Ein Zeichen der Dankbarkeit – Ausstellung von ukrainischen Geflüchteten im Rathaus zu sehen

(wS/hi) Hilchenbach 29.08.2022 | „Bis zum 24. Februar haben wir ganz normal gewohnt und gelebt…Wir wollten den Menschen hier zeigen, wie unser Leben vorher gewesen ist,“ sagt Hanna Bokova mit zitternder Stimme. Mit „unser Leben vorher“ meint sie ihr Leben in Bachmut in der Ukraine. Dort hat die junge Frau als Journalistin gearbeitet, ihr Mann war leitender Mechaniker, ihre drei Kinder gingen in die Schule, zum Fußballtraining und in den Kindergarten. Mit den Explosionen, die am Morgen des 24. Februars ertönten, löste sich ihre Heimatstadt und ihr weiterer Lebensplan buchstäblich in Luft auf. Ihr Zuhause hat sie seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen. Besonders in den letzten Tagen hat Hannah Bokova oft an ihre ukrainische Heimat, die viele hunderte Kilometer weit weg liegt, gedacht. Denn am 24. August wird in der Ukraine traditionell der Nationalfeiertag, der Tag der Unabhängigkeit, gefeiert. „Es ist der wichtigste Tag im Jahr und die Menschen in der Ukraine können ihn nicht feiern.“

Deshalb hatte Hanna Bokova die Idee, diesen besonderen Tag und die Lebensgeschichte der geflüchteten Familien in einer kleinen Ausstellung zu präsentieren. Zum einen, um zu zeigen, wie ihr Leben vorher gewesen ist, zum anderen, um den Menschen zu danken, die ihnen hier in Hilchenbach eine Heimat gegeben haben. „Wir sind so dankbar, dass wir hier leben und unsere Kinder beschützen können. Nur so und mit eurer Unterstützung können wir durchhalten.“

Auf zwei großen Stellwänden sind nun die Geschichten von sieben ukrainischen Familien zu sehen. Dort ist zu lesen, wie sie alle die Nacht und den Morgen des 24. Februars erlebt haben. Dazu gibt es Fotos und gemalte Bilder, die an ihre ferne Heimat erinnern.

Auch Elisabeth Beljatschitz hat die Familien bei der Ausstellung unterstützt und Texte übersetzt. Als Lehrerin hat sie 35 Jahre lang am Hilchenbacher Jung-Stilling-Gymnasium Russischunterricht gegeben. Seit 1. August unterrichtet sie wieder, allerdings auf Russisch und Deutsch. Zwei Mal in der Woche gibt sie im „Rondell“ im Gerberpark 20 ukrainischen Geflüchteten Deutschunterricht. „Als der Krieg ausbrach, war mir klar, dass ich mithelfen werde. Weil ich aber nicht dorthin fahren und kämpfen kann, gebe ich deshalb Deutschunterricht.“

Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis war die hohe Bedeutung des ukrainischen Feiertags bewusst und zeigte sich von der kurzfristig organisierten Ausstellung sehr beeindruckt: „Der 24. August ist besonders in diesem Jahr ein sehr wichtiger Tag. Ich kann mir nicht vorstellen, was Sie alle bisher durchmachen mussten. Vor allem, was ihre Kinder durchmachen mussten. In diesen besonderen Zeiten kann ich versichern: Wer möchte, kann zurückgehen. Wer möchte, kann aber auch gerne hierbleiben.“

Die Ausstellung ist noch bis Mitte September im Foyer des Hilchenbacher Rathauses während der Öffnungszeiten zu sehen.

Die geflüchteten ukrainischen Familien zusammen mit ihrer Deutschlehrerin Elisabeth Beljatschitz (links) und Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis vor den Ausstellungswänden

Dieses Bild trägt den Titel „zusammen halten“. Die Künstlerin Anna Motrych sagt dazu: Wir Geflüchteten sind nicht zerstreut worden. Wir halten wie ein Organismus zusammen

Die Ideengeberin der Ausstellung: Hanna Bokova mit ihrer Tochter Miroslawa

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