Siegerlandmuseum – Positives Fazit der internationalen Rubens-Tagung

(wS/red) Siegen 18.09.2019 | Rubens-Tagung in Siegen: Spannende Vorträge, angeregte Diskussionen

Am Montag, 16. September, und Dienstag. 17. September 2019, stand das Gemälde „Kreuzabnahme“, das sich seit 2018 als Leihgabe des Kunsthauses Lempertz in Brüssel im Siegerlandmuseum befindet, im Fokus einer internationalen Tagung. Die Komposition des Bildes wird Peter Paul Rubens zugeschrieben, ob es sich bei dem Bild wirklich um einen sehr frühen, um 1600 zu datierenden Rubens handelt, wurde von verschiedenen Positionen beleuchtet und diskutiert. Prof. Arnout Balis, Centrum Rubenianum, stellte die Geschichte des Bildes und seine potentielle Herkunft aus der Kapelle der Herzogin Eleonora Gonzaga im Palazzo Ducale in Mantua in den Fokus. Dr. Joost Vander Auwera, Königliche Museen Brüssel, plädierte für einen ernsthaft zu nehmenden Umgang mit der Identifizierung von Kunstwerken und ihrer Einordnung in die Kunstgeschichte.

Prof. Griet Blanckaert erläuterte die Restaurierung des Gemäldes, zeigte den Zustand vor der Maßnahme 2004 und konkretisierte die Röntgenaufnahmen, die fehlende Unterzeichnung und bisher fehlende Pentimenti. Deutlich wurde auch, dass weitere technische Untersuchungen unter Umständen wichtige Ergebnisse zu Tage bringen könnten. Marina Daiman, Universität New York, zurzeit Scholar am Centrum Rubenianum, wandte sich der Entwicklung des Themas „Kreuzabnahme“ im Werk von Rubens zu und Prof. Ulrich Heinen verglich in spannenden Gegenüberstellungen die Defizite des Siegener Gemäldes mit einer Kopie, die oft vergleichbare „Fehler“ zeigt. Das betrifft insbesondere die anatomisch nicht korrekten Hände und Füße oder die Stellung der Arme.

Warum sitzt der Daumen des Mannes mit der Glatze an der falschen Seite oder hat er ganz einfach zwei rechte Arme? Dr. Jaroslav Sojka, Chefkurator der Prager Burg, brachte nicht nur neue Aufnahmen der in Prag befindlichen „Götterversammlung“ mit. Dieses Bild gilt als Rubens und wird 1603/1604 datiert. Allerdings wurde in seinem Vortrag ganz deutlich, dass auch dieses Bild seine Schwächen hat, die man einerseits dem jungen Rubens zuschreiben kann, die andererseits aber auch das Ergebnis nicht immer nach heutigem Verständnis sachgerechter Restaurierung sein könnten. Als besonderer Gast referierte Dr. Anne-Marie Logan (83), New York, über ihre neuesten Entdeckungen im Bereich der Rubens-Zeichnungen. „Eine spannende Tagung mit vielen anregenden Diskussionen, die weitere Forschungen an und mit dem Bild ‚Kreuzabnahme‘ sicherlich befruchten wird“, lautet das abschließende Fazit des Leiterin des Siegerlandmuseums, Prof. Dr. Ursula Blanchebarbe.

Bildunterschrift Gruppenfoto: „Pflichtstopp“ für die Teilnehmer der internationalen Rubens-Tagung im Siegerlandmuseum war während der Stadtführung natürlich die Gedenktafel, die auf dem Gelände der Realschule am Oberen Schloss an Rubens’ Geburtshaus (im Zweiten Weltkrieg zerstört) erinnert.

Von links nach rechts: Jaroslav Sojka, Prag, Griet Blanckaert, Antwerpen (Restauratorin), Ursula Blanchebarbe, Siegerlandmuseum, David Jaffe, London, Eveliina Juntunen, Uni Bamberg, Arnout Balis, Antwerpen Centrum Rubenianum, hinten Veronika Korbei, Wien, Ulrich Heinen, Wuppertal, Joost Vander Auwera, Brüssel, vorne Anne Marie Logan, New York, Marina Daiman, New York University, zurzeit Scholar am Centrum Rubenianum. Es fehlt Joseph Imorde, Universität Siegen.

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