„Das Recht erlaubt mehr als die Öffentlichkeit“

ws/sw Mitarbeiter in der Jugendarbeit lernen mit der Sexualität von Jugendlichen umzugehen

Wenn Erwachsene mit der Sexualität von Jugendlichen konfrontiert werden, gibt es viele Unsicherheiten und Fragen. Da geht es Menschen, die qua Beruf mit Jugendlichen zu tun haben, nicht anders als jedem anderen Erwachsenen auch. Was ist völlig normal und OK? Was ist erlaubt? Wo muss man eventuell einschreiten? Um diese und weitere Fragen ging es jetzt in einem Seminar, zu dem die Fachservices „Gesundheit und Verbraucherschutz“ sowie „Jugend und Familie“ des Kreises Siegen-Wittgenstein in die Bismarckhalle nach Weidenau eingeladen hatten.

Gekommen waren pädagogische Fachkräfte aus der offenen Jugendarbeit, der Schulsozialarbeit und den Beratungsseinrichtungen. Geleitet wurde das Seminar Martin Gnielka, Diplom-Pädagoge und Sexualpädagoge vom Dortmunder Institut für Sexualpädagogik (isp). Anhand von vielfältigen Praxisbeispielen machte er deutlich, dass fast jeder Fall für sich gesehen und gewertet werden muss. Und so lautete ein Fazit am Ende des Tages: „Das Recht erlaubt mehr als die Öffentlichkeit. Verbote werden manchmal eher aus moralischen Gründen ausgesprochen.

Das Seminar stand unter dem Motto: „Immer mit einem Bein im Knast? Jugendsexualität zwischen Recht, Moral und Pädagogik“. Die Teilnehmer hatten zahlreiche Fragen, auf die es nicht immer die „eine, richtige“ Antwort gibt. So spricht zum Beispiel rechtlich nichts dagegen, wenn ein Jugendleiter auf einer Ferienfreizeit erfährt, dass zwei 16-Jährige zusammen in einem Zelt schlafen wollen. Aus pädagogischen Gründen kann aber dennoch etwas dagegen sprechen, etwa die persönliche Entwicklung eines der beiden jungen Menschen oder aber wenn Grenzüberschreitungen zu vermuten sind. Ein anderer Fall: Ein Jugendlicher hat auf seinem Handy einen Pornofilm und zeigt diesen Klassenkameraden auf dem Schulhof. Da ist pädagogisches Einschreiten unbedingt erforderlich, denn das Verbreiten von solchen Filmen ist eine Straftat. Selbst wenn alle Beteiligten mit dem Zeigen des Films einverstanden sind.

Für die beiden Organisatoren des Seminars, Katrin Bamberger von der Aidsberatung und Bahman Pournazari vom Kinder- und Jugendschutz des Kreises, war das Seminar ein voller Erfolg. „Die Kolleginnen und Kollegen haben sehr viel zum Thema ‚Jugendsexualität’ dazu gelernt. Das Beste gegen Unsicherheit ist Wissen“, so die beiden Sozialpädagogen. Ein weiteres Fazit aus dem Kreis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Wir fühlen uns durch die Informationen und das dazu gewonnene Wissen erleichtert und für die Arbeit mit jungen Menschen noch besser gewappnet!“

Organisatoren und Teilnehmer des Jugendsexualitäts-Seminars gemeinsam mit Referent Martin Gnielka (2.v.r.).

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