit meinem Amtsantritt in 2014 haben wir 900 neue Plätze für U und Ü3 Kinder in den Kindertagesstätten geschaffen. Hinzu kommen zahlreiche Betreuungsangebote bei Tagesmüttern und -vätern“, unterstreicht der Landrat. Aber er verschweigt auch nicht, dass es für den Kreis und die Städte und Gemeinden zunehmend schwieriger wird, diese enorme Finanzlast zu stemmen: „Ich appelliere ganz nachdrücklich an die Landesregierung, endlich eine solide Finanzierung für die Kindertagesbetreuung auf den Weg zu bringen, die die Kommunen entlastet, die Träger der Kitas auskömmlich finanziert und hilft, die Qualität der Angebote weiter zu steigern“, so Müller.

Der Kreis ist für die Kindertagesbetreuung in allen Städten und Gemeinden des Kreises außer der Stadt Siegen zuständig. Diese hat ein eigenes Jugendamt. Der Eigenanteil, den der Kreis im Jahr 2020 für die Kinderbetreuung wird aufbringen müssen, liegt bei 33,4 Millionen Euro – rund 8 Mio. mehr als im laufenden Jahr. Auch wenn das Land im kommenden Jahr nach vorliegenden Planungen deutlich mehr Geld für die Kindertagesbetreuung zur Verfügung stellen wird, kommt der Kreis dennoch nicht um eine deutliche Erhöhung der differenzierten Kreisumlage herum. Diese muss von den zehn Kommunen gezahlt werden, für die das Kreisjugendamt zuständig ist. „Trotz der Bemühungen des Landes, die ich durchaus anerkenne, sind diese exorbitanten Steigerungsraten für die kommunale Familie auf Dauer nicht zu verkraften“, unterstreicht der Landrat.

Und so wird auch im nächsten Jugendhilfeausschuss am 10. September die Finanzausstattung des Jugendamtes Thema sein müssen. Bei der Verabschiedung des Haushaltes im vergangenen Dezember wurde bei der Kindertagesbetreuung rund 1,7 Mio. Euro gekürzt, vor allem mit dem Ziel, die Städte und Gemeinden bei der Kreisumlage im laufenden Jahr zu entlasten. Jetzt wird aber deutlich, dass das Geld tatsächlich benötigt wird. Deshalb ist ein Beschluss über überplanmäßige Ausgaben erforderlich.

Tatsächliche Einsparungen sind im Bereich der Kindertagesbetreuung kaum möglich. „Hier sind wir ein bisschen Opfer unseres eigenen Erfolgs geworden“, sagt der Landrat: „Wenn immer mehr Eltern immer früher ein Betreuungsangebot für ihre Kinder nicht nur wünschen, sondern brauchen, dann werden wir diese Infrastruktur natürlich schaffen“, betont Müller: „Und bisher ist es uns auch immer gelungen, allen Eltern, die ein Betreuungsangebot für ihr Kind wünschen, diesen auch anzubieten. Das ist ein Kraftakt – aber wir haben es hinbekommen und werden das auch künftig hinbekommen!“, betont Müller.

Auf der anderen Seite sieht er bei der Kita-Finanzierung aber das Land viel stärker als bisher in der Pflicht. „Bei der Ausgestaltung der Kindertagesbetreuung haben wir vor Ort praktisch keinen Spielraum: den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz hat der Bund eingeführt, das Land macht alle Vorgaben für die Ausgestaltung: von der Gruppengrößen über das Raumprogramm bis zum Mitarbeiterschlüssel. Nur zahlen müssen am Ende wir, die Kommunen. Hier sehe ich das Land deutlich stärker gefordert und hoffe, dass sich die Landesregierung dieser Verantwortung bewusst ist und künftig einen deutlich größeren Anteil der Kosten für die Kindertagesbetreuung übernimmt.“


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