Ein Leben mit und für die Feuerwehr: Matthias Ebertz hängt den Helm an den Haken

(wS/si) Siegen 19.04.2023 | Der oberste Feuerwehrmann Siegens hat seine berufliche Laufbahn (fast) vollendet: Am 30. April, kurz nach seinem 60. Geburtstag, tritt Matthias Ebertz in den Ruhestand. Aus diesem besonderen Anlass folgten am 14. April fast 150 Gäste der Einladung von Bürgermeister Steffen Mues zu einer feierlichen „Abschiedsgala“ voller Überraschungen in die Siegerlandhalle.

Matthias Ebertz – geboren und aufgewachsen in Siegen und seit Langem im Alten Flecken in Freudenberg zu Hause – eilt der Ruf voraus, jeder Lage gewachsen zu sein und gerade in besonders schwierigen oder gefährlichen Situationen stets ruhig zu bleiben. Erschüttert wurde dieser Ruf bei der ihm gewidmeten Veranstaltung zwar nicht, aber so emotional und überrascht hat man den Oberbrandrat bislang wohl selten gesehen.

Damit erfüllten sich die Hoffnungen des Orga-Teams, das genau auf diesen Effekt beim Verabschiedeten gehofft hatte. Doch der Reihe nach: Schon kurze Zeit, nachdem die erwartungsfrohen Gäste, darunter fast die ganze „Blaulicht-Familie“ aus Siegen und darüber hinaus, an den festlich eingedeckten Tischen Platz genommen hatten, kündigte Moderator Niklas Zankowski – früher Radio Siegen, inzwischen Pressesprecher der Kreispolizeibehörde – das erste Highlight des Abends an: Matthias Ebertz‘ älteren Bruder Hajo, der den weiten Weg von seinem Wohnort an der Ostsee ins Siegerland fast pünktlich – „Lüdenscheid zum Trotz“ – hinter sich gebracht und versteckt in einem Nebenraum auf seinen Auftritt gewartet hatte.

Dass die Kameraden diese besondere „Familienzusammenführung“ höchst konspirativ bis zuletzt vor ihrem Chef verbergen konnten, darf getrost als eine logistische Meisterleistung bezeichnet werden.

So konnte Hajo Ebertz in der anschließenden Talkrunde gemeinsam mit anderen Weggefährten von Matthias Ebertz, im Einzelnen Bürgermeister Steffen Mues, I. Beigeordneter und Feuerwehrdezernent Wolfgang Cavelius, sowie Thomas Adamek, bis 1. April 1. stellvertretender Leiter der Feuerwehr Siegen, und Bernd Stausberg, langjähriger Rettungsdienstler, manch kuriose, verrückte und amüsante Anekdote über ihr „Leben mit Matthias Ebertz“ erzählen. Anschließend stand der große Auftritt einer Dudelsack-Formation samt Sängerin auf dem Programm; der feierlich-zeremonielle Vortrag großer Klassiker, von „Highland Cathedral“ bis (passenderweise) „Auld Lang Sayne“, traf bei Matthias Ebertz als Musiker und erklärtem Fan der keltischen Kultur auf jeden Fall voll ins Schwarze.

So ging es „angenehm-wehmütig“ weiter im Programm, mit der Übergabe der Entlassungsurkunde an Matthias Ebertz durch Bürgermeister Steffen Mues. Bevor Letzterer dann die Ernennungsurkunde an Ebertz‘ Nachfolger Thomas Jung überreichte, hatte er allerdings eine weitere Überraschung für den scheidenden Feuerwehr-Chef bereit: die
Verleihung der Floriansplakette für besondere Verdienste um den Feuerschutz in Siegen. Auch hier war geheimhaltungstechnisch wieder ein echter Clou gelungen:

Beschlossen beziehungsweise verabredet worden war die Verleihung in nicht öffentlicher Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, gut getarnt hinter einem neutralen, bewusst
„nichtssagenden“ Tagesordnungspunkt—damit der Geehrte auch wirklich nicht vorgewarnt war. So nahm er die besondere Auszeichnung, die 1965 anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Siegen ins Lebens gerufen worden war, mit kaum zu verbergender Rührung entgegen, unter dem lang anhaltenden Applaus der Gäste, die mit Standing Ovations
ihre Hochachtung und Dankbarkeit ausdrückten.

