„Feuerökologie“ auf der Trupbacher Heide

Brandmaßnahmen sollen einzigartigen Lebensraum erhalten

(wS/red) Siegen 03.03.2018 | Wenn es in den nächsten Tagen auf der Trupbacher Heide brennt, dann ist das kein Grund zur Beunruhigung, sondern eine gewollte Pflegemaßnahme. Zur Erhaltung und Förderung der Heidebestände und zur Wiederherstellung von wertvollen Rohböden werden jetzt von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Kreises und der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein Brandmaßnahmen vorbereitet, so Dr. Heinz Meyer, Leiter der UNB.

„Für uns Menschen bedeutet ein Brand in aller Regel eine Zivilisations- oder Naturkatastrophe. In der Natur ist das aber anders. Für einzelne Naturräume ist das Feuer lebenswichtig“, so Dr. Meyer. Damit beschäftigt sich das noch sehr junge Feld der „Feuerökologie“.

„Feuerökologie“ auf der Trupbacher Heide (Symbolfoto: Hercher)

Die letzten Gebiete, in denen bei uns in Deutschland das Feuer seinen prägenden Einfluss bis heute bewahrt hat, sind die Truppenübungsplätze. Sowohl solche, die noch genutzt werden, als auch die, die bereits außer Betrieb sind. Truppenübungsplätze sind in Mitteleuropa die letzten Bereiche, in denen es regelmäßig zu Vegetationsbränden gekommen ist. Sie entstanden entweder zufällig beim Schießbetrieb, oder es wurde kontrolliert gebrannt, um die Flächen offen zu halten und um unkontrollierte Großbrände zu vermeiden. So spielte neben anderen Faktoren – wie beispielsweise Bodenverwundungen durch Artilleriegeschosse und Kettenfahrzeuge – das Feuer eine wesentliche Rolle für die Entstehung und die Entwicklung von einzigartigen Ökosystemen, von denen es nur ganz wenige in Mitteleuropa gibt. Viele Tier- und Pflanzenarten, die ansonsten in unserer modernen Kulturlandschaft immer mehr vom Aussterben bedroht sind, fanden hier Räume, die ihnen ein Überleben ermöglichten.

„Tut man nichts, wuchern die Flächen zu und die Lebensräume verschwinden“, erläutert Dr. Meyer: „Auch wenn es paradox klingt: nur durch wiederkehrende ‚Katastrophen‘ entstehen auf diesen Flächen, auf denen über Jahrzehnte Zerstörung und Vernichtung geübt wurden, für den Naturschutz wertvolle Lebensräume.“

Von den geplanten Maßnahmen profitieren insbesondere Tier- und Pflanzenarten, die an kleinräumigen Strukturreichtum und nährstoffarme Pioniersituationen in der Landschaft angewiesen sind. Auf der Trupbacher Heide sind das insbesondere die inzwischen überalterten Heidebestände und die seltene Heidelerche (lat. Lullula arborea), ein Zugvogel, der als Kurzstreckenzieher in Südwesteuropa überwintert und im Frühjahr und Sommer die sonnenexponierten, trockensandigen Heide- und Magerrasenflächen bewohnt. Auf den Flächen des Truppenübungsplatzes besteht die größte Heidelerchen-Population in Südwestfalen.

„Das von der Biologischen Station und der Unteren Naturschutzbehörde geplante Brandmanagement ergänzt somit die in der Vergangenheit durchgeführten Pflegemaßnahmen sowie die Bewirtschaftung durch einen Landwirt und Schafhalter und trägt somit zur Förderung der gewünschten Strukturvielfalt auf der Trupbacher Heide bei“, betont Dr. Meyer.

Sobald das Wetter es zulässt, werden in den kommenden Wochen, noch bevor die Heidelerchen aus ihren Überwinterungsgebieten zurückkehren, die Brandpflegemaßnahmen durchgeführt – von einem Unternehmen, das auf Feuerökologie spezialisiert ist. „Wenn also der ein oder andere in den nächsten Wochen Rauch über der Trupbacher Heide aufsteigen sieht, besteht kein Grund zur Sorge“, betont Dr. Meyer, „im Gegenteil: wir werden damit erreichen, dass wir auch in Zukunft diesen einzigartigen Lebensraum bei uns behalten werden.“

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