Erleben Sie die Kunst der Natur: Grüne Landschaften von Lucian Freud, Giorgio Morandi, August Sander und Thomas Struth Studiolo im MGK Siegen

(wS/mgk) Siegen 28.03.2023 | Warum fasziniert das Motiv der Landschaft bis heute? Welche Auffassungen von Landschaft haben Künstler? Welche haben Besucher?

Die neue, von Sammlungskurator Prof. Dr. Christian Spies zusammengestellte Kabinettausstellung „Blick ins Grüne“ im Museum für Gegenwartskunst Siegen widmet sich der ungebrochenen Faszination von Landschaftsbildern aus Malerei und Fotografie.

Innerhalb der Sammlungspräsentation, die bereits vor vier Wochen in neuer Hängung für das Publikum eröffnete, sind ergänzend ab Freitag Werke von Giorgio Morandi, Lucian Freud, August Sander und Thomas Struth in einen Dialog gebracht.

Auf den ersten Blick handelt es sich bei Landschaftsbildern um verkleinerte und vereinfachte Abbilder von Naturräumen, die nur wenig mit dem unmittelbaren Erleben von Natur zu tun haben. Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts war es mit den neu erfundenen Farbtuben möglich, das Atelier zu verlassen und inmitten der freien Landschaft zu malen. Genauso war die noch junge Fotokamera zum „Pencil of Nature“ geworden, wie sie der englische Fotograf William Henry Fox Talbot nannte, mit dem sich die Landschaft unmittelbar und ohne die Künstlerhand abbilden konnte. Gleichwohl sind es genau diese unterschiedlichen Übersetzungen von Natur in Bild, mit denen das Motiv der Landschaft bis in die Gegenwart aktuell bleibt.

Wandernd erkundete August Sander in den 1930er/1940er Jahren die ständig wechselnden Landschaften des Mittelrheins in kleinformatigen Fotografien. Sein Fotografenkollege Thomas Struth dagegen vergrößert seine Aufnahmen auf Wandgröße und konfrontiert seine Betrachter mit dem Dickicht von Urwäldern aller Kontinente.

Der Maler Lucian Freud bleibt wiederrum in seiner eigenen Londoner Umgebung: in seinem Garten in Kensington oder dem Hinterhof seines früheren Ateliers in Paddington. Dort übersetzt er unförmige Müllhaufen und die Bretterbuden seiner Kinder in seine schonungslos realistische Malerei.

Auch Giorgio Morandi beschränkt sich allein auf seine direkte Nachbarschaft. Wie ein abstrakter Maler erkundet er in seinen Stadtlandschaften Bolognas und in den Ansichten seines Landhauses in Grizzana wie sich die Flächen von gebauter Architektur und gewachsener Natur zueinander verhalten. Dabei können ein Zaunpfahl, eine Stromleitung oder ein Schornstein zum Hauptmotiv eines Bildes werden.
Der Blick auf ausgewählte Künstler zeigt bereits, worin die Faszination an der Landschaft besteht: Es geht weniger um die Wiedergabe, das Abbilden von Landschaft im Bild, vielmehr geht es darum, die Landschaft neu als Bild entstehen zu lassen. So werden diese Bildlandschaften auch für die Betrachter zu unbekannten Räumen, die es mit dem Auge zu erkunden gilt.

Das MGKSiegen zeigt aktuell vier Ausstellungen zeitgleich. Neben der Sammlungspräsentation „Neu-Entdeckungen“ (bis 11.2.2024) und dem Studiolo „Blick ins Grüne“ (bis 11.6.) sind die beiden der Fotografie gewidmeten Sonderausstellungen „Laurenz Berges, Halten und Schwinden“ sowie „Fotonotizen“ (beide bis 6.8.) zu sehen. Führungen finden an jedem Donnerstag von 12.30 bis 13 Uhr („Kunstpause“) und Sonntag von 16 bis 17 Uhr statt. An jedem ersten Sonntag eines Monats wird die Sammlung unter ausgewählten Themen von 15 bis 16 Uhr vorgestellt.

Lucian Freud, Children’ s Playground, 1975, Sammlung Lambrecht-Schadeberg, MGKSiegen, © 2023 The Estate of Lucian Freud/Bridgeman Images

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