Notunterkunft an der Uni schließt: „Wir würden es wieder tun“

Der Betrieb der Notunterkunft auf dem Haardter Berg für geflüchtete Menschen endet. Universität und Stadt Siegen danken allen Helferinnen und Helfern.

(wS/red) Siegen 30.07.2016 | Am 31. Juli 2016 beendet das Land NRW den Betrieb der Notunterkunft für geflüchtete Menschen auf dem Haardter Berg. In der Dreifachsporthalle der Universität Siegen hatten seit dem 19. Juli 2015 geflüchtete Menschen vorübergehend ein Zuhause gefunden, im Oktober 2015 kamen die Räumlichkeiten der Haardter-Berg-Schule hinzu. Das überwältigende Engagement von Helferinnen und Helfern aus allen Bereichen ließ Menschen in Not in Siegen in Sicherheit gelangen. Insgesamt 2393 Menschen aus 33 Ländern beheimatete die Notunterkunft, die meisten kamen aus Syrien (1006), Afghanistan (527) und dem Irak (438). Die Notunterkunft und die mit ihr verbundenen Hilfsstrukturen entwickelten sich so zu einem weit über die Landesgrenzen hinaus beachteten und gelobten Projekt.

Positive Bilanz nach mehr als einem Jahr Notunterkunft auf dem Haardter Berg (von links): Philipp Schmidt (Universität Siegen), Matthias Ebertz (Feuerwehr Siegen), André Schmidt (Stadt Siegen), Sebastian Mack (AStA), Tobias Holzhauer (Refugees Welcome Siegen), Steffen Mues (Stadt Siegen) und Babette Bammann (Stadt Siegen). Foto: Uni

Positive Bilanz nach mehr als einem Jahr Notunterkunft auf dem Haardter Berg (von links): Philipp Schmidt (Universität Siegen), Matthias Ebertz (Feuerwehr Siegen), André Schmidt (Stadt Siegen), Sebastian Mack (AStA), Tobias Holzhauer (Refugees Welcome Siegen), Steffen Mues (Stadt Siegen) und Babette Bammann (Stadt Siegen). Foto: Uni

„Wir würden es wieder tun, jederzeit. Material kann man ersetzen, hier geht es aber um Menschen. Wir haben die humanitäre Pflicht, diesen Menschen zu helfen, sie sind es wert. Ich danke allen Helferinnen und Helfern für ihr Engagement, denn auch, als es Gegenwind gab, waren sie da. Es ist großartig, was sie geleistet haben, ich bin stolz und dankbar“, sagte Prof. Dr. Holger Burckhart, Rektor der Universität Siegen. Die Universität hatte sich bei einer kleinen Feierlichkeit bei allen Helferinnen und Helfern bedankt. „Es ist unglaublich viel geleistet worden – unglaublich viel Gutes. Diese Notunterkunft war immer etwas Besonderes. Und auch ich kann sagen: Wir würden es wieder tun. Die Hilfsbereitschaft in Siegen kam aus allen Schichten“, sagte Bürgermeister Steffen Mues.

Überwältigendes Engagement der Studierenden

Von Beginn an bildete sich ein Helfer-Netzwerk, DRK, THW und die Feuerwehr stemmten den Umbau der Sporthalle innerhalb weniger Tagen, die Stadt übernahm nach vier Wochen den Betrieb der Notunterkunft, wöchentlich gab es einen „Jour Fixe“ der Helfergruppen. Immer unterstützt von vielen ehrenamtlichen Kräften – und den Studierenden der Universität Siegen. Der AStA organisierte einen Dolmetscher-Pool, um Behördengänge zu erleichtern oder die Kommunikation mit Ärzten für Geflüchtete zu erleichtern. Die Wirtschaftsinformatik richtete ein Internet-Café ein, die studentische Initiative „Refugees Welcome“ begann mit dem Aufbau eines Kleiderladens.

Um das Engagement der Studierenden zu verstetigen, startete die Universität Siegen einen Ideenwettbewerb. Von November 2015 bis zum Juli 2016 wurden insgesamt 14 Projekte gefördert, indem 50 Stellen für Studentische Hilfskräfte (SHKs) geschaffen wurden. Die Projekte reichten von Deutschkursen über die Kinderbetreuung bis hin zur Bibliothek. Einzelne Projekte sollen auch nach dem Ende des Betriebs der Notunterkunft im Stadtgebiet weitergeführt werden.

Geschätzt 2500 Arbeitsstunden investierten allein die Studierenden von „Refugees Welcome“. Neben der Kleiderkammer organisierten sie bunte Abende in den Unterkünften in Burbach und Siegen. „Wenn man dann die leuchtenden Augen von zwei Kindern sieht, die gemeinsam miteinander feiern, weiß man, dass man alles richtig gemacht hat. Aus Geflüchteten sind Freunde geworden“, sagte Tobias Holzhauer. „Das Engagement der Studierenden war überwältigend“, sagte Sebastian Mack, Vertreter des AStA.

Vom Schreibtisch in die Notunterkunft

Den Betrieb der Notunterkunft schulterte die Stadt. Männer und Frauen, die zuvor im Rathaus arbeiteten, bekamen eine neue Aufgabe – und meisterten diese mit viel Herzblut. Mehr als 115 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt waren im Einsatz, neben hauptamtlichen Kräften auch eine große Zahl ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer. André Schmidt, Leiter des Fachbereichs Soziales, schilderte die Herausforderungen während des Betriebs, die gerade zum Beginn immens waren: „Wenn nachts Busse in Empfang genommen und Betten hergerichtet werden mussten, dann waren das natürlich andere Tätigkeiten als am Schreibtisch. Das hat uns allen gutgetan, es hat die Mitarbeiterschaft verändert. Wir haben Menschen aus mehr als 30 Nationen erlebt, das waren unheimlich positive Erlebnisse. Es sind Kontakte entstanden, die bestehen bleiben.“

Matthias Ebertz, Leiter der Feuerwehr, bestätigte die Einschätzung: „Wir sind als Feuerwehr da, um zu helfen. Ich habe in dieser Zeit unheimlich viel gelernt, von den Menschen und ihren Geschichten. Es hat bei jedem etwas bewirkt. Die Menschen, die im Juli 2015 eingestiegen sind, sind auch dann dabeigeblieben, als sich die Stimmung in Deutschland gedreht hat – wie nach der Kölner Silvesternacht.“

Sporthalle steht der Uni wieder zur Verfügung

Die Sporthalle der Universität Siegen ist bereits geräumt und besenrein. Universität und Bezirksregierung führen nun eine gemeinsame Begehung durch. Bei Bedarf werden Maßnahmen zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands vereinbart, sodass die Halle der Universität Siegen rechtzeitig zum Start des Wintersemesters 2016/2017 wieder zur Verfügung steht.

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