TuS Ferndorf-Episches Handball-Duell über 50 Minuten: Grande Furioso auf dem Spielfeld

(wS/red) Ferndorf 08.10.2023 | Über 50 Minuten atemraubende Leistung auf dem Spielfeld

TuS Ferndorf gegen HSG Hanau: 28:23 (15:8)

Nach dem Spiel sagte HSG-Trainer Hannes Geist „Das Spiel gegen Ferndorf hätten wir heute nie gewinnen können“

Da war doch noch etwas vor Spielbeginn!

Der Fanclub BRIGADE C des TuS Ferndorf konnte kürzlich sein 20-jähriges Jubiläum feiern. In diesen zwei Jahrzehnten haben sie den Verein mit enthusiastischen Gesängen, schwenkenden Fahnen und einer beeindruckenden Ansammlung von Flaggen lautstark unterstützt. Sie haben sich im Laufe der Zeit ihre „eigene“ Tribüne hinter dem Tor erspielt.

Während die Spieler des TuS Ferndorf ins Spielfeld einliefen, verwandelten sie „ihre“ Tribüne in ein rotes und weißes Meer aus Bannern und Flaggen, was zweifellos ein visuelles Highlight darstellte. Wir gratulieren herzlich zu diesem 20-jährigen Jubiläum und hoffen, dass sie weiterhin mit ihrem Enthusiasmus den Verein vorantreiben. Weiter so!

Alter Schwede, das, was die Ferndorfer Handballer den 1062 Zuschauern (trotz Ferien) auf die Platte zauberten, war schon allererste Sahne. Hanau, der hoch eingeschätzte Gegner, wurde eiskalt von einem Ferndorfer Sturmlauf überrannt, dem sie absolut nichts entgegenzusetzen hatten.

Link zum Video „Einlauf der Mannschaft und Choreo der Brigade C“

https://www.youtube.com/watch?v=iJHm5ieuWO8

Das bezog sich jetzt nicht auf den Spielbeginn, obwohl man da schon merkte, dass die Jungs von Coach Ceven Klatt die Zügel in der Hand hielten. Hanau zog mit, doch beim 3:2 durch Josip Eres und 2 x Marvin Mundus gerieten sie das erste Mal in Rückstand. Sie lagen nur beim 0:1 und beim 1:2 in Front, danach ließ Ferndorf nichts mehr anbrennen. Ab da wurde durch den guten Lucas Puhl und die Ferndorfer Abwehr der Beton angerührt; die Festigkeit hatte er in der 15. Minute beim Stand von 5:4 bekommen. Denn ab da war Schluss mit lustig, die Ferndorfer Abwehr einschließlich Keeper Puhl schien komplett zugenagelt; ideenlose Hanauer fanden keine Lücken mehr, um überhaupt zum Wurf zu kommen, geschweige denn ein Tor zu erzielen. Es kamen dramatische Minuten auf die Gäste zu; sie liefen sich die Fußsohlen wund und erreichten nichts. Doch rasend schnelle Ferndorfer spielten sich in einen Rausch und wenn ein Gästefan in der 23. Minute, also nur 8 Minuten nach dem 5:4, einen Blick auf die Hallenuhr warf, fiel ihm die Kinnlade runter, denn er las da ein 12:4. Das war „Handball-Magie“, denn diese Siebener Torflut der Ferndorfer ließ den Gegner ratlos zurück. Der TuS brillierte auf allen Positionen; alle Spieler agierten auf hohem Niveau, und die 1062 Zuschauer beklatschten auch ein sensationelles Kempa-Tor durch „Highspeed“-Julius Fanger, der den Pass von Josip Eres unhaltbar in die Maschen drosch.

Dass das kein guter Tag für die Hessen werden sollte, lässt sich schon von der Tatsache ableiten, dass sie bis zur 11. Minute nur 1 Feldtor hatten; das war ganz einfach zu wenig. Bis zur Sirene hielt der TuS seinen Vorsprung bei 6-7 Toren, und so trennte man sich hochverdient mit einem 15:8, und man sah die Gäste mit gesenktem Kopf und ungläubigen Blicken in die Kabine marschieren.

