wS/dsw Siegen – Ein technischer wie medizinischer Fortschritt, der jährlich mehr als 500 Männern in Siegerland und Westerwald helfen kann: Die Urologen des Jung-Stilling-Krankenhauses in Siegen bedienen sich eines neuen Verfahrens, um Prostatakrebs eindeutiger zu erkennen und zu lokalisieren. Mit dem so genannten Histoscanning lassen sich Gewebsveränderungen digital auswerten und Tumoren identifizieren. „Selbst Tumoren in der Größe eines Apfelkerns sind in 95 Prozent der Fälle zu bestimmen“, sagt Chefarzt Dr. Peter Weib. Nicht nur die Position, sondern auch das Volumen des kranken Gewebes lässt sich mit dem neuen System besser messen. „So werden Operationen sicherer und nervenschonender“, wie Weib erklärt. „Gliedsteifigkeit und Potenz lassen sich in vielen Fällen erhalten.“ Überdies bleibt manchem Betroffenen eine zusätzliche Gewebeentnahme an der Prostata erspart. „Solche Biopsien sind unangenehm und haben nur eine Trefferquote von 30 bis 40 Prozent.“ Der Siegener Chef-Urologe ist von den ersten Untersuchungsergebnissen des Histoscannings beeindruckt: „Wir gewinnen Ergebnisse in bemerkenswerter Qualität.“ Da verwundert es nicht, dass das neue Verfahren noch Seltenheitswertswert hat. Zwischen Leverkusen und Frankfurt nutzt nur das Jung-Stilling-Krankenhaus die 100.000 Euro teure Technik. Letztere birgt auch Vorteile für die weiterführende Therapie und Nachsorge. Patienten können mit geringerem Aufwand überwacht und die mögliche Strahlentherapie präzise geplant werden.
Das Verfahren ist verhältnismäßig leicht zu erklären: Der Urologe untersucht seinen Patienten mit einer Ultraschallsonde, also vollkommen schmerzfrei. Die Rohdaten des Ultraschalls werden dann in einem System mit bekannten Mustern von Tumoren verglichen. Sind bestimmte Bereich des Prostatagewebes auffällig, werden sie am Bildschirm farbig markiert und ihre Position ist genau zu bestimmen. „Nach 15 Minuten ist die Untersuchung abgeschlossen“, konstatiert Weib. Die Endergebnisse stünden im Regelfall noch am gleichen Tag zur Verfügung.
Zeit ist im Kampf gegen den Prostatakrebs ein wertvolles Gut. Wird der Krebs frühzeitig erkannt, verbessert sich die Prognose erheblich. Womit eine wichtige Botschaft an das starke Geschlecht verbunden ist. Weib: „Nur etwa 20 Prozent der Männer zwischen 45 und 64 Jahren gehen zur Vorsorge.“ Und das, obwohl die Diagnose Prostatakrebs bundesweit jedes Jahr 60.000 von ihnen trifft.
Die Chance scheint nicht nur von den Siegener Ärzten verstanden worden zu sein. „Vor allem die Unterstützung des Krankenhaus-Fördervereins und der beiden Lions Clubs Siegen und Siegen Rubens hat uns ermöglicht, das Histoscanning anzuschaffen“, betont Geschäftsführer Hubert Becher. Dass die fünfstellige Spendensumme eine gute Investition in die Männergesundheit sind, darin sind sich Förderer, Chefarzt und Geschäftsführer einig: „Die Heilungschance von Prostatakrebs im Anfangsstadium liegt immerhin bei mehr als 90 Prozent.“
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Ein neues Verfahren zur Erkennung und Lokalisierung von Prostatakrebs: Stilling-Chefarzt Dr. Peter Weib erklärt Thomas Wegner, Herbert Bethge (Lions Club Siegen) und Dr. Dr. Helmut Ludwig (Lions Club Siegen-Rubens) wie das Histoscanning funktioniert. Auf dem Foto fehlen die Präsidenten der Lions Clubs: Dr. Gerd Hölken, Klaus Galinski, Dr. Klaus Jacob, Prof. Dr. Peter Scharf und Reiner Schmidt.