(wS/Red) Ferndorf 24.05.2025 | Rumpftruppe am Limit, Hagen revanchiert sich eindrucksvoll
Eine richtig gute Meldung vorneweg, TuS Ferndorf meldet zum ersten mal in einem Spiel AUSVERKAUFT, d.h. 1450 Zuschauer, Congratulation.
Seid laut. Seid viele. Seid Ferndorf. Sie waren laut. Sie waren viele. Und sie waren Ferndorf.
TuS Ferndorf gegen VfL Eintracht Hagen: 27:32 (14:15).
Es war DAS Spiel, ein Duell, das Geschichte schreibt, die Fans mitreißt und pure Leidenschaft auf das Parkett bringt. Wenn TuS Ferndorf und der VfL Eintracht Hagen aufeinandertreffen, liegt Hochspannung in der Luft, ein Klassiker, der niemals an Intensität verliert.
So schrieben wir noch im Vorbericht. Doch der gestrige Abend war ein „schwarzer Freitag“ für Ceven Klatt und seine Jungs, denn sie hatten dem bis dahin punktgleichen VfL Eintracht Hagen nichts entgegenzusetzen. Trotz der Tatsache, dass alle drei Hagener Kreisläufer krank waren, schaffte es der VfL, die eigentlich heimstarken Ferndorfer in die Schranken zu weisen. Ceven Klatt konnte allerdings bei Weitem nicht das an Spielern aufbieten, was er in der Vergangenheit zur Verfügung hatte, die letzten Trainingseinheiten wurden teilweise nur mit sechs Feldspielern und zwei Torhütern absolviert.
Und gestern Abend standen teilweise Spieler auf der Platte, die gar nicht mittrainiert hatten, sie sprangen ins eiskalte Wasser bzw. wollten unbedingt spielen und so der Mannschaft irgendwie helfen. Allen voran natürlich unser Capitano Mattis Michel. Er erschien mit blau-weißem Turban aufgrund seiner Kopfverletzung, im Normalfall hätte er sicherlich noch pausiert, wollte aber unbedingt der Mannschaft helfen. Das wurde auch von den Ferndorfer Fans wohlwollend aufgenommen. Mattis ist ein Ferndorfer Eigengewächs. Ihn umgibt eine Aura, die der Mannschaft und dem Spiel guttut. Allein sein Erscheinen auf der Platte bringt Ruhe ins Spiel. Doch auch das sollte an diesem Abend nicht helfen, und auch das Laufen auf dem Hallenboden ist nicht gerade förderlich für seine Verletzung. Deswegen: Danke und Chapeau.
Wenn man die Spielstatistik von DAIKIN HBL zu Rate zieht, hätte es dieses Ergebnis so gar nicht geben dürfen, dort stehen bei den Hagenern 19 Fehlwürfe, bei den Ferndorfern nur 14. Haben die Hagener Torhüter einen Sahnetag erwischt? Nein, haben sie nicht. Paske hatte 3 Paraden, Bochmann 1, Can Adanir im Ferndorfer Kasten hingegen gigantische 16 Paraden (35,6 %).
Es war die Ferndorfer Abwehr, die nicht wirklich funktionierte. Im Angriff verrannte man sich oft in Einzelaktionen, suchte zu spät den Mitspieler, ließ sich vom Gegner ins Zeitspiel zwingen, oder einer der 12 technischen Fehler ermöglichte den Gästen erfolgreiche Tempogegenstöße.
Das gefiel Ceven Klatt überhaupt nicht. Selten sahen wir ihn so schimpfend an der Seitenlinie umherlaufen, womit er allerdings auch schon mal die Schiris meinte, die, sagen wir mal, nicht das glücklichste Händchen hatten. So jubeln 1450 Ferndorfer Fans nach einem Treffer.
Ferndorf begann, wie schon gegen den Bergischen HC, nervös. Nach gespielten 2:38 Minuten erhielt Gabriel Viana bereits eine Zeitstrafe. Es war nicht sein Tag, nur in dieser Szene fiel sein Name, zu Torerfolgen kam er über die gesamte Spielzeit nicht. War er angeschlagen? Wir wissen es nicht!?
Danach zog Hagen nach einem Fehlwurf und technischem Fehler des TuS direkt auf 1:4 davon. Durch zwei Zeitstrafen gegen die Gäste konnte Ferndorf auf 3:4 verkürzen, doch danach übernahm Hagen wieder das Ruder. Ferndorf konnte den Abstand zwar halten, wäre da nicht Can Adanir gewesen, der zwischen der 10. und 17. Minute drei Paraden zeigte. Doch die Hagener schüttelten das ab, machten das 6:9 und 7:10.
Das war die Phase, in der Ceven Klatt zum ersten Mal laut wurde, denn die Fehler waren unübersehbar. Das zeigte auch Wirkung, denn Daniel Hideg, Valentino Duvancic und der noch arg angeschlagene Marvin Mundus markierten das 10:11, man war wieder dran. Denkste.