Eine geschlossene und starke Ferndorfer Mannschaft, die diesen Halbzeitstand mit Treffern von 8 verschiedenen Spielern erzielte, wurde durch eine laut klatschende Fanschar in die Kabine begleitet.

In der 2. HZ machte Ferndorf eigentlich da weiter, wo sie in der 1. HZ aufgehört haben. Josip Eres und Mattis Michel schafften es zwar, innerhalb von 1 Minute 2 Siebenmeter zu verwerfen, aber das hielt Ceven Klatts Jungs nicht auf, denn in der 39. Minute stand es durch Mattis Michel 18:11. Die Grimmstädter gönnten sich jetzt einen Treffer, um sich dann direkt wieder einen Dreierpack der Siegerländer durch 2 x Josip Eres und Gabriel da Rocha Viana einzufangen. Doch Ferndorf schraubte den Vorsprung noch höher; da Rocha, Fanger, Eres und Mundus markierten in der 49. Minute den ersten 10-Tore-Vorsprung (25:15). Zeit für Coach Hannes Geist, mal mit seinen Jungs zu reden, aber was sollte man reden? Das kann man eigentlich nicht mehr aufholen. Noch einmal HSG und Nikita Pliuto, und es stand in der 50. Minute 26:16; noch 10 Minuten zu spielen, und Ferndorf führte mit 10 Toren; es war ein (be)rauschender „Ballabend“.

Zumindest bis hierhin, denn dann ließ die Konzentration nach oder auch die Kräfte oder man wollte jetzt einen Gang zurückschalten. Egal wie, genau diese Phase nutzten jetzt die Gäste für eine Ergebniskosmetik. Beim Stand von 26:20 gingen die Gäste in die Manndeckung und empfingen die Ferndorfer schon an der Mittellinie. Die machten jetzt einige Fehler und wollten das Ding eigentlich nur noch nach Hause schaukeln. Das gelang ihnen ja letztlich mit dem 28:23-Endstand auch, aber mit dieser Gegenwehr der Grimmstädter hatte man wohl nicht gerechnet. Fakt ist, aber der 50. Minute erzielte Ferndorf nur noch 2 Treffer, die Hanauer derer 7. Das erinnert irgendwie an den Motorsport und die Formel 1, denn Michael Schumacher wurde einmal gefragt, warum er trotz seines uneinholbaren Vorsprungs weiter Vollspeed gefahren wäre. Er antwortete sinngemäß: „Wenn ich da einen Gang zurückschalten würde, ist die Wahrscheinlichkeit, Fehler zu machen, sehr hoch; wenn ich aber so weiterfahre, bleibt die Konzentration auf einem gleich hohen Level“.

Egal wie, es war ein traumhafter Handballabend, der alles geboten hat, was ein Handballherz höher schlagen lässt. Die HSG bekam den TuS nicht in den Griff, und das war das Ziel von Ceven Klatt und dem Team. Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung, in der jeder einen tollen Job machte. Schön zu sehen, dass Josip Eres wieder dabei war. Es gab zwar wieder etliche Strafen, beim TuS insgesamt 14 Minuten Strafbank und 2 x Gelb; vielleicht doch ein wenig kleinlich gepfiffen!? Mit den HSG-Spielern hatten die Ferndorfer keine Probleme, aber wie erwartet mit ihrem Keeper Can Adanir schon. Der schwebt seit ein paar Wochen auf Wolke sieben und lag auch bei ca. 15 Paraden. Die erste HZ ging mit 15:8 an den TuS, die 2. HZ mit 15:13 an die Hanauer.

Lucas Puhl und Jonas Wilde machten ein gutes Spiel; sie kamen auf insgesamt 16 Paraden; das ist eine absolut Top Quote von 41,03 %.

