Neue Auszubildende im Bauhandwerk

(wS/Kr) Kreuztal 08.09.2021 | Rekord-Ausbildungszahlen im AWZ Bau – 150 junge Menschen machen Ausbildung im heimischen Bauhandwerk

Das Aus- und Weiterbildungszentrum Bau (AWZ Bau) in Kreuztal startet mit 150 jungen Menschen in das neue Ausbildungsjahr und verzeichnet damit die höchste Auszubildendenanzahl, die es seit den letzten 20 Jahren dort gegeben hat.

Während bundesweit über einbrechende Ausbildungszahlen in sämtlichen Berufszweigen berichtet wird, geht es für das AWZ Bau in Kreuztal genau in die entgegengesetzte Richtung: Mit 145 jungen Männern und 5 jungen Frauen, die in den vergangenen Wochen und Tagen ihre überbetriebliche Ausbildung in Kreuztal-Fellinghausen begonnen haben, schreibt das AWZ Bau die höchste Auszubildendenanzahl in diesem Jahrtausend. Im Vergleich zum Vorjahr, in dem es bereits einen Anstieg um 18 Prozent gab, haben sich noch einmal knapp 9,5 Prozent mehr junge Menschen hier in der Region für eine Ausbildung im Bauhandwerk entschieden.

Anna Hoffmann entschied sich nach ihrem Abitur für eine Ausbildung zur Zimmerin und ist damit allein unter Männern.

Nach dem Abitur: Ausbildung zur Zimmerin

Bereits Anfang Juni starteten 26 Duale Studierende – 18 im gewerblichen Bereich sowie zwei Bauzeichnerinnen und sechs Bauzeichner – ihren achtwöchigen Grundlehrgang im Rahmen ihres Dualen Studienganges Bauingenieurwesen. Ende August sind darüber hinaus 17 Maurer, 18 Beton- und Stahlbetonbauer, 32 Zimmerer, neun Fliesen-, Platten-, und Mosaikleger sowie 48 Auszubildende im Straßenbauerhandwerk gestartet. Im Vergleich zum Vorjahr ist besonders im Bereich des Straßenbauerhandwerks und auch bei den Zimmerern eine deutliche Steigerung der Ausbildungszahlen zu verzeichnen. Während sich 2020 26 junge Menschen für eine Ausbildung im Zimmererhandwerk entschieden haben, sind es in diesem Jahr 32. Darunter auch Anna Hoffmann. Nach ihrem Abitur entschied sich die einzige junge Frau unter den 31 Männern ganz bewusst für eine Ausbildung als Zimmerin und nicht für ein Studium: „Einen Bezug zum Handwerk hatte ich vor meiner beruflichen Orientierung nicht. Aber ich habe mehrere Praktika gemacht und unterschiedliche Berufe kennengelernt. Auch einen klassischen Bürojob oder einen Beruf im Verkauf habe ich mir angeschaut. Aber nichts hat mir so viel Spaß gemacht, wie die handwerkliche Arbeit in der Zimmerei. Auch die vielfältigen Karriere-Möglichkeiten im Handwerk haben mich begeistert.“

Auch Theorie gehört dazu: In der zum Schulungsraum umfunktionierten Ausstellungshalle gilt die Abstandsregelung und wird durch Einzeltische gut umgesetzt.

Straßenbauerhandwerk: Anstieg um knapp 55 Prozent

Das regionale Straßenbauerhandwerk erlebt einen regelrechten Boom. 2019 gab es in diesem Bereich 19 Auszubildende, 2020 31 Auszubildende hier aus der Region und 2021 sage und schreibe 48 – darunter auch zwei junge Frauen. „Wer sich die A45 anschaut, der weiß: Wir brauchen Straßenbauer und Straßenbauerinnen“, bringt Judith Hamers, stellvertretende Geschäftsführerin und Bildungsprojektleiterin im AWZ Bau diese Entwicklung auf den Punkt. Die Nachfrage nach Bauleistungen im Straßenbau sei enorm hoch. Nach Einschätzung von Horst Grübener, Geschäftsführer des AWZ Bau, wird sich dieser Trend auch in den nächsten Jahren fortsetzen, denn bundesweit seien zahlreiche Straßen, Brücken und Autobahnen sanierungsbedürftig.

Auf dem Außengelände des AWZ Bau können die angehenden Straßenbauer praktische Übungen an der frischen Luft machen.

