Diakonischer Gedanke verbindet

wS/wi  –  Diakonie in Südwestfalen  –  20.12.2012  –  Obwohl die strukturellen Unterschiede zwischen der deutschen und lettischen Diakonie kaum größer sein könnten, verbindet beide ein gemeinsames Ziel: Menschen zu helfen, die besondere Unterstützung benötigen. Deutlich wurde dies während eines Besuches von 14 Diakonie-Mitarbeitern aus Riga und der lettischen Provinz in dem Seniorenheim Haus Höhwäldchen in Wilnsdorf. In der Einrichtung der Diakonie in Südwestfalen leben 57 pflegebedürftige Menschen mit und ohne Demenz-Erkrankung. Die Demenz- und Ethikbeauftragte der Diakonischen Altenhilfe Siegerland Andrea Schäfer-Bottenberg erklärte, welche speziellen Hilfen die Diakonie für Demenzkranke vorhält. Sie stellte das Konzept der personzentrierten Pflege vor und veranschaulichte, was dies im Alltag für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und die Mitarbeitenden bedeutet. „Gemeinsam lernen wir, die psychischen und sozialen Bedürfnisse in den Mittelpunkt von Pflege und Begleitung zu stellen“, sagt Schäfer-Bottenberg. „Trotz einer Demenzerkrankung bleibt der Mensch der gleiche.“ Er brauche aber ein Umfeld, das sich ihm anpasst. In den diakonischen Seniorenheimen fördere man deshalb die Gewohnheiten und Vorlieben der Bewohner. „Die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz nach Nähe, Kontakt und Bindung beachten wir in vielfältiger Weise.“ Beispielsweise in speziellen Gottesdiensten für Menschen mit fortgeschrittener Demenz. Die Kraft der Worte, Symbole und der Musik stärke die Betroffenen. Die Qualitätsbeauftragte Marianne Braukmann erläuterte Vorgaben des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen und der Heimaufsicht.

„Auch in Lettland verändert sich die Gesellschaft zunehmend“, erklärte Inta Putnina, Leiterin der lettischen Diakonie. „Immer mehr junge Menschen ziehen in die Städte oder verlassen gar das Land, die Älteren bleiben zurück.“ Dadurch müssten künftig, ähnlich wie in Deutschland, mehr Senioren professionell betreut werden. Die Rahmenbedingungen hierfür seien aber ganz andere. „In Lettland gibt es weder eine Pflegeversicherung noch solch große Wohlfahrtsverbände wie bei uns, die sich für die Versorung pflegebedürftiger Menschen einsetzen“, sagt Schäfer-Bottenberg. Inta Putnina müsse ihre Arbeit mit knappen Geldern und wenig staatlicher Unterstützung voranbringen. Es mangele auch an Fortbildungsmöglichkeiten und Schulungsmaterial. Weil das Interesse am Umgang mit demenzkranken Menschen besonders groß sei, habe man den Besuch im Haus Höhwäldchen geplant. „Wir lernen voneinander“, erklärt die Demenzbeauftragte. „Gerne geben wir unser Wissen über die Pflege und Betreuung alter Menschen weiter.“ Für sie selbst sei die Arbeit der lettischen Kollegen vorbildhaft.  „Wir bewundern, wie dort durch unermüdliche Kooperation und Projektarbeit ein beeindruckendes Netzwerk haupt- und ehrenamtlichen Engagements innerhalb der Kirchengemeinden entstanden ist.“ Die lettischen Diakoniemitarbeiter würden sich engagieren, obwohl sie oft selbst in schlechten Verhältnissen leben. „Wir planen, unsere lettischen Kollegen noch besser an unserem Wissen teilhaben zu lassen – beispielsweise durch Schulungsunterlagen.“ Ein Anfang ist bereits gemacht: Im Sommer überbrachte Schäfer-Bottenberg einige Broschüren über die Kommunikation mit demenzkranken Menschen in russischer Sprache. Diese wurden vom Demenz-Servicezentrum für die Region Südwestfalen zur Verfügung gestellt.

Nach den Vorträgen führte Heimleiter Willi Quast die lettischen Gäste durch das Seniorenheim. Er erklärte unter anderem das Farbkonzept in der Kurzzeitpflege. Dort ist jedes Zimmer in einer anderen auffälligen Farbe gestrichen, um den alten Menschen die Orientierung zu erleichtern. Wie gut dabei die Verständigung trotz sprachlicher Unterschiede funktionierte, zeigte sich in den Wohnbereichen: Lettische und deutsche Diakonie-Mitarbeiter sangen gemeinsam Weihnachtslieder mit den Bewohnern – in zwei Sprachen.

Andrea Schäfer-Bottenberg, Beauftragte für Demenz und Ethik der diakonischen Altenhilfe Siegerland, erhielt selbstgestrickte Socken als Gastgeschenk: Eine Delegation der lettischen Diakonie informierte sich im Seniorenheim Haus Höhwäldchen über die Betreuung von Menschen mit Demenz.

 

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