Julius Fanger warf neben das leere Tor, und Hagen und Ferndorf sahen zwei Finger des Schiris in die Höhe schnellen. Es ging auf die Bank, zwei Minuten Zeit zum Überlegen, was man wohl falsch gemacht hatte. Nichtsdestotrotz: Mattis erzielte das 11:12, und Hagen präsentierte einen blitzsauberen Kempa, den Josip Eres umgehend mit dem 12:13 beantwortete.
Team-Time-Out für Hagen (24:06 Min.), Coach Pavel Prokopec buzzerte, denn die letzten Minuten gefielen ihm wohl nicht, auch seine Jungs spielten nicht fehlerfrei. Doch sie hatten meist die besseren Antworten parat. Ferndorf musste um seine Tore richtig kämpfen, den Hagenern fiel es gefühlt alles irgendwie leichter.
Der Rest der ersten Halbzeit wurde vom TuS bestimmt. Nach der Hagener Auszeit präsentierte Can Adanir eine weitere Parade (die siebte in HZ 1), dann sahen wir einen Doppelschlag des heute wohl besten Ferndorfers, Janko Kevic. Zweimal krachte es im Hagener Kasten und Ferndorf lag zum ersten Mal in Führung, 14:13. Doch das sollte auch die einzige Führung im Spiel gewesen sein. Aber das ahnte da noch niemand.
Nochmal: Mit dem Rumpfkader, der Ceven zur Verfügung stand, war kein Galaspiel zu erwarten, aber die 12 technischen Fehler brachten immer wieder Unruhe ins Spiel.
Marvin Mundus kam mal auf die Platte, war aber wegen seiner noch nicht auskurierten Verletzung eigentlich gar nicht einsatzfähig. Er war aber der einzige noch verfügbare Linkshänder im Rückraum. Als Rechtsaußen war nur Josip Eres verfügbar, Ceven musste also improvisieren, um die Ausfälle zu kompensieren.
In der nachfolgenden Pressekonferenz erfuhren wir von Ceven Klatt auch, dass Marko Vignjevic wegen einer Kapselverletzung am Daumen nicht spielen konnte.
Es gab aber immer wieder Möglichkeiten, ranzukommen oder sogar in Führung zu gehen. Ferndorf kam über 13:13, 14:14 und in HZ 2 über 15:15, 16:16, 17:17 immer wieder ran. Nach dem 13:13 erzielten sie ja das 14:13, konnten aber nie aus den Remis Kapital schlagen. Kurz vor der Halbzeit hatte Josip Eres noch die Chance zum 15:15 – verwarf aber.
Das erledigte dann Julius Fanger zu Beginn der zweiten Hälfte – 15:15, obwohl er beim Wurf behindert wurde. Der Gegenspieler durfte 2 Minuten auf die Bank, musste dann aber mitansehen, wie seine Mannschaft in Unterzahl das 15:16 machte. Es lief für Hagen, sie waren fast immer einen Schritt schneller. Hideg und Eres sorgten dafür, dass der Rückstand knapp blieb.
Über 60 Minuten gesehen nutzten die Gäste die Ferndorfer Unsicherheiten aus und präsentierten etliche Kempa-Tore, wir am Pressetisch zählten 3–4, Ceven sprach laut Daniel Hideg sogar von 6 Kempa-Toren in der Kabine!?
Eine Strafe gegen Hideg nutzte Hagen umgehend zum 17:18 und 17:19. Dann ein starkes Tor von Valentino Duvancic mit dem Rücken zum Tor, kurz danach ein toller Dreher von Kevic. Dann kam für uns die Schlüsselszene des Spiels: Hendrik Stock erzielte eigentlich das 20:21, traf aber wohl den Hagener Keeper am Kopf, beide waren in Bewegung, Hendrik fast schon am Boden. Die Zeitstrafe und die Aberkennung des Tores war unverständlich (unsere Meinung).
Wenn’s nicht läuft, läuft gar nichts. 38 Sekunden nach Hendriks Hinausstellung bekam auch Malte Nolting eine Zeitstrafe (39:28 Min.), Hagen erhöhte auf 20:24. Der große Hagener Fanblock peitschte das Team nun lautstark nach vorne, man roch förmlich, dass heute was geht, die Revanche für das Hinspiel.
Für Malte war es die zweite Zeitstrafe, eine dritte hätte Rot bedeutet. Cevens Jungs kämpften, sie ergaben sich nicht. Can Adanir, Kevic, Dahlgren und Duvancic sorgten nochmal für Hoffnung (22:24, 23:25, 24:26), aber irgendwie glaubte keiner mehr so recht dran. Die Köpfe waren leer.
Ceven probierte es noch mit sieben Feldspielern, doch zwischen der 50. und 60. Minute kam der TuS nur noch zu vier Treffern, die Kräfte ließen nach. Kein Wunder bei diesem dezimierten, angeschlagenen Kader.
