Landrat Andreas Müller: „Mobilitätswende braucht Mut zu großen Würfen“

(wS/si) Siegen 24.06.2022 | Landrat Andreas Müller möchte auch nach dem 9-Euro-Ticket dauerhaft günstige ÖPNV-Tarife und plädiert für die Einführung eines bundesweiten 365-Euro-Tickets: „Wenn wir wirklich eine Mobilitätswende wollen, brauchen wir den Mut zu großen Würfen!“, sagt Müller. Das 9-Euro- Ticket ist aus seiner Sicht ein großer Erfolg, als Dauerlösung aber wahrscheinlich nur schwer finanzierbar. Ein 365-Euro-Ticket, für das sich Müller schon seit vielen Jahren einsetzt, belastet den Bundeshaushalt dagegen deutlich weniger. Und ein bundesweites Nahverkehrsticket für nur einen Euro am Tag wäre aus Müllers Sicht immer noch „ein ganz großer Wurf, eine Verkehrsrevolution und ein Meilenstein für die Verkehrswende – aber mit deutlich geringeren Belastungen für die öffentlichen Haushalte als die 2,5 Milliarden für drei Monate 9-Euro-Ticket“,so der Landrat.

Aus Sicht von Andreas Müller sind günstige ÖPNV-Tarife ein ganz wesentlicher Faktor, um Menschen dazu zu bewegen, vom Auto auf Busse und Bahnen umzusteigen: „Gerade bei uns bremsen Tarif- und Ländergrenzen die Mobilitätswende jeden Tag aufs Neue aus. Für viele ist es bei den normalen Tarifen einfach zu teuer, mit dem Zug nach Köln oder Frankfurt zu fahren. Mit einem 365-Euro-Ticket wäre das aber ganz anders: Der ÖPNV wäre eine echte Alternative zum Auto“, ist der Landrat überzeugt: „Insbesondere wenn es Anfang September einen Preissprung bei Benzin und Diesel geben wird – weil die Steuern wieder komplett fällig werden – könnte der ÖPNV mit günstigen Fahrpreisen nachhaltig zusätzliche Fahrgäste an sich binden“, ist Müller überzeugt.

Zudem verweist der Landrat auf die sozialen Effekte: „Gerade Menschen mit weniger Geld profitieren ganz direkt von günstigen ÖPNV-Tarifen. Wer jeden Euro zweimal umdrehen muss, merkt sofort, wenn er nur noch einen Euro am Tag für Mobilität ausgeben muss!“ Um Ende August einen nahtlosen Übergang zu ermöglichen, sieht Müller auch das Land in der Pflicht: Ein 9-Euro-Ticket für NRW wäre aus seiner Sicht eine Übergangs-Maßnahme, mit der die neue schwarz-grüne Landesregierung zeigen könnte, wie ernst sie es mit der Verkehrswende meint. „Zugleich könnte die Landesregierung damit unterstreichen, dass sie auch die ländlichen Räume in unserem Bundesland im Blick hat. Denn aufgrund der dünneren Besiedelung und der weiteren Entfernungen sind ÖPNV-Fahrpreise in den Flächenkreisen in aller Regel höher als in den größeren Städten.“

Neben günstigen Tarifen ist der bedarfsgerechte Ausbau des ÖPNV-Angebots ein weiterer Schwerpunkt, der dem Landrat am Herzen liegt: „Wenn Infrastruktur, Leistungen und Qualität nicht zeitgleich verbessert werden, hilft auch ein günstiges Ticket auf Dauer wenig“, ist er überzeugt. Auch das gehe nicht ohne Förderungen von Bund und Land. Aber auch der Kreis werde den ÖPNV stärken, etwa mit dem neuen Nahverkehrsplan, der aktuell erarbeitet wird. „Wenn es um günstige Tarife geht, sind aber der Bund und die Länder in der Pflicht. Und ich kann nur ganz dringend dazu aufrufen, jetzt mutig einen großen Wurf zu wagen!“

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