Ferndorfer Leidenschaft entfacht ein Feuer in der Ischelandhalle in Hagen

(wS/Red) Hagen/Ferndorf, 13.12.2024 | Mit Trommeln, Fahnen und Herzblut: Ferndorfer Fans drehen die Halle auf links

Was elektrisiert die Massen im Ferndorftal? Was ist immer Gesprächsthema vor und nach dem Spiel? Wo schlagen die Wellen am höchsten? Was ist das Derby aller Derbys …?
Natürlich, es ist das Derby des TuS Ferndorf gegen den VfL Eintracht Hagen.

VfL Eintracht Hagen gegen TuS Ferndorf 24:29 (12:13)

Und das kleine FernDORF musste zum Auswärtsspiel beim VfL Hagen antreten. Musste antreten in der Ischelandhalle, ein Name, der allen Ferndorfern schon lange in den Ohren klingt, denn schon oft haben die von der „Perle der Natur“ den Grün-Gelben das Fell über die Ohren gezogen. Es wären auch noch mehr Ferndorfer Fans dagewesen, wenn man noch eine Hintertortribüne geöffnet hätte. Warum das nicht so war, entzieht sich unserer Kenntnis. Beim nächsten Heimspiel der Hagener kommt der Tabellenführer, der Bergische HC – für dieses Spiel öffnet man eine weitere Tribüne!!??

Sei’s drum, das Abwehrgespann von Ceven Klatt hat eine unfassbare Leistung an den Tag gelegt. Nicht nur, dass sie gewonnen haben, sie haben das auch in einer Manier gemacht, vor der man bedenkenlos den Hut ziehen kann.

Vor dem Spiel sprach Ceven von einem Team, das wacher, präsenter und bereiter von Anfang an sein müsse. Er verlangte eine gewisse Bereitschaft und Grundaggressivität und dass um jeden Ball gekämpft werden muss. Er erwähnte auch schon vor dem Spiel Julius Fanger und attestierte ihm das größte individuelle Potenzial.

Und?? Haben sie das getan? Ja, das haben sie, das und noch viel mehr. Denn was da auf der Platte zelebriert wurde, war ganz hohe Handballkunst. Das war eine derart exzellente Mannschaftsleistung und hat uns allen gezeigt und bestätigt, warum wir diesen Sport so lieben. Klar haben wir auch Fehler gesehen – die macht aber auch die Nationalmannschaft. Wir haben aber auch gesehen, was eine Mannschaft kämpfen kann, die an sich glaubt und die dadurch Berge versetzen kann – und auch Berge versetzt hat. Vor dem Spiel war der TuS bei etlichen nicht der Favorit in diesem Spiel, da die Hagener in ihren letzten Spielen einen wirklich starken Aufwärtstrend zu verzeichnen hatten.

Ferndorf war von Beginn an hellwach, und die Spiele, in denen sie öfter die 1. Halbzeit oder Teile davon verschliefen, hatten mit diesem Match absolut nichts gemein. Marvin Mundus sagte uns vor dem Spiel, dass die ganze Mannschaft Bock auf dieses Spiel habe, und wahrlich, das haben wir gesehen. Und wieder einmal zeigte uns ein „wilder Wilde“, wie es ausschaut, wenn man über sich hinauswächst, wie man die „Ische“ einmal auf links dreht und den Gegner in die Verzweiflung treibt. Was Jonas da in Perfektion zum Besten gegeben hat, ringt einem Respekt ab und zeigt uns auch, warum Ferndorf da steht, wo sie aktuell stehen. Es ist noch lange nichts in „trockenen Tüchern“, aber wenn man so weitermacht, sollte uns nicht bange werden.

Der VfL ging mit 1:0 in Führung, aber Ferndorf war diesmal von Beginn an hellwach und sorgte dafür, dass die Gastmannschaft sich nicht absetzen konnte. Nach Daniel Hidegs 1:1 holte sich Mattis Michel eine Zeitstrafe ab, und Hagen erhöhte auf 2:1 und durch einen TuS-Fehlwurf auch auf 3:1. Aber man sah nun ein anderes Spiel von Cevens Jungs: Sie kämpften sich immer wieder ran. Es wurde ein spannendes und schnelles Match mit offenem Schlagabtausch. In der 12. Minute stand es 5:5, und Josip Eres erzielte die erste TuS-Führung – es war das 5:6. Sie hielten das Spiel auf diesem Niveau. Ihm folgten das 7:8, 8:9 oder auch in der 23. Minute das 9:10. Hagen erzielte nun zwei Tore in Folge, eins bedingt durch einen Fehlwurf des TuS. Die Halbzeitsirene war schon in Reichweite, als Marvin Mundus und Marko Vignjevic das 11:12 und 11:13 erzielten. Hagen hatte noch einen Treffer, und man ging mit einem knappen, wenn auch gefühlt ungefährdeten Sieg zum Pausentee. Schon in dieser 1. Halbzeit sah man die Qualität unserer Mannschaft. Wir denken, wenn es gegen Hagen geht, sind immer ein paar Pfeile mehr im Köcher – und so war es auch diesmal.

