„Noch ein Pilz, bitte!“

Was man beim Pilzesammeln in den heimischen Wäldern beachten muss

(wS/red) Siegen 15.10.2016 | Herbstzeit ist Pilzzeit. Beim Pflücken und Sammeln im Wald sind aber einige Regeln zu beachten. Darauf weist das Amt für Natur und Landschaft des Kreises Siegen-Wittgenstein hin. Grundsätzlich sollte jeder Naturfreund nur so viele Pilze entnehmen, wie er für den eigenen Bedarf tatsächlich benötigt und verzehren kann. Beim Sammeln für den eigenen Gebrauch gilt es, immer einen Teil der Pilzfruchtkörper im Wald stehen lassen, um die Vermehrung und Verbreitung der Pilze durch Sporen nicht zu verhindern. Um eine Übernutzung zu unterbinden, hat der Gesetzgeber ein gewerbliches Pilzsammeln gesetzlich untersagt (§39 Bundesnaturschutzgesetz). Sammler, die eine größere Menge aus dem Wald schaffen, müssen mit einer Anzeige und Ordnungsstrafe rechnen.

Wichtig ist zudem, dass man nur Pilze sammelt, die ganz sicher ungiftig und genießbar sind. Beim Sammeln sollten diese nicht herausgerissen, sondern abgeschnitten oder vorsichtig herausgedreht werden, um das Fadengeflecht im Boden nicht zu zerstören. In Naturschutzgebieten darf nur entlang der Wege nach Pilzen und Beeren gesucht werden. Sammler müssen sich vorab über etwaig bestehende besondere Schutzvorschriften für das Gebiet, das sie aufsuchen wollen, informieren. Waldflächen, auf denen viele junge Bäume nachwachsen oder auf denen Holz gefällt wird, dürfen nicht betreten werden.

 

Ein essbarer Steinpilz (lat: Boletus edulis)

Ein essbarer Steinpilz (lat: Boletus edulis)

Viele Pilzarten sind zudem bereits stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht und daher gesetzlich geschützt. Nähere Auskünfte erhalten Sammler beim Amt für Natur und Landschaft der Kreisverwaltung.

Pilze sind nicht nur schmackhaft. Sie erfüllen auch wichtige Aufgaben in der Natur. Als Zersetzer von organischen Materialien leisten sie einen häufig unterschätzten Beitrag im Naturhaushalt. Viele Großpilze leben auf Resten verwesender Pflanzen oder in der Laubstreu und tragen zum endgültigen Abbau von totem Gewebe bei.

Die sogenannten Mycorrhizapilze bilden mit Wurzeln der verschiedensten Baum- und Straucharten, deren Wachstum sie fördern, eine nützliche Lebensgemeinschaft. Die Mycorrhizapilze, zu denen zum Beispiel die Röhrlinge und Täublinge gehören, überziehen die Baumwurzeln handschuhförmig mit einem sehr feinen Gewebe, das mit den Wurzeln vollkommen verwächst. Es übernimmt beim Baum die Funktion der Wurzelhaare und verbessert auf diese Weise die Aufnahme von Wasser und Mineralstoffen. Als Gegenleistung liefert der Baum dem Pilz Zuckerverbindungen, die er für sein Wachstum benötigt. Nur wenige Pilze sind reine Schmarotzerarten, die auf lebenden Pflanzen wachsen und im Forst vor allem dann Schaden anrichten können, wenn durch Luftverunreinigung gewisse Vorschädigungen bereits vorhanden sind.

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Ein essbarer Austernseitling (lat. Pleurotus ostreatus).

Das, was gemeinhin als Pilz bezeichnet wird, ist bei genauerem Hinsehen nur sein Fruchtkörper. Der eigentliche Pilz hingegen wächst im Boden, in der Streu oder im Totholz und besteht aus einem weitverzweigten Fadengeflecht, das Mycel genannt wird. Ist die richtige Jahreszeit gekommen und herrschen gewisse Temperaturverhältnisse, so wachsen aus den winzigen Fruchtkörperanlagen am Mycel die meist oberirdischen oder an Stämmen sitzenden, oft schirmförmigen Gebilde, die jeder als Pilz kennt. Diese Fruchtkörper bilden Sporen aus, die der Vermehrung dienen. Sie sind staubförmig klein und werden durch den Wind über große Entfernungen verbreitet. Ein intensives Absammeln der Pilze führt deshalb zu einer Verminderung des Sporenangebots und damit zu einer Reduzierung der in den folgenden Jahren wachsenden Pilzmenge.

In unserer Region gedeihen die essbaren Pilze noch in ausreichender Anzahl. Rigorose Sammelverbote, wie zum Beispiel in Österreich oder Norditalien, scheinen noch nicht erforderlich zu sein. Dennoch sollte sich jeder Pilzsammler vor Augen halten, dass er dem fein abgestimmten Naturhaushalt etwas entnimmt, wobei ein Zuviel der Entnahme zu Schäden im ökologischen Gleichgewicht führen kann.

Fotos: Peter Fasel

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