Aktives Museum Südwestfalen und Germanistisches Seminar der Universität Siegen erinnern an Bücherverbrennung von 1933

(wS/bks) Siegen 15.03.2023 |  „Gegen Dekadenz und moralischen Verfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich
Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner.“ Mit sogenannten „Feuersprüchen“ warf man kurz nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 in ganz Deutschland Bücher unliebsamer Dichter und Denker auf einen Scheiterhaufen.

Anlässlich des neunzigsten Gedenktages der Bücherverbrennungen veranstaltet das Aktive Museum Südwestfalen in Kooperation mit dem Germanistischen Seminar der Universität Siegen Lesungen jener Autoren und Autorinnen, deren Bücher auf dem Scheiterhaufen brannten. Am Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung lag der Fokus auf der Schriftstellerin Gabriele Tergit.

„Sie sind die Zukunft der Erinnerung“, sprach Dr. Jens Aspelmeier die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs an und leitete die historische Betrachtung der Umstände des Jahres 1933 ein. Er sprach von einer Reise in die Vergangenheit, um zu erinnern und zu gedenken. Denn auch in Siegen fand eine Bücherverbrennung statt. „In Siegen hat alles genauso stattgefunden wie im Rest des Reiches.“, so Aspelmeier.

Dr. Jana Mikota stellte das Leben und Werk der Autorin Gabriele Tergit vor. Tergits Roman „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“ wurde auch dem Feuer übergeben, die Autorin ist mittlerweile wieder im Buchhandel zu finden und erlebt eine Renaissance. „Gabriele Tergit wurde zuerst in den 70ern durch die Frauenbewegung wiederentdeckt und nun ein zweites Mal.“, so Mikota.

Prof. Dr. Daniel Stein, Dekan der Philosophischen Fakultät, übernahm den Lesepart und las zwei Kapitel aus Tergits Buch vor. Zwischen den Lesungen wurden die Schülerinnen und Schüler eingebunden. Die Suche nach einer Textstelle, die den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge sein musste, fiel schwer. Nur wenige Wochen nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler wurde die Meinungsfreiheit und die Gedankenvielfalt symbolisch verbrannt. Aber schon Heinrich Heine wusste mehr als 100 Jahre zuvor: „Dies war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“

Frau Dr. Jana Mikota stellte Gabriele Tergits Leben und Werk vor.

Dr. Jens Aspelmeier nahm die Schülerinnen und Schüler auf eine Zeitreise mit und ordnete die Zeit um 1933 historisch ein

Prof. Dr. Daniel Stein las aus Gabriele Tergits „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“ vor.

 

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