Heute vor genau 100 Jahren wurde Fritz-Andreas Schubert am 24. Juli 1913 in Dortmund geboren. Fritz wuchs mit seinem fünf Jahre jüngeren Bruder in einem Dortmunder Arbeiterviertel auf. Er besuchte die Volksschule und konnte trotz bestandener Aufnahmeprüfung die Oberschule nicht besuchen, da seine Eltern das Schulgeld nicht zahlen konnten. Nach Beendigung der Volksschule begann er mit 14 Jahren die vierjährige Lehre als Buchdrucker bei der Großdruckerei Crüwell in Dortmund.
1930 legte er seine Gehilfenprüfung mit „sehr gut“ ab
Schon mit Beginn der Ausbildung trat Schubert in die Buchdruckergewerkschaft ein und betätigte sich im Bildungsverband der Deutschen Buchdrucker. Ebenfalls mit 14 Jahren wurde er Mitglied der „Sozialistischen Arbeiterjugend“ SAJ in Dortmund Ost. 1933 emigrierte er in die Schweiz, wo er von der Buchdruckergewerkschaft finanziell unterstützt wurde. Da er weder eine Aufenthaltsgenehmigung noch eine Arbeit bekam, ging er Anfang 1936 zurück nach Deutschland und fand bei der Firma Crüwell Arbeit. Im gleichen Jahr heiratete er Elsbeth Braske. Während des Zweiten Weltkriegs bekamen die Eheleute zwei Kinder, das dritte Kind wurde 1948 geboren.
Vom Februar bis Mai 1939 wurde Schubert zum Wehrdienst eingezogen. Von September 1939 bis Kriegsende war er mehrere Jahre Soldat in Russland. Im Sommer 1945 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft zurück.
Im Mai 1947 wurde Schubert vom Prüfungsausschuss für den Dienst an Volksbüchereien für die Ausbildung zugelassen. Ein Stipendium ermöglichte es ihm, von 1947 bis 1950 am Bibliothekar-Lehrinstitut des Landes NRW in Köln zu studieren. Seine praktische Ausbildung erhielt er an der Stadtbücherei Duisburg und der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund. Er beendete das Studium mit der Note „gut“ und durfte fortan den Titel „Dipl.-Bibliothekar an Öffentlichen Büchereien“ tragen. Bis 30. Januar 1953 arbeitete Fritz Schubert als Bibliothekar an der Städtischen Volksbücherei Dortmund unter Fritz Hüser. Für den Ortsteil Dortmund-Dorstfeld baute er eine der ersten Freihandbüchereien der Dortmunder Büchereisystems auf.
Am 1. Februar 1953 nahm Schubert seine Tätigkeit bei den „Stahlwerken Südwestfalen“ in Geisweid auf. Dort sollte die werkseigene Freihandbibliothek mit dem Charakter einer öffentlichen Bücherei aufgebaut werden. Mit einer Zweigstelle erfolgte der Ausbau auf einen Bestand von 10.000 Bänden. 1959 beauftragte der Vorstand Schubert mit dem Aufbau einer „Technischen Bibliothek und Dokumentationsabteilung“. Die Dokumentationsabteilung wertete die wichtigsten metallurgischen Zeitschriften des In- und Auslandes aus. Im selben Jahr beschrieb er sein Verständnis einer Werksbibliothek. „Werksbücherei als Kulturinstitution“ lautete der Titel seines Artikels im vierten Heft der Zeitschrift „Siegen und das Siegerland im Bild“. In diese Zeit fielen die Krankheit und der Tod seiner Frau Elsbeth. Fritz Schubert ging eine zweite Ehe mit Ruth Kröger ein. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor.
Anfang 1963 wurde Fritz Andreas Schubert mit der Einrichtung einer Freihandbücherei für das Hagener Werk beauftragt. Außerdem wurde er Beauftragter des Kulturwerkes der Stahlwerke. Im Herbst 1963 schied man im Streit. Eine jahrelange Kontroverse mit dem Arbeitsdirektor der Stahlwerke Südwestfalen, Dr. Erich Dudziak, wurde vor dem Siegener Arbeitsgericht, ausgefochten.
Fritz Schubert stellte 1964 die Bibliothek als Kultureinrichtung in der Zeitschrift „SiegBild“ vor. In Geisweid wirkte er als Mitglied der Industriegewerkschaft Metall bei der Jugendarbeit mit. 1955 begann Schubert als sachkundiger Bürger in der ehemaligen Gemeindevertretung Klafeld seine kommunalpolitische Arbeit. Von 1956 bis 1964 war er SPD-Ratsmitglied dieser Gemeinde und gehörte mehreren Ausschüssen an. Mit besonderem Einsatz widmete er sich den anstehenden Schulbaumaßnahmen. Von 1961 bis 1964 wurde er in die ehemalige Amtsvertretung von Weidenau gewählt. Ab 1979 galt sein Engagement als sachkundiger Bürger im Rat der Stadt Siegen dem kulturellen Bereich. Als Mitglied des Bezirkausschusses Siegen-Weidenau setzte er sich für die Belange der Bürgerinnen und Bürger dieses Stadtteils ein.
Fritz Schubert war ein streitbarer Pazifist mit großer Lebenserfahrung. In der Gustav-Heinemann-Friedensgesellschaft bleiben seine Beiträge in den Veranstaltungen und sein offenes Eintreten gegen jede Form der Gewalt unvergessen.
Am 1. Juli 1965 übernahm Fritz Schubert die Siegerlandbücherei des Kreises Siegen und arbeitete dort bis zu seinem Ausscheiden am 31. Mai 1977. Zunächst wurde die bis dahin unzugängliche Wanderbücherei des Kreises Siegen in drei Räumen der Sparkasse in Weidenau untergebracht und zugänglich gemacht. Danach galt es den Fach- und Sachbuchbestand systematisch aufzubauen. Es entstand eine Bücherei, die auch wissenschaftlich Interessierte und Studierende nutzen konnten. Im Juni 1966 verschmolzen die Stadtbücherei Weidenau und die Kreisbücherei zur „Siegerland-Bibliothek“. Die Ausleihbetrieb dieser Bibliothek startete am 10. Oktober 1966. 1968 war bereits eine Leserzahl von 3.382 erreicht. Damals konnten 15.906 Bücher ausgeliehen werden.
Fritz-Andreas Schubert starb am 4.Januar 1991 in Siegen.
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