VfL Eintracht Hagen gegen TuS Ferndorf, Gästeblock.

Nehmen wir nur die 16. Minute: In dieser Minute erhielten im Abstand von nur 17 Sekunden Gabriel Viana und Daniel Hideg Zeitstrafen, die der TuS mit nur einem Gegentor überstand. Ferndorfs „Hexer“ Jonas Wilde parierte fünf Würfe des Gegners, und es sollten im gesamten Spiel nicht seine letzten sein.

Neben mir am Pressetisch saß Hampus Dahlgren. Er konnte nicht eingesetzt werden, da er sich wohl im Spiel gegen den BHC eine Oberschenkelzerrung zugezogen hatte. Ich habe ihn dazu befragt, und er hat es genau so bestätigt. Bis zum Spiel am 21.12. gegen Coburg sollte das aber wohl der Vergangenheit angehören. Nicht nur unsere Spieler waren hellwach – nein, auch unsere mitgereisten Fans, die den Gästeblock auf Sitz- und Stehplätzen prall gefüllt hatten, trieben die Dezibel ein ums andere Mal in schwindelnde Höhen. Die lautstark singende Brigade C, die Füchse mit ihren 11 melodiösen Trommeln und die Schar an anderen TuS-Fans, die ihre Fahnen schwenkten oder ihre Klatschen traktierten – sie alle trugen das Ihre dazu bei. Es mutierte im weiteren Spielverlauf zu einem Heimspiel der Ferndorfer (wer kennt das nicht 😉), denn mit zunehmender Spieldauer verblasste die Hagener Unterstützung. Auch der geneigte VfL-Fan musste hier konstatieren: „Das wird heute nichts.“ Und 1256 Zuschauer (darunter ca. 200 Ferndorfer?) sahen ein TuS-Team, das an diesem Tag unschlagbar war.

Der TuS-Express nimmt Fahrt auf

Die zweite Halbzeit begann mit dem letzten Ausgleich der Hagener (13:13). Danach übernahm der TuS das Spielgeschehen vollends. Trotz zweier Roter Karten in kurzer Folge (Mattis Michel und Valentino Duvancic) hielt das Team die Kontrolle. Weder Ausfälle noch ein Timeout der Hagener konnten den TuS-Express aufhalten. Julius Fanger begann zu zaubern, Gabriel Viana, Marko Vignjevic und Daniel Hideg setzten beeindruckende Akzente – das Abwehrbollwerk und ein sensationeller Jonas Wilde im Tor ließen Hagen verzweifeln. Julius Fanger brillierte heute über die gesamten 60 Minuten, ihn bekamen die Hagener überhaupt nicht in den Griff, er erzielte 7 krachende Tore und überzeugte auf der ganzen Linie.

Bis zur 57. Minute bauten die Ferndorfer ihre Führung auf 27:20 aus. Die Stimmung im Hagener Fanblock glich mittlerweile der Frankfurter Oper im dritten Akt – leise und resigniert. Dafür bebte der Ferndorfer Gästeblock, angetrieben von der lautstarken Brigade C , den Ferndorfer Füchse, die mit lautstarken, melodiösen Trommeln den Taktstock schwangen und den restlichen Fans, die mit Fahnen und Klatschen ihre Mannschaft nach vorne peitschten.

DAS IST FERNDORF – DAS BIST DU

Ein verdienter Sieg

Am Ende hieß es 29:24 für den TuS Ferndorf. Hochverdient, ohne jede Diskussion. In der Pressekonferenz lobte Ceven Klatt sein Team ausgiebig – und auch ein Grinsen und Augenzwinkern verschiedene  Richtungen konnte er sich nicht verkneifen.

Dieser Sieg war ein Statement. Ferndorf steht wieder im Fokus der Liga – und das zu Recht. Danke, Jungs, für diesen unvergesslichen Abend! Ein Dank geht auch an die Hagener für die herzliche Gastfreundschaft, die guten Presseplätze und das Catering. Wir kommen gerne wieder!

Auf den Aussenpositionen waren wir gar nicht präsent, denn aus dieser Position wurden nur 2 Treffer erzielt, 7 vom Rückraum und 19 vom Nahbereich, hinzu kommt noch ein verwandelter Siebenmeter

DAS muss auch noch erwähnt werden:

  • Jonas Wildes 11 Paraden bringen eine Quote von sagenhaften 44 %. Dafür hätte man Andreas Wolf auf Schultern durch die Halle getragen.
  • Die zwei Hagener Keeper bringen es zusammen auf 6 Paraden.
  • Ferndorf hatte 11 Fehlwürfe, das war in der Vergangenheit mehr.
  • Der beste Hagener Werfer war der Ex-Ferndorfer Kim Voss-Fels mit  6 Toren
  • Und das ungewöhnlichste zum Schluß, Josip Eres, Gabriel Viana, Julius Fanger, Hendrik Stock, Mattis Michel und Valentino Duvancic erzielten zusammen 17 Tore, also mehr als die Hälfte. Das ungewöhnliche daran ist, dass alle eine Wurfquote von 100 % haben, kein einziger der genannten hatte einen Fehlwurf.
  • Julius Fanger hatte mit 7 Treffern nicht nur die meisten Tore, es kamen auch noch 3 Assists von ihm.
  • Jonas Wilde hatte nicht nur einen Traumtag, er wehrte auch zwei Siebenmeter der Hagener ab, Chapeau.
  • Die Rote Karte gegen Mattis Michel und Valentino Duvancic nahm uns die beiden letzten Kreisläufer, aber auch das konnte perpekt kompensiert werden.

