(wS/Red) Ferndorf 28.04.2025 | Ein Punkt wie ein Sieg – Handballherz, was willst du mehr
Zu Beginn ein Hinweis in eigener Sache. Wegen Grippebedingtem Ausfall der Sportredaktion erscheint der Spielbericht heute nicht in gewohntem Umfang. Wir bitten dies zu entschuldigen.
TuS Ferndorf gegen die HSG Nordhorn-Lingen: 31:31 (12:17)
Rollen wir das Feld mal von hinten auf.
Navigationsgerät gegen Busfahrer: Kurioses Nachspiel einer wilden Partie
Mit hängenden Köpfen schlichen die HSG-Spieler nach dem absolut unerwarteten Remis in die Kabine – schnellstmöglich wollten sie nur noch nach Hause. Doch dazu kam es nicht. Das Navigationsgerät im HSG-Bus spielte verrückt und lotste das frustrierte Team auf eine Straße, die für Busse absolut ungeeignet war. Das Ende vom Lied: Der Bus fuhr sich fest und kam keinen Meter mehr weiter. Ein Abschleppunternehmen musste her, um den Busfahrer aus seiner misslichen Lage zu befreien. Eine kuriose Geschichte – so etwas hatte man wirklich noch nicht erlebt.
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Für die Spieler wurde in aller Eile eine alternative Heimfahrt organisiert. Mit Verspätung traten sie schließlich doch noch die Rückreise an. Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen: Die HSG Nordhorn-Lingen reiste als hoher Favorit an. Ferndorf hingegen hatte in diesem Jahr zu Hause noch kein Spiel verloren – ein Krimi lag also in der Luft.
Zumindest auf die Crunchtime – die letzten zehn Minuten – traf das voll und ganz zu. Zwischen Schockstarre und himmelhochjauchzender Begeisterung war alles dabei.
Die erste Halbzeit? Für den TuS Ferndorf eher zum Vergessen. Zwar war man vorbereitet, doch dass die HSG direkt mit dem 7:6-Spiel beginnen würde, überraschte. Ferndorf fand überhaupt nicht ins Spiel, was dem Zwei-Städte-Verein in die Karten spielte. Im Verlauf des Spiels wechselte die HSG zwischendurch auf ein klassisches 6:6, doch als man merkte, dass der TuS damit besser zurechtkam, ging’s wieder zurück zum 7:6.
Nach anfänglichem Rückstand glich Janko Kevic in der 13. Minute zum 6:6 aus – leider nur ein kurzes Aufatmen, denn sieben Minuten später war der Drei-Tore-Vorsprung der Gäste wiederhergestellt (8:11). Die TuS-Abwehr war keineswegs schwach, doch beim 7:6 steht eben noch ein Hüne mehr auf dem Feld – und der wirft lange Schatten.
Immer wieder sorgte zudem das weibliche Schiri-Geschwisterpaar für Diskussionen – uneinig untereinander, fragwürdige Entscheidungen in steter Regelmäßigkeit. Sie pfeifen erst seit Dezember in der 2. Liga und brauchen offenbar noch etwas Zeit.
Trainer Ceven Klatt hätte das Spiel gerne mehr in die Breite gezogen – über Außen und über den Torwart. Auf der Torhüterposition war heute allerdings auf beiden Seiten kein Glanz zu finden: van der Merwe mit 7 Paraden, Budalic mit nur einer. Für Ferndorf hielten Can Adanir und Jonas Wilde je drei Bälle – die wichtigste jedoch war die letzte von Wilde: Sie rettete Ferndorf den Punkt.
Die erste Halbzeit endete mit 12:17 – eine kalte Dusche. Und der Start in die zweite Hälfte versprach nichts Gutes: Fehler bei Ferndorf (Valentino mit 2 Minuten, Viana am leeren Tor vorbei) führten zum 12:19 – sieben Tore Rückstand, das sah düster aus.
Doch Ferndorf kämpfte sich zurück – nicht sofort , sondern Schritt für Schritt. In der Offensive lief es nun besser, HSG-Keeper van der Merwe kassierte ungewohnt eine Zeitstrafe – und prompt traf Ferndorf doppelt.
Der Mann des Abends: Marvin Mundus dreht auf: Dann kam Marvin Mundus groß raus. Dort, wo Josip Eres beim Siebenmeter scheiterte, übernahm er: Insgesamt 11 Tore, 6 davon vom Punkt. In Halbzeit zwei allein 10 Treffer – Chapeau!
Auf den Tribünen hörte man Sätze wie: „Ich glaub, ich bin im falschen Film“ oder „Kannste keinem erzählen“. Ferndorf spielte wieder mutig mit, doch in der 46. Minute stand es erneut 20:26. Meist waren es Umstellungen der HSG, auf die der TuS sich erst einstellen musste. Doch es gab auch Fehlwürfe der Gäste, die Ferndorf – vor allem Marvin Mundus – eiskalt nutzte. Die Tore vom 19:23 bis 23:27? Allesamt Marvin.
In der Abwehr glänzte Malte Nolting – gegen Ende verteidigte er schon vor der Mittellinie. Auch Hideg und Eres spielten stark, wenn auch Eres beim Siebenmeter Pech hatte. Kevic dirigierte wie gewohnt mit viel Übersicht und überraschte immer wieder mit unkonventionellen Würfen.
