Neue Tafeln informieren: Sohlbacher Weiher des Wasserverbandes Siegen-Wittgenstein ist mehr als ein „Teich im Grünen“

(wS/wvs) Netphen 01.12.2023 | Ein Gewässer mit Historie und ganz besonderen Bewohnern

Für viele ist er ein verwunschenes Idyll im Wald – der Sohlbacher Weiher, gelegen hinter der gleichnamigen Netphener Ortschaft. Ein landschaftliches Kleinod, das sich so wunderbar in die Natur einfügt, dass man meinen könnte, es sei schon immer da gewesen. Dabei wurde der Weiher vor über 130 Jahren künstlich angelegt. An die Hintergründe seiner Entstehungsgeschichte und seine Funktion in früheren Zeiten erinnert seit Kurzem eine neue Infotafel, die der Wasserverband Siegen-Wittgenstein (WVS) als Eigentümer des Weihers an dessen Ufer aufgestellt hat. „Wir möchten damit das Andenken an die Historie des Gewässers wachhalten“, schildert WVS-Geschäftsführer Dirk Müller.

Die Tafel informiert die Besucherinnen und Besucher darüber, dass die Gas-, Wasser- und Kanalwerke der Stadt Siegen den Sammelweiher bei Sohlbach – ebenso wie den Afholderbacher und den Obernauer Weiher – Ende des 19. Jahrhunderts als sogenannten „Kompensationsteich“ angelegt haben. In ihm wurde überschüssiges Wasser gesammelt, welches im Sommer zur Bewässerung der umliegenden Wiesenflächen diente, während es im Winter dem sich unterhalb anschließenden Vorfluter zugeleitet wurde, um Überschwemmungen zu vermeiden.

Vorausgegangen war der Entstehung der Teiche ein Streit ums Wasser. Als die Stadt Siegen im Jahr 1880 damit startete, erste Planungen zu Wassergewinnungsanlagen in den Quellgebieten von Sohlbach, Afholderbach und Obernau anzustellen, da sie selbst zunehmend Probleme mit der Wasserversorgung ihrer Bürgerinnen und Bürger bekam, befürchteten anliegende Wiesenbesitzer aus den drei Dörfern, dass ihnen damit vor allem in den Sommermonaten das Wasser für ihre Wiesenbewässerung genommen werden würde. Mehrjähriger Widerstand der Dorfbewohnerinnen und -bewohner, der sogar bis nach Berlin zum Kaiser getragen wurde, konnte den Bau der Quellwasserleitung zur Versorgung der Siegener Bevölkerung jedoch nicht verhindern. Die Beteiligten einigten sich aber auf einen Kompromiss: Als Entschädigung für den Bau der Leitungen wurden die Weiher angelegt, damit den Bauern auch im Sommer immer genügend Wasser zur Bewässerung ihrer Wiesen zur Verfügung stand.

Zweite Tafel informiert über Edelkrebsvorkommen und Artenschutzprojekt

Mittlerweile sind die Quellleitungen und die Wiesenbewässerung längst aufgegeben und der Sohlbacher Weiher hat nach einer umfassenden Sanierung im vergangenen Jahr eine neue, wichtige Funktion bekommen: seit Oktober 2022 ist er Heimat einer Edelkrebs-Kolonie. „Darüber klärt eine zweite Infotafel auf“, berichtet WVS-Betriebsingenieurin Sarah Horstick, die sich – wie schon an der Obernautalsperre – federführend um die Gestaltung und Errichtung der Infotafeln gekümmert hat. Gemeinsam mit dem vom nordrhein-westfälischen Fischereiverband und NABU getragenen Edelkrebs-Projekt NRW hat der Wasserverband Siegen-Wittgenstein vor rund einem Jahr 250 Edelkrebse in den Sohlbacher Weiher eingesetzt. „Damit sind wir zu Edelkrebs-Paten geworden und leisten einen Beitrag zum Erhalt der heimischen Art. Uns sind die Biodiversität und eine gesunde Flora und Fauna ein großes Anliegen“, so Dirk Müller. Der Edelkrebs, der früher in nahezu jedem heimischen Fluss und Bach zu finden war, ist vom Aussterben bedroht. Verantwortlich dafür sind eingeschleppte Krebsarten, hauptsächlich aus Nordamerika, die die Edelkrebse verdrängt haben und zudem Träger der für heimische Arten zumeist tödlichen Krebspest sind. Das Edelkrebs-Projekt NRW hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Edelkrebs durch gezielte Ansiedlung in geeigneten Flüssen, Bächen, Seen und Teichen vor dem Verschwinden zu schützen. „Ein Gewässer ist als Edelkrebs-Domizil geeignet, wenn es eine gute Wasserqualität und naturnahe Uferstruktur besitzt und möglichst isoliert liegt, damit keine amerikanischen Flusskrebsarten einwandern können. Unser Sohlbacher Weiher ist solch ein Gewässer, da er mit Regen- und Quellwasser aus dem Tal gespeist wird und durch sein Dammbauwerk von flussabwärts liegenden Gewässern getrennt ist“, weiß der WVS-Geschäftsführer.

Sarah Horstick und er freuen sich, dass die Besucherinnen und Besucher des Weihers mittels der Tafeln nun mehr über die Geschichte und das Artenschutzprojekt erfahren können. Die Tafeln sind übrigens im selben Design gestaltet wie die neuen Tafeln an der Obernautalsperre, um den Wiedererkennungswert als „WVS-Gewässer“ zu steigern.

250 Edelkrebse hat der WVS gemeinsam mit dem Edelkrebsprojekt NRW im Herbst 2022 nach einer umfangreichen Sanierung des Sohlbacher Weihers in das Gewässer eingesetzt. Die Tiere sind vom Aussterben bedroht.

Der Wasserverband Siegen-Wittgenstein hat am Sohlbacher Weiher neue Tafeln aufgestellt, die über die Geschichte des Gewässers und die dortige Edelkrebs-Kolonie informieren

Fotos: WVS

 
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