Leere Köpfe und verpasste Chancen: TuS Ferndorf unterliegt TUSEM Essen

(wS/Red) Essen/Ferndorf 14.09.2024 | Nervosität und Fehler kosten TuS den Sieg gegen TUSEM

Es war das erwartet schwere Auswärtsspiel in dieser noch jungen Zweitligasaison 2024/2025. Nach dem grandiosen Heimsieg gegen Dormagen wollte man nun diese Leistung beim Gastgeber „Am Hallo“ bestätigen und hatte sich viel vorgenommen.
Essen wollte sich nach ihrer „Klatsche“ beim Bergischen HC besser präsentieren und hatte einen Sieg gegen Aufsteiger Ferndorf fest im Visier.
Sie verfügten ja in der letzten Zweitligasaison über die beste Abwehr in der Liga. Ferndorf tat das auch, allerdings in der 3. Liga und wurde da zudem noch Meister. Es war also alles angerichtet für einen heißes Tänzchen in der Sporthalle „Am Hallo“.

Was werden wohl einige gedacht haben, als sie als Spieltag Freitag den 13. gelesen haben, vermutlich nichts, denn das ist ja auch ein Aberglaube. Beim recherchieren landet man u.a. beim Christlichen Abendmal und sogar in der griechischen Mythologie, also lassen wir das.

Grafik: TuS Ferndorf

TUSEM ESSEN gegen TUS FERNDORF: 28:23 (14:12)

Für Ceven Klatt und seine Jungs war es ein Tag zum Vergessen. So kurz angebunden habe ich ihn nach einem Spiel bei einer Pressekonferenz noch nie erlebt.
Nach dem Spiel ging ich zu einem unserer Spieler für ein Statement, aber der Weg hätte mir erspart bleiben können. Die Köpfe waren leer, das mussten sie erst einmal verarbeiten. Das Ergebnis wirkt auf den ersten Blick nicht dramatisch, wenn man bedenkt, dass TUSEM noch vor einer Woche mit neun Toren beim Bergischen HC verloren hatte. Es ist jedoch die Art und Weise, wie der TuS das Spiel verlor – dieses Spiel hätte man durchaus gewinnen können.

Ferndorf hatte Anwurf, und der TUSEM-Keeper parierte den Ball. Anschließend wechselten sich die Teams im Torewerfen ab: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2, 3:3 – so ging es bis zur 11. Minute weiter. Da stand es nach diesem Hin und Her 6:6, ein eigentlich ganz normaler Verlauf. Erste Anzeichen waren jedoch erkennbar, dass die Konzentration nachließ. Leichte Fehler schlichen sich ein. Nach dem 6:6 erhielt Janko Kevic eine Zeitstrafe, die Essen mit einem Doppelschlag in der 13. Minute zum 8:6 nutzte. Ein Treffer ging dabei ins leere TuS-Tor, denn Kevic saß auf der Strafbank.

Ceven spürte die Unruhe und Nervosität im Team und nahm sofort eine Auszeit, die jedoch nicht von Erfolg gekrönt war. Daniel Hideg erzielte zwar das 8:7, aber Essen konterte mit 9:7 und 10:7. Dazwischen lag eine erneute Zeitstrafe gegen Ferndorf, diesmal erwischte es Josip Eres. Als das Team wieder komplett war, lief es besser, der TuS kam auf 11:9 (21. Min.) und 11:10 (25. Min.) durch Janko Kevic heran. Es gab noch einen Siebenmeter für die Gastgeber, doch Marvin Mundus und Daniel Hideg erzielten umgehend das 12:12. Sofort kam Partystimmung im Gästeblock auf, sehr zur Freude der etwa 35 bis 40 mitgereisten TuS-Fans, unter ihnen auch neun Trommler der Ferndorfer Füchse und die stimmgewaltige Brigade C.

Nach dem 12:12 nahm TUSEM-Coach Daniel Haase eine Auszeit, da ihm das Spielgeschehen nicht gefiel. Das Ergebnis kam auch nur zustande, weil sich die TuS-Abwehr gut gegen die Angriffe wehrte und den Gegner oft ins Zeitspiel zwang – die aber dennoch oft erfolgreich waren. Auf der anderen Seite stand der Paradenkönig der vergangenen Woche, Can Adanir, im Ferndorfer Kasten, der in der ersten Halbzeit neun Würfe der Essener parierte. Die Halbzeit war noch nicht erreicht, da schlichen sich nach der Auszeit der Gastgeber wieder Fehler beim TuS ein. Der Gegner nutzte das aus, und zum Pausentee ging man mit einem 14:12, das absolut unnötig war.

