Hilchenbacher stellen aus Schnapsresten Desinfektionsmittel her

(wS/red) Hilchenbach 24.04.2020 | (K)eine Schnaps-Idee in Corona-Zeiten

Normalerweise ist der ehemalige Hilchenbacher Bürgermeister und jetzige Edelbrand-Sommelier Hans-Peter Hasenstab in seiner kleinen Brennerei „4Hasen“ damit beschäftigt, hochwertige Destillate zu brennen. Doch in Corona-Zeiten ist schließlich nichts mehr normal. Die Nachfrage an seinen selbstgebrannten Schnäpsen ist stark zurückgegangen, die Anlage steht still. Zumindest bis jetzt. Besondere Situationen erfordern bekanntlich besondere Maßnahmen und deshalb hilft er jetzt, aus Getränken, Likören und Bränden Desinfektionsmittel herzustellen.

Die Idee dazu bekam er von Kollegen in Nordhessen und am Bodensee und stellte sie Stadtapotheken-Inhaber Dr. Christof Werner vor, der davon direkt überzeugt war. „Die Anfrage in den Apotheken ist hoch“, bestätigt er. Zudem ist der reine Alkohol aufgrund der derzeitigen Situation nur noch schwer zu bekommen und im Preis um das Dreifache angestiegen. Um dieser Not entgegenzuwirken, stellt Hans-Peter Hasenstab nun seine Brennanlage und Arbeitskraft kostenlos zur Verfügung. 110 l fasst der Kupferkessel in der Brennerei 4Hasen. Sobald dieser gefüllt ist, fängt er an das Destillat zu brennen. Nach 6 bis 7 Stunden hat er den reinen Alkohol destilliert und gibt diesen anschließend an die Stadtapotheke weiter.

Foto: Die wichtigsten Männer an der Brennblase: Hans-Peter Hasenstab (rechts) und sein Sohn Yann sowie Dr. Christof Werner, Inhaber der Hilchenbacher Stadt-Apotheke

Durch die Zugabe von gereinigtem Wasser wird so das Hände-Desinfektionsmittel hergestellt, das dort bereits am gleichen Tag in 100ml-Flaschen erhältlich ist. Mit einem Selbstkostenpreis von zwei bis drei Euro liegt der Preis damit deutlich unter den knapp acht Euro, die Kunden momentan sonst für eine Flasche bezahlen. „Die benötigten 62% Ethanol, um die Viren abzutöten, hat das selbstangerührte Desinfektionsmittel ebenfalls erreicht“, verspricht Dr. Christof Werner und auch das zuständige Hauptzollamt in Dortmund hat diesem Verfahren zugestimmt.

Ohne Spirituosen-Spender geht nichts

Unterstützung erhält Hans-Peter Hasenstab am Brennkessel von seinem Sohn Yann sowie dem Ökostromlieferanten Mainau Energie, die ihm den Stromverbrauch als größten Kostenfaktor sponsert. Außerdem hofft er auf die Mithilfe der Hilchenbacher Bürgerinnen und Bürger. In vielen Kellern und Abstellkammern stehen garantiert einige geschenkte Liköre und Schnäpse, die nicht getrunken würden und die er gut gebrauchen kann. Diese könnten auch bereits geöffnet sein. Brauchbar seien zum Beispiel Liköre, Schnäpse, Rum oder Whiskey mit mehr als 10% Alkoholgehalt, „aber bitte keine Sahneliköre“ sagt Hasenstab. Die anschließende Reinigung wäre zu aufwändig.

Fakt ist aber: Je höher der Alkoholgehalt bei den jeweiligen Produkten ist, desto effektiver kann er arbeiten und desto mehr Desinfektionsmittel kann entstehen. Am besten geeignet seien daher Hochprozentige Schnäpse mit 35 Prozent Alkoholgehalt. Umgerechnet erhält man daraus zwei 100ml Flaschen Desinfektionsmittel.

Ab sofort können die Flaschen an drei Sammelstellen abgegeben werden:

1. Vierhasen-Brennerei, Dorfstraße 8 (Garagen-Carport), Hilchenbach-Vormwald

2. Orstvorsteher Martin Born, Auf dem Burg 7, Hilchenbach-Grund

3. Getränke Hoffmann, Birlenbacher Straße, Siegen-Geisweid

Auch der Bürgerverein Hilchenbach möchte seine Mitglieder dafür gewinnen, sich an der Spirituosen-Spende zu beteiligen, Alkoholflaschen zu sammeln und an die Brennerei weiterzugeben.

 

 

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