Bürgermeister Steffen Mues hatte zuvor in einem kurzen pointierten Redebeitrag seine Gedanken zum Abschied von Matthias Ebertz mit den Anwesenden geteilt:
„[…] Der Haupt- und Finanzausschuss hat entschieden, dass du, lieber Matthias, neuer Träger der Floriansplakette der Stadt Siegen wirst und zwar ebenso aus fachlichen wie aus menschlichen Gründen.
Denn du bist nicht nur seit Jugendtagen Mitglied der Feuerwehr, sondern hast über 25 Jahre die Feuerwehr (Abt. Feuerschutz und Rettungsdienst, seit 28.1.1998) geleitet, mit einem unglaublichen Fachwissen – das du beispielsweise auch in diversen Forschungsprojekten mit der Uni Siegen ausgespielt und weiterentwickelt hast –, aber vor allem auch mit Leidenschaft und Hingabe. […] Auf diese Weise hast du die Feuerwehr Siegen auf ein fachliches Niveau gebracht, um das uns hier in Deutschland viele beneiden, du hast Innovationen eingefordert und eingeführt (von dem Neubau der Hauptamtlichen Wache bis hin zum Wasserstoff-Dienstfahrzeug) und du hast – und das lässt sich nicht hoch genug anrechnen –, die Kameradschaft zwischen den hauptamtlichen und freiwilligen Kräften gefördert bzw. entstehen und wachsen lassen. […]

Nie ging es dir dabei um dich selbst, sondern ganz uneitel immer um die Sache, oder, richtiger, um die Menschen, die dir zu Recht rückhaltlos vertraut haben und die du nie enttäuscht hast. Und hier schließe ich mich persönlich, den Verwaltungsvorstand und den Stab für Außergewöhnliche Ereignisse – SAE – ein.

[…] Du hast dein Haus (die neue Berufsfeuerwehr Siegen!) dankenswerterweise gut bestellt und wir wissen uns bei Thomas Jung als deinem Nachfolger und neuem Chef von Feuerschutz und
Rettungsdienst in den allerbesten Händen. Ihm darf ich gleich noch die Ernennungsurkunde überreichen, sage aber schon gleich, dass er mir „verboten“ hat, über ihn zu reden, weil heute die Aufmerksamkeit einem anderen gehören soll. Und diesen zeichne ich nun voller Freude im Namen von Rat und Verwaltung der Universitätsstadt Siegen mit der Floriansplakette aus. Herzlichen Glückwunsch und danke für ALLES!“

Was nun noch folgte: eine weitere ehrenvolle Auszeichnung; die hiesigen Verantwortlichen des Malteser Hilfsdienstes hatten unter höchstem Zeitdruck erreicht, dass dem scheidenden Siegener Feuerwehrchef die „Malteser Dankplakette“ des Souveränen Malteser Ritterorderns zugesprochen wurde. Und: Musik! Oder: die letzte „offizielle“ Überraschung des Abends, der einzige Spielmannszug der Feuerwehr Siegen, jener aus Oberschelden, zog unter dem Applaus der Gäste in die Siegerlandhalle ein, um sich standesgemäß von ihrem Chef zu verabschieden.
Dieser ließ es sich nicht nehmen, auf der Pauke mit dem Publikum ein programmatisch zu verstehendes „WE WILL ROCK YOU“ anzustimmen, passend zu seiner „Abschiedsrede“, in der er zum einen noch einmal mit Verve für das Ehrenamt warb („Ohne Ehrenamt funktioniert unser Staat nicht!“) und zum anderen einen Appell in Richtung Politik richtete, der Verwaltung nicht per se „schlechte Arbeit“ zu unterstellen. Dann aber hieß es ganz klassisch: „Das Büfett ist eröffnet!“ und der inoffizielle Teil des Abends konnte starten.

FAREWELL, Matthias Ebertz!

 

Fotos: Stadt Siegen

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