Die Statistik:

Tor: Can Adanir 2 Paraden, Jonas Wilde 11 Paraden

Torschützen: Julius Fanger 7, Daniel Hideg 5, Marvin Mundus 4, Marko Vignjevic, und Gabriel Viana je 3, Josip Eres 3/1, Mattis Michel 2 und Hendrik Stock und Valentino Duvancic je 1.

CEVEN KLATT: Es war ein Kampfspiel, ein Derby und ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen, mit welcher Grundaggressivität wir heute eine Abwehr stellen. Das war für uns nahe Maximum und ich muss jeden einzelnen in meiner Mannschaftwirklich loben, für das, was wir da in der Abwehr gezeigt haben. Aber auch vorne finden wir wirklich gute Lösungen, wir spielen geduldig, aber das haben wir uns auch vorgenommen. Wir wollten nicht mit Hagen um die Wette laufen, wir wollten lange und geduldige spielen und das gelang uns, gerade in der 2. HZ. Wir kommen das ein oder andere Mal ins Zeitspiel, finden dann aber trotzdem noch gute Lösungen. Ich bin Happy, dass wir hier bei einer starken Hagener Mannschaft gewinnen konnten. Wir stehen weit vor den Erwartungen der ganzen Experten, die gesagt haben, die beiden Drittligaaufsteiger steigen auch sofort wieder ab. Das machen die Jungs richtig gut, das macht richtig Spaß, wir spielen gegen jede Mannschaft auf Augenhöhe und wir haben auch in jedem Spiel die Chance zu gewinnen. Das, was wir uns vorgenommen haben gelingt uns bisher ganz gut. Ich muss heute Julius ein bisschen hervorheben, der ein sehr gutes Spiel macht und mit Mut zum Tor geht. Ich finde auch, dass wir ohne die beiden Kreisläufer immer wieder Lösungen gefunden haben, uns war das klar, aber in einem Spiel, wo der eine ausfällt und der andere Rot kriegt ist das schon so eine Schocksituation, weil ja zwei Innenblockspieler und zwei Verteidiger weggehen. Jonas hat konstant gut gehalten, aber hinter einer guten Abwehr sieht ein Torhüter auch immer besser aus, aber das soll seine Leistung auf keinen Fall schmälern.

Jonas Wilde, 11 Paraden, davon 2 gehaltene Siebenmeter. Foto: Peter Trojak

Wenn man das heute gesehen hat, da standen immer 3 Ferndorfer vor einem Hagener. Die Zeitstrafen und das Zeitstrafenverhältnis fand ich in Ordnung. Marvin, der nach den letzten Wochen noch so ein bisschen angeschlagen war, hat heute durchgespielt und vorne wie hinten ein gutes Spiel gemacht. Gabriel Viana, der letzte Woche nicht so gut gedeckt hat, macht heute einen fantastischen Job als Verteidiger. Marko Vignjevic macht auch ein gutes Spiel heute, das war letzte Woche noch nicht so, er war mir noch nicht weit genug, hat die Woche aber nochmal gut gearbeitet und wieder einen Schritt nach vorne gemacht um dann auch Daniel in gewissen Situationen zu entlasten. Im Hinblick auf das Spiel gegen Coburg war der Sieg schon wichtig, um nicht den maximalen Druck zu haben, dieses Heimspiel gewinnen zu müssen. Jetzt ruhen wir uns aus, ich habe den Jungs morgen freigegeben, das heißt, die haben langes Wochenende und greifen Montag wieder an.

PAVEL PROKOPEC (VfL-Coach): Natürlich haben wir uns das ganz anders vorgestellt, die erste Halbzeit war ausgeglichen, aber auch da haben mir schon viele Sachen nicht gefallen. Wir waren nicht konsequent genug, hinten wie vorne, hinten hatten wir kaum Paraden, es waren 6 Stück im gesamten Spiel, das ist zu wenig, da müssen wir uns fragen, warum das so ist. Die Abwehr an sich fand ich in Ordnung, aber es wird nicht konsequent bis zum Ende verteidigt, das ist zu wenig in diesem Derby. Das war ein Schritt zurück, so habe ich mir das nicht vorgestellt.

Bericht: Peter Trojak

Fotos: wirSiegen-Fotograf Andreas Domian

 

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