„Berufe im Bauhandwerk sind krisenfest“

Warum entgegen dem bundesweiten Trend die Ausbildungszahlen im Bauhandwerk gestiegen sind, erklärt sich Horst Grübener so: „Die Corona-Pandemie hat einmal mehr gezeigt, dass Handwerksberufe im Vergleich zu vielen anderen Berufszweigen sehr solide und krisenfest sind. Die Nachfrage nach Handwerksleistungen steigt kontinuierlich. Deshalb ist diese hohe Anzahl an Auszubildenden sehr erfreulich.“ Positiv zu erwähnen ist laut Judith Hamers auch die Tatsache, dass die heimischen Betriebe eine ungebrochene Ausbildungsbereitschaft an den Tag legen und trotz Herausforderungen wie Corona-Pandemie oder Materialknappheit sowie exorbitant steigende Materialpreise, noch mehr junge Menschen ausbilden als in den Jahren zuvor. Das sei sehr schlau, denn die Auftragsbücher der meisten Betriebe sind lange im Voraus gut gefüllt. Die Fachkräfte von Morgen würden dringend gebraucht.

In der Betonbauerhalle verfeinern die angehenden Betonbauer ihre handwerklichen Fähigkeiten.

Vom Lehrbauhof zum modernen Aus- und Weiterbildungszentrum

Das AWZ Bau sieht sich auch für derart hohe Auszubildendenzahlen sowie für die zunehmenden digitalen Anforderungen, sehr gut aufgestellt. Durch den aktuell laufenden Neubau eines Verwaltungs- und Schulungsgebäudes, das planmäßig zum Ende des Jahres fertiggestellt werden soll, werden weitere räumliche Kapazitäten mit modernster Ausstattung erschlossen. In den vergangenen Jahren wurde bereits kräftig investiert, um das AWZ Bau von einem anfänglichen Lehrbauhof zu einem zertifizierten und seit Jahren bundesweit tätigen Aus- und Weiterbildungszentrum zu entwickeln. So gibt es auf dem 11.000 Quadratmeter großen Areal inzwischen 3.500 Quadratmeder Ausbildungs- und Schulungsräume in insgesamt 10 Ausbildungshallen sowie Außenbaustellen für digitale Vermessung und Baumaschinenkurse im Straßenbau. „Die digitalen Möglichkeiten sind für die Arbeit auf der Baustelle sehr wichtig. Außerdem führt die Digitalisierung nicht nur zu neuen spannenden Herausforderungen, sondern auch zu einer höheren Attraktivität der Berufe. Hier im AWZ Bau fördern wir genau das, was auf den Baustellen gebraucht wird“, erklärt Horst Grübener. Neben der Ausbildung stehen aber auch die Bereiche Weiterbildung, Umschulung und Berufsorientierung auf dem Programm. Einzigartige Weiterbildungsangebote und gezielte Projekte wie Potenzialanalysen in Schulen, Ferienkurse und Schnupperpraktika tragen zum Erfolg des modernen Aus- und Weiterbildungszentrums bei. Mit speziellen Förderangeboten werden Menschen mit individuellem Unterstützungsbedarf, insbesondere junge Geflüchtete, im Rahmen des Projekts „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“ bei ihrem Weg in Ausbildung und Arbeit unterstützt.

Volle Konzentration beim Mauern: Unter Einhaltung der Abstandsregelungen arbeiten die angehenden Maurer in der Ausbildungshalle.

Im AWZ Bau zählt vor allem der Mensch

Neben der „Hardware“ wie Maschinen und Gebäude zählt im AWZ Bau vor allem auch die „Software“ Mensch. Denn um eine Ausbildung zum Erfolg werden zu lassen, ist auch das Umfeld und die Menschen, die die Auszubildenden in dieser Zeit prägen, von großer Bedeutung. „Nur wer ein Herz für den Menschen und Freude daran hat, Menschen weiterzubringen, ist als Mitarbeiter im AWZ Bau richtig“, so Judith Hamers. In dem modernen Aus- und Weiterbildungszentrum sind 15 Mitarbeitende sowie etwa 70 nebenberuflichen Dozentinnen und Dozenten beschäftigt, die sich genau das auf die Fahne geschrieben haben. „Die Motivation ist der Schlüssel zum Erfolg. Das ist auch bei jungen Menschen in der Ausbildung so. Wir möchten hier ein Umfeld schaffen, in dem die jungen Menschen ihre individuelle Antriebskraft entwickeln können. Das geschieht unter anderem auch durch Wertschätzung und Anerkennung. >>Finden und Binden von Mitarbeitern<< lautet unser Motto, mit dem wir die Betriebe bei ebendieser herausfordernden Aufgabe unterstützen“, erklärt Horst Grübener.

Text und Bilder: Rebecca Dalhoff

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