Und alle anderen? Waren alles andere als Statisten. Sie rissen Lücken, gaben Assists, organisierten die Abwehr – Handball ist Mannschaftssport, und das merkte man heute.
Beide Teams mussten häufig umstellen – Zeitstrafen verhinderten oft eine volle Besetzung. In der 49. Minute traf Malte Nolting zum 24:27. Kurz darauf kam Jonas Wilde ins Tor, es gab eine Zeitstrafe für die Gäste. Marvin traf vom Punkt zum 25:28 – die Halle lebte wieder. Klatt stellte auf 5:1 um, Kevic traf zum 26:28, und in der 52. Minute warf Jonas Wilde ins leere HSG-Tor – 27:28. Die Halle hielt den Atem an – HSG stellte das 7:6-Spiel ein. Die Emotionen kochten: Ceven Klatt sah Gelb, ein Spieler musste runter. Die HSG nutzte das eiskalt – 27:29, 27:30.
Doch Marvin Mundus antwortete per Siebenmeter – 28:30. Danach – ausgerechnet – eine umstrittene Zeitstrafe gegen ihn. Mist! Die HSG brachte erneut sieben Feldspieler – und das rächte sich: Daniel Hideg traf ins verwaiste Tor – 29:30. Krimi pur!
Die Gäste wankten, wollten ihren Vorsprung über die Linie retten. 56:44 – Auszeit Ferndorf. Klatt und Kevic beschlossen: „Jetzt spielen wir Jugo.“ Mit vier Rückraumspielern ging’s zurück aufs Feld. Julius Fanger stand vorne, fand keine Lücke – drehte sich um die eigene Achse, 30:31!
Die Halle tobte. Wir schrieben Minute 58, der Hexenkessel brodelte. Die HSG wechselte zurück zum 6:6 – alles andere war zu riskant. Dann schnappte sich Hampus Dahlgren einen Fehlwurf, passte auf Josip Eres – 31:31! Wahnsinn.
Der letzte HSG-Angriff? An die Latte! Jonas Wilde war dran – oder lenkte den Ball mit Gedankenkraft ans Aluminium 😉. Ferndorf hatte den Ball. Weniger als eine Minute auf der Uhr. Die Tribüne explodierte. Es lag sogar der Sieg in der Luft – doch das ließen die Gäste nicht zu.
Fazit:
Ein nie für möglich gehaltenes Remis – 31:31! Ferndorf verbessert sich auf Platz 9. Vier Punkte Abstand auf den ersten Abstiegsplatz, wo aktuell der ASV Hamm steht. Puhhhh!
Jetzt heißt es: Auf nach Lübeck – Anwurf am kommenden Sonntag ist um 17 Uhr.
Statistik:
Torhüter:
Jonas Wilde & Can Adanir je 3 Paraden
Torschützen:
• Marvin Mundus 11/6
• Daniel Hideg 5
• Josip Eres 5/1
• Janko Kevic 4
• Fabian Hecker & Julius Fanger je 2
• Jonas Wilde & Malte Nolting je 1
Bericht: Peter Trojak
Bilder/Collage: Andreas Domian
CEVEN KLATT: Ich finde, wir kommen ganz gut ins Spiel rein, spielen aber insgesamt keine gute 1. HZ, was ein Stück weit damit zu tun hat, dass wir nicht in unser Abwehrspiel kommen durch das 7 gegen 6 der Nordhorner. Uns fehlen Zweikämpfe, uns fehlt so ein bisschen der Zugriff, die Emotionen, alles das, was unser Spiel so ein bisschen ausmacht und kommen dadurch auch nicht ins Tempospiel. Wir liegen dann relativ hoch mit 17:12 in der Halbzeit, nach der Halbzeit sogar 19:12, wo glaube ich, schon viele denken, ohh, jetzt wird’s aber deutlich. Dann bieten wir viele neue Lösungen an mit einer 5-1 Deckung, mit 4 Rückraumspielern. Wir haben dann einfach mehr Tempo, mehr Zug zum Tor und das ist dann auch der große Unterschied zur. 1. HZ.
Wir machen dann 19 Tore in der 2. HZ, was ein überragender Wert für uns ist. Dann kommt auch die Halle, es ist eine fantastische Atmosphäre. Man merkt so richtig, wie Nordhorn dann auch ein bisschen beeindruckt ist von dieser Stimmung, die entsteht. Und dann haben wir einen nervenstarken Marvin Mundus, der die Siebenmeter reinwirft. Wir haben einen guten Daniel Hideg in den Überzahlsituationen und auch einen guten Malte Nolting, der dann auch hinten noch was gibt mit seiner Aggressivität und Galligkeit. Und in der Endphase, wir haben eigentlich im ganzen Spiel keine Torhüterleistung, aber in den letzten 10 Minuten hält Jonas 2 ganz wichtige Bälle. Die geben uns dann auch nochmal die Möglichkeit, das Spiel offen zu gestalten und am Ende nehmen wir dann 1 Punkt mit.
Für mich war es gestern ein gewonnener Punkt, tolle kämpferische Leistung aber auch gute Angriffsleistungen in der 2. HZ, die aber auch nötig war. Und für uns natürlich ein genialer Punkt gegen den Favoriten aus Nordhorn.
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