"Nosferatu. Phantom der Nacht"

Siegen. wS/elle Vampirisch wurde es am späten Freitagabend. Schaurig schön, die Geschichte des Grafen Orlok, eines Vampirs aus den Karpaten, der in Liebe zur schönen Ellen entbrennt und Schrecken über ihre Heimatstadt Wisborg bringt. Unter der Regie von George Isherwood brachte das Ensemble des N.N. Theaters Köln das packende Epos über Tod und Erotik, Horror und die Macht der Triebe fantastisch unheimlich auf die Bühne. Und welche Kulisse hätte sich dazu besser geeignet, als das Obere Schloss. Auf der Brunnenwiese erfreuten sich rund 200 Zuschauer an der Horrorgeschichte von Bram Stoker aus dem Jahre 1897.

Mit „Nosferatu. Eine Symphonie des Grauens“ begründete Friedrich Wilhelm Murnau zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Genre des Vampirfilms und schuf zugleich einen expressionistischen Klassiker. Henrik Galeen, der das Drehbuch schrieb, folgte den Grundzügen des Schauerromans „Dracula“, änderte allerdings die Namen und Orte, um die verweigerten Rechte zu umgehen. Bram Stokers Witwe Florence gewann 1925 einen Urheberrechtsprozess gegen die Produktionsgesellschaft, die dazu verurteilt wurde, die noch in Deutschland verfügbaren Kopien zu vernichten.

In ein lebendiges Kino der 1920er Jahre versetzt erlebten die Zuschauer hautnah (meist in Schwarz/weiß) eine eigenwillige und in ihrer Ästhetik außergewöhnliche Aufführung. Die Fassung des N.N. Theaters lehnt sich stark an den Stummfilm von Murnau an. Während es die Zuschauer in den Kinosälen von damals bei diesem düsteren Epos noch gruselte, quittierte das Publikum mit amüsierten Lachern die wortlose Darstellkunst der Schauspieler.

Einen besonderen Stellenwert nahm in dieser »sprachlosen« Inszenierung die Live-Musik ein. Von Antje von Wrochem meisterlich eingesetzt, unterstrichen verschiedene Instrumente die Handlung á la Kintopp. In Werner Herzogs Remake „Nosferatu. Phantom der Nacht“ von 1978 spielte Klaus Kinski die Hauptfigur.

Das N.N. Theater inszenierte die Geschichte mit Michl Thorbecke in der Hauptrolle als Thomas Hutter, mit Ute Kossmann, Irene Schwarz und Ozan Akhan in weiteren Rollen.

Ungeachtet der Bedenken seiner Ehefrau Ellen reist Thomas Hutter 1838 im Auftrag des Immobilienmaklers Knock von Visborg nach Transsilvanien zu Graf Orlok, der ein Haus in Visborg erwerben möchte. Bei der letzten Einkehr vor dem Zielort wird Hutter von Bauern vor Graf Orlok gewarnt, und der Kutscher weigert sich, ihn weiter zu fahren. Aber eine geheimnisvolle schwarze Kutsche bringt Hutter zum Schloss. Durch die Warnungen und die Lektüre eines Buches über Vampire ist Hutter beunruhigt. Bücher von Dieter Wunderlich Als er sich beim Abendessen in den Finger schneidet, saugt der Schlossherr gierig die Wunde aus.

Als Graf Orlok ein Porträt der Frau seines Besuchers sieht und erfährt, dass das zum Verkauf stehende Anwesen dem der Hutters benachbart ist, unterschreibt er den Vertrag. Am nächsten Morgen bemerkt Hutter zwei winzige Wunden an seinem Hals. Erschrocken begreift er, dass es sich bei dem Schlossherrn um Nosferatu handelt.

Mit anhaltendem Applaus honorierte das Publikum am Ende die Darbietung des Ensembles des bekannten und beliebten N.N. Theaters Köln.

Fotos: elle

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