Gemeinde Wilnsdorf beginnt heute mit umfangreicher Renaturierung des Baches zwischen Wilgersdorf und Niederdielfen

(wS/Wi) Wilnsdorf 23.08.2021 | Weiß wird wieder naturnah

Gemeinde Wilnsdorf beginnt mit umfangreicher Renaturierung des Baches zwischen Wilgersdorf und Niederdielfen

Für Naturfreunde ist das Weißtal, insbesondere der Abschnitt zwischen Wilgersdorf und Rudersdorf eine kleine Idylle: Scheinbar naturbelassen plätschert der Bach dahin und prägt die Landschaft mit seiner Lebendigkeit. Man muss schon sehr genau hinschauen, um die Eingriffe des Menschen in die Weiß zu erkennen. Aber es gibt sie, selbst im Naturschutzgebiet, ganz zu schweigen vom übrigen Verlauf der Weiß. An vielen Stellen hat der Mensch den Bach umgestaltet, um das Wasser selbst oder dessen Kräfte für seine Zwecke zu nutzen. Das Nachsehen hatte die Gewässerqualität, vor allem aber die Wasserlebewesen: Für Fische und andere Wasserbewohner ist es an vielen Stellen unmöglich geworden, ihren Instinkten zu folgen und den Bach hinauf zu wandern.

Damit die Weiß auch für sie wieder idyllische Lebensbedingungen bietet, wird die Gemeinde Wilnsdorf den Bach renaturieren, also wieder möglichst nah an seinen Naturzustand heranführen. Das soll über die gesamten 8,5 Kilometer geschehen, die die Weiß zwischen Wilgersdorf und Niederdielfen zurückgelegt. Damit erfüllt die Gemeinde nicht nur einen gesetzlichen Auftrag zur ökologischen Verbesserung von Fließgewässern, sondern leistet zugleich auch einen Beitrag zum Hochwasserschutz.

Die Renaturierung wird in mindestens zwei Bauabschnitten erfolgen. Der zeitlich erste Bauabschnitt wird voraussichtlich am 23. August eröffnet, er umfasst mehr als vierzig einzelne Maßnahmen an verschiedenen Punkten zwischen Niederdielfen und Wilgersdorf. Dabei werden vor allem künstliche Einbauten aus der Weiß entfernt, wie Brücken, Rohrdurchlässe, Sohlabstürze oder -schwellen. Wenn möglich, wird auf Ersatz verzichtet, andernfalls zu schonenden Alternativen gegriffen: Höhenunterschiede sollen dann durch flach geneigte Gleiten ausgeglichen werden, und an zwei Stellen im Naturschutzgebiet werden zwei Brücken durch Furten ersetzt. Ebenfalls im Bereich des Naturschutzgebietes Weißtal ist auf einer Teilstrecke sogar die Anlage eines neuen Gewässerbetts geplant, damit sich die Weiß dort wieder frei entfalten kann.

Diese Maßnahmen werden die Weiß wieder durchgängig machen für Fische und andere Lebewesen im Bach. Sie haben aber auch einen positiven Effekt auf die Hochwasserproblematik, denn sie lassen die Fließgeschwindigkeit des Baches sinken und schaffen an einigen Stellen die Möglichkeit, dass sich die Weiß bei Hochwasser in die seitlichen Wiesenflächen ausdehnen kann – diesen Raum würde sich der Bach sonst in Wohn- oder Industriegebieten suchen und dort zu Überschwemmungen führen.

Wer mehr über das gesamte Renaturierungsprojekt erfahren möchte, findet den detaillierten Umsetzungsfahrplan auf der Website der Gemeinde Wilnsdorf unter www.wilnsdorf.de/aktuelles.

Absturz nähe Weißtalwerk (Maßnahme-Nr. Wei-29) Mit sogenannten Abstürzen wie diesen hob der Mensch den Wasserspiegel der Weiß an, um das Wasser für die Bewirtschaftung der umliegenden Flächen zu nutzen. Den Höhenunterschied von fast einem Meter kann kein Wasserlebewesen überwinden. Dieser Absturz wird im Zuge der Renaturierung in eine Gleite umgebaut, die Fische und andere Wasserbewohner wieder bachaufwärts wandern lässt.

Rohrdurchlass (Maßnahme-Nr. Wei-51) An zwei Stellen im Naturschutzgebiet Weißtal kreuzt ein Wirtschaftsweg die Weiß. Hier wurden einst große Rohre als Brücken eingebaut, damit Traktoren und andere Fahrzeuge gut über den Bach kommen. Bequem für Mensch und Maschine, aber ein riesiges Hindernis für Wasserlebewesen. Denn die können die Weiß wegen der glatten Rohrwände und der hohen Wassergeschwindigkeit in den Rohren nicht mehr hinaufwandern. Deswegen wird die Gemeinde Wilnsdorf die Verrohrungen entfernen lassen, um die Durchgängigkeit für Wasserlebewesen wiederherzustellen. Damit landwirtschaftliche Maschinen den Bach weiter queren können, werden dafür an diesen beiden Stellen breite Furten gebaut. Die in den Furten eingebrachten Störsteine können von Wanderern als Trittsteine benutzt werden, so dass der Bach hier auch zu Fuß durchquert werden kann. Dazu gab es aus Rudersdorf noch die Anregung, die Furten mit Fußgängerbrücken zu ergänzen. Daher prüft die Gemeinde Wilnsdorf zurzeit, ob die Wasserbehörde ein solches Bauwerk in einem FFH-Schutzgebiet überhaupt genehmigen würde und ob die nötigen Grundstücke erworben werden können.

Neues Gewässerbett (Maßnahme-Nr. Wei-53) Auch an dieser Stelle der Weiß wurden Abstürze eingebaut, um den Wasserspiegel anzuheben und das Wasser der Weiß nutzen zu können, in diesem Fall für einen Fischteich. Zusätzlich wurde der Bachlauf hier noch seitlich mit Betonelementen befestigt, um die Abstürze und den erhöhten Wasserspiegel halten zu können. Man sieht hier aber sehr gut, dass sich die Weiß nicht wirklich in Zaum halten lässt. Denn sie hat die Befestigungen im Laufe der Zeit unterspült – gerade bei den Hochwassern im Herbst und Winter – und versucht sich so den Raum zurückzuholen, den sie eigentlich braucht. Dieser Raum soll ihr jetzt auch wiedergegeben werden, allerdings muss der Bachverlauf dafür neu angelegt werden, etwa 10 bis 15 Metern vom jetzigen Bachbett entfernt, das hier sehr nah am Weg verläuft, und der soll natürlich erhalten bleiben.

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