In der Kabine dürfte es wohl nur ein Thema gegeben haben, doch offenbar hörten die Spieler nicht richtig zu, denn ihr Spiel wurde nicht besser. Im Gegenteil: In der zweiten Halbzeit häuften sich die technischen Fehler und Fehlwürfe weiter, ohne erkennbaren Grund. Es lag nicht daran, dass Essen zur Übermannschaft mutierte – sie spielten ein solides Heimspiel, aber Ferndorf hätte bei normaler Leistung durchaus zwei Punkte mitnehmen können.

Die zweite Halbzeit begann dort, wo die erste aufgehört hatte: Ferndorf machte Fehler, und Essen nahm das Geschenk gerne an und traf. Halbzeitübergreifend erzielten sie zwischen der 25. und der 33. Minute fünf Tore in Folge, sodass es bald 17:12 stand. Ein kurzes Aufbäumen des TuS zeigte, dass sie sich nicht kampflos ergeben wollten. So kamen sie durch Dahlgren, Kevic, Schikora und da Rocha Viana (2x) bis zur 40. Minute wieder auf 20:17 heran. Sollte da noch etwas gehen? Nein, leider nicht. Immer wenn man dachte, sie kämen zurück, schlichen sich wieder unnötige Fehler ein, und Essen traf nach Belieben. Ceven Klatt nahm erneut eine Auszeit, doch es ging weiter: In der 50. Minute stand es bereits 26:19.

An der Ferndorfer Abwehr lag es nicht unbedingt, aber die Offensivleistung war sehr enttäuschend. Zudem hatte man den Essener Torhüter so richtig warmgeschossen, und der lief zwischenzeitlich zur Höchstform auf. Auch bei Ferndorf ließ die Leistung nach: Nach neun Paraden in der ersten Halbzeit gingen Can Adanirs Kräfte zur Neige, und er bekam keinen Ball mehr zu fassen. In der 49. Minute wurde er durch Jonas Wilde ersetzt, der bis zum Schlusspfiff noch eine Parade verzeichnete. Essen spielte die Partie souverän zu Ende, ohne Risiken einzugehen. Daniel Haase nahm in der 53. Minute noch eine Auszeit und schaltete einen Gang zurück. Bis zum Abpfiff kamen sowohl der TuS als auch Essen noch zu je zwei Treffern. Der Endstand lautete 28:23 – auf Ferndorfer Seite eindeutig zu wenig Tore, was auf eine schwache Offensivleistung zurückzuführen war.

Einen trainingsfreien Sonntag wird es für Cevens Jungs wohl nicht geben. Es dürfte Sondertraining und eine lange Videoanalyse anstehen. Eine solide Leistung zeigten eigentlich nur Can Adanir (in der ersten Halbzeit), Janko Kevic und Gabriel da Rocha Viana – die anderen erreichten nicht das Niveau des Spiels gegen Dormagen. Die vielen vergebenen Chancen hätten mit Sicherheit für einen Sieg gereicht, denn die erste Halbzeit endete 14:12, die zweite 14:11. Aber „hätte, hätte, Fahrradkette“ – es war nicht so. In der 2. Bundesliga werden Fehler schneller und härter bestraft. Mal sehen, wie schnell Ceven Klatt seine Jungs wieder auf 100 % bringen kann, denn am kommenden Freitag (ACHTUNG, NEUE ANWURFZEIT um 19:30 Uhr) ist der TV Großwallstadt zu Gast in der Stählerwiese. Dann können die Jungs zeigen, dass das Spiel in Essen nur ein Ausrutscher war.

Die Grüne Karte für eine Auszeit beim Handball gehört weitgehend der Vergangenheit an, zumindest in den höheren Spielklassen. Heute schlägt man auf den Buzzer.

Torschützen:
Janko Kevic 6
Gabriel da Rocha Viana 5
Daniel Hideg 3
Josip Eres 2
Hampus Dahlgren 2/1
Julius Fanger, Marvin Mundus, Mattis Michel, Paul Schikora und Valentino Duvancic je 1
Bericht: Peter Trojak
Fotos: Andreas Domian

CEVEN KLATT: Zum Spiel gibt es heute keine zwei Meinungen. Wir spielen ein sehr fehlerbehaftetes Spiel, sind insgesamt sehr undiszipliniert, haben kaum Normalleistungen in der Mannschaft und scheitern viel zu häufig freistehend am Essener Keeper, der das gut macht. Bereitschaft, Einsatz und Disziplin sind Dinge, die uns heute einfach fehlten. Am Ende ein völlig verdienter Sieg für Essen. Ich finde, dass wir in der 1. HZ im gebundenen Spiel in der Abwehr ordentlich verteidigt haben und den guten Can Adanir noch dahinter hatten. Kevic und Viana hatten Normalform, aber der Rest war weit davon weg, deshalb war es ein schlechtes Spiel für uns.

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