(wS/red) Siegen 14.10.2019 | Besonders fängt „Die Ameise“ die Blicke der Vorbeigehenden ein.
Warum in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah.“ Ob Goethe zu seiner Zeit schon geahnt hat, dass einmal fußläufig zur Siegener Unterstadt ein Erlebnispark im historischen Tiergarten Siegen zur Kurzweil einlädt? Immerhin blickt die Idee eines Erholungsareals für seine Bürger schon auf Johann Moritz, Fürst von Nassau-Siegen, zurück. Dessen besondere Leidenschaft galt der großräumigen Landschaftsgestaltung.
Um mehr über Entstehung, pädagogische Ziele und ökologischen Nutzen im etwa 100 ha großen Gelände zu erfahren, schlossen sich jetzt zahlreiche Interessenten dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zu einer Exkursion an.
Ausgehend vom Treffpunkt an der Kinderklinik war man gespannt auf das vor sechs Jahren entworfene Konzept von Stadtförster Jan-Marc Heitze. Bei seiner kompetenten und kurzweiligen Führung machte er die Teilnehmer mit den etwa 20 Stützpunkten vertraut, die Auskunft über das Ökosystem Wald, seine Tiere und Pflanzen und seine Bewirtschaftung gaben.
Gleich zu Anfang des zweistündigen Rundgangs faszinierte der herrliche Ausblick auf die ‚Welsche Haube‘ des Oberen Schlosses. Durch Freihalten des Bewuchses wurde in einer langen Sichtachse der Siegberg in Beziehung gesetzt. Es geht die Sage, dass einst die Köche der Schlossküche Hornsignal geben liessen, welches Wild ein unerwartet eingetroffener hoher Besuch zu speisen wünschte. Die Jäger im Tiergarten hatten diese Wünsche zu erfüllen und für die Gaumenfreuden an der Tafel zu sorgen.
Durch den lichten Buchenwald gelangte die Gruppe zum Damwildgehege, das derzeit 25 Tiere beherbergt. Eine hölzerne Aussichtsstation bot einen besonders guten Überblick . Dazu gaben akustische Signale, die man mittels Knopfdruck betätigen konnte, die Rufe der verschiedensten Schalenwildarten wieder.
Zwischen den Stationen wurden Fragen nach dem Zustand des Waldes laut. „Das Fichtensterben ist ein Problem, das uns vor große Herausforderungen stellt“, so Heitze. Momentan gebe es Abnehmer bis hin nach China.
Der Siegener Bahnhof sei einer der wenigen, die einen umfassenden Holztransport auf der Schiene gewährleisten könne. Das Problem mit dem Borkenkäfer versuche man mittels Lockstofffallen zu minimieren. Die große Hoffnung liege wie überall in künftigen Sommern, die mit mehr Kühle und Feuchtigkeit nicht noch einmal an den Trockensommer von 2018 erinnern sollten. Wie man die Flächen künftig aufforsten solle, darüber gebe es viele Varianten aber noch keine Beschlüsse.
„Ob eine Entscheidung richtig war, zeichnet sich im Wald erst nach Jahrzehnten ab“, so auch die Organisatoren vom BUND. Überlegungen, die Natur sich selbst zu überlassen seien reizvoll, es könne aber sein, dass stärkere Baumarten das Unterholz so weit beschatteten, dass eine Artenvielfalt für die Zunkuft auch nicht sicher angenommen werden könnte.
Der Umweltverband zeigte sich besonders beeindruckt von den Möglichkeiten, durch eigenes Tun die Natur besser zu beobachten und zu erfahren. Mit viel Fantasie und Engagement habe die Stadt etwas zum Innehalten vom Alltag geschaffen. Mit den installierten Sehröhren, Skulpturen oder Schautafeln würden Waldbesucher zum Nachdenken und Mitmachen eingeladen.
Eine Sprunggrube, bei denen nicht nur Kinder ihre eigene Sprungweite mit denen vieler bekannter Tierarten vergleichen können, faszinierte besonders. Man war sich sicher: „Hierher müssen wir mit unserem Nachwuchs noch einmal kommen!“
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