Wenn es jetzt gelingt, diese Leistung einzufrieren und in Ratingen wieder aufzutauen, brauchten wir uns um einen weiteren Auswärtssieg keine Sorgen machen, aber auch „interakt. Düsseldorf“ wird von Ceven Klatt als starker Gegner eingestuft. Begleiten Sie die Ferndorfer zu diesem spannenden Auswärtsspiel, es ist Sonntag und Ratingen liegt ja praktisch „Umme Ecke“ ➡   😉

Tor:

Lucas Puhl 11 Paraden, Jonas Wilde 5 Paraden

Torschützen:

Josip Eres 7/1

Julius Fanger 4

Marko Karaula 3/1

Nikita Pliuto, Marvin Mundus und Gabriel da Rocha Viana je 3

Janko Kevic und Mattis Michel je 2

Alexander Reimann 1

Auf Stimmenfang:

Josip Eres

Die Leistung der Mannschaft war sehr gut, aber es wurde am Ende etwas hektisch. Ich muss zugeben, dass ich auch ein paar Fehler gemacht habe, ich glaube, ich hatte 5 Fehlwürfe. Aber wir müssen weiter hart arbeiten, denn nächste Woche steht ein schweres Spiel in Ratingen an.

Marko Karaula

Ich habe letzte Woche gut trainiert, und der Trainer hat gesehen, dass ich gut drauf bin. Ich konnte gut im Eins-gegen-Eins gegen die weniger schnellen Spieler angreifen.Ich habe mich mit Julius ein wenig abgewechselt, wenn er Luft gebraucht hat, und auch mit Janco gewechselt, wenn er zwei Minuten auf der Uhr hatte. Die erste Halbzeit lief perfekt. Alles hat funktioniert. In den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit war es ein bisschen schwieriger, zumindest aus meiner Sicht. Aber insgesamt haben wir gut gewonnen. Wenn uns jemand vor dem Spiel gesagt hätte, dass wir gegen Hanau gewinnen würden, hätten wir wahrscheinlich gedacht, das wäre ja ein tolles Ding. Manchmal fühlt man sich vielleicht etwas zu sicher, und das kann sich auf die Leistung auswirken, aber das war nur in den letzten zehn Minuten der Fall. Alles in allem war es eine starke Leistung von uns bis zur 45. Minute. Die letzten Heimspiele waren nicht so gut, aber wir haben uns gesteigert und das Spiel klar gewonnen.

Coach Ceven Klatt

Von meiner Seite aus, kurz gesagt, freue ich mich besonders heute darüber, dass wir unsere vor dem Spiel gesetzten Ziele erreicht haben. Das betrifft die Anfangsphase, die erste Halbzeit und unsere Präsenz zu Beginn des Spiels, was letzte Woche nicht gut war. Wir wollten uns unbedingt verbessern, und das ist uns heute gelungen.

Es war keine Einzelleistung, sondern eine Mannschaftsleistung. Wir konnten den Ball von links nach rechts bewegen und gute Lösungen finden. Das hat uns getragen und war der Schlüssel zum Sieg. Die erste Halbzeit war entscheidend, ich glaube, es waren 24 oder 25 Minuten, in denen wir keinen Gegentreffer zugelassen haben. Das war genau das, was wir in der Vorbereitung bereits gezeigt hatten, vergleichbar mit unserem Spiel gegen Hagen. In der zweiten Halbzeit haben uns die Kräfte ein wenig verlassen, aber trotzdem haben wir eine Führung behalten. Später haben wir ein paar Torchancen vergeben, aber das ist normal. Insgesamt verdient die Mannschaft heute ein großes Lob für ihre kämpferische und disziplinierte Leistung.

Heute haben wir das Spiel in den ersten 10 Minuten entschieden, das habe ich auch meinen Jungs gesagt. Wenn wir 10 Minuten vor Schluss mit 8 Toren führen und der Gegner ein paar Tore erzielt, müssen wir nicht nervös werden. Ich glaube nicht, dass wir ein solches Spiel aus der Hand geben würden. Warum ich Daniel Hideg auf der Bank gelassen habe? Ganz einfach, wir haben ihn heute nicht gebraucht und wollten ihm die Regenerationszeit für seinen Körper geben, um ihn in den nächsten Spielen voll einsatzbereit zu haben.

Wir haben heute auch anderen Spielern relativ viel Spielzeit gegeben. Es ist ein Prozess, wir müssen uns als Team weiterentwickeln und Kräfte verteilen. Wir haben viele Spieler im Kader, und das passiert nach und nach. Ich hätte gerne Max am Ende noch eingesetzt, aber der Gegner hat das System geändert, was uns daran gehindert hat.

 

Can Adanir, der starke Keeper der HSG

Bericht: Peter Trojak
Fotos: Andreas Domian und Peter Trojak

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