Zwischen der 52. Minute und der Schlusssirene: drei Fehlwürfe, technische Fehler und ein verworfener Siebenmeter, es sollte nicht sein. Der DAIKIN-Liveticker listet bei 43:43 Min. eine Zeitstrafe für Paul Schikora, wir waren überrascht. 😉
Hagen hat verdient gewonnen, vielleicht ein, zwei Tore zu hoch, aber eben gewonnen. Unsere zwei kroatischen Spieler Janko Kevic und Josip Eres waren die besten Torschützen: Kevic mit 6 Treffern + 4 Assists, Eres mit 6 (davon 3 Siebenmeter).
Verstärkt hatte Ceven das Team durch A-Jugendspieler Max Löher, er kam zwar nicht zum Einsatz, aber das Einlaufen mit der Zweitligamannschaft wird seinen Puls sicher in die Höhe getrieben haben, zumal seine Eltern und Freunde da waren.
Tor: Can Adanir 16 Paraden (35,6 %)
Torschützen: Janko Kevic 6, Josip Eres 6/3, Valentino Duvancic 4, Daniel Hideg und Julius Fanger je 3, Mattis Michel 2, Hampus Dahlgren 2/1, Marvin Mundus 1
Bericht: Peter Trojak
Fotos/Collage: Andreas Domian
CEVEN KLATT: Die bessere Mannschaft hat heute verdient gewonnen, das muss man ganz klar so resümieren. Ich fange mal bei Mattis an, wenn einer sinnbildlich für diesen Verein steht und und für die Attribute, die diesen Verein auszeichnen, dann ist das unser Kapitän. (Beifall von den TuS-Fans im Foyer) Er hat heute mit einer Platzwunde, die mit 5 Stichen genäht wurde, gespielt, obwohl er eigentlich nicht hätte spielen dürfen. Er hat aber trotzdem gesagt, dass er spielen möchte, er wollte sich in den Dienst der Mannschaft stellen, er konnte nicht mit vollen Kräften auflaufen, deswegen muss man ihm heute das ein oder andere verzeihen. Insgesamt machen wir heute kein gutes Spiel in der Abwehr, das, was uns im Hinspiel deutlich besser gelungen ist, nämlich immer wieder in die Helferposition zu kommen oder mehr Stoppfouls zu kreieren, das haben wir heute nicht geschafft. Ich finde, wir haben heute wieder eine gute Torhüterleistung von Can gesehen. Es soll jetzt keine Ausrede sein, aber bestimmte Dinge nur mit sieben oder acht Spielern trainieren zu können, das hat uns ein Stück weit gefehlt. Bis zur Halbzeit ist das Spiel offen, dann kommt für mich die entscheidende Phase im Spiel, Tor von Hendrik Stock mit Kopftreffer, 2 Minuten Strafe. Da kommt bei uns ein Bruch rein, doppelte Unterzahl und Hagen setzt sich das erste mal auf 4 Tore ab und dann spielt Hagen das auch clever runter und wir nutzen die einzelnen Chancen, die wir haben nicht. Wir machen dann auch im Zuge des Kräftverschleiß zu leichte technische Fehler, was dann am Ende zum verdienten Sieg für Hagen führt.
JULIUS FANGER: Wir haben es nicht geschafft ,unsere Ausfälle so richtig zu kompensieren. Wir haben vorne zu kompliziert gespielt und haben uns immer wieder gegen die 5-1-Abwehr festgelaufen. Sie haben uns brutal im Anlauf gestört, so dass unsere 1/1-Qualität überhaupt nicht kam. Wir haben einen super Can Adanir, aber man muss einfach sagen, dass Hagen deutlich cleverer war als wir. Wir kriegen 4 Kempa-Tore und wenn man nach dem zweiten immer noch nicht aufmerksam ist, ist bes wahrscheinlich die schlechteste Leistung, die wir zu Hause bisher gebracht haben. Wir kriegen vorher auch in der Abwehr keinen Zugriff. Wir wollten dieses Derby heute gewinnen, aber spielerisch war das leider zu wenig.
DANIEL HIDEG: Ich finde, dass Hagen auf jeden Fall ein gutes Spiel gemacht hat. Wir haben uns viele Sachen vor allem in der Abwehr und im Rückzug vorgenommen, die wir überhaupt nicht so umgesetzt bekommen, wie das eigentlich geplant war. Wir waren in vielen Situationen nicht clever genug, es gab nicht so viele freie Fehlwürfe im Vergleich zu anderen Spielen, wir kriegen aber zu viele Kempa-Tore, Ceven meinte in der Kabine, es wären sechs Stück gewesen (!?). Wir machen uns das Leben selber schwer, hatten aber auch eine sehr schwere Woche, hatten nie die Möglichkeit sechs gegen sechs zu spielen, weil alle, die angeschlagen waren, diese Woche nicht trainieren konnten. Die Vorraussetzungen waren heute für uns nicht optimal, trotzdem wollten wir natürlich im Derby ein anderes Gesicht zeigen, egal, wie die Vorraussetzungen sind.
Anzeige – Günstig Werbung schalten auf wirSiegen.de – Infos hier