Weltpremiere in Siegener Operationssaal

Professor Berthold Hell entwickelte neues Verfahren zur Kieferrekonstruktion

(wS/red) Siegen 11.01.2018 | Die Operation, die Professor Berthold Hell im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen durchgeführt hat, war nicht nur eine Weltpremiere und beeindruckende medizinische Leistung. Sie bedeutet unter bestimmten Bedingungen auch Hoffnung für schwerkranke Patienten, die gegen Krebs kämpfen und dadurch einen erheblichen Teil ihres Kieferknochens und sämtliche Zähne verloren haben. Eine halbierte OP-Zeit von 14 auf 7 Stunden, keine Knochenentnahme mehr aus dem Bein und schnellere Heilung – der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurg hat ein Verfahren entwickelt, mit dem er Kiefer deutlich schonender als bislang rekonstruieren kann. „Die herkömmlichen OP-Techniken waren sehr belastend und deshalb bei einigen Patienten gar nicht möglich“, sagt Professor Hell. „Jetzt kommt der Eingriff für mehr Menschen in Frage.“ Ein Fortschritt, der international auf Interesse stößt. Eines der wichtigsten Fachmagazine im Bereich der Kopfchirurgie, das englische Journal of Cranio-Maxillo-Facial Surgery, berichtete bereits ausführlich über die neue Operation.

Mit einem neuen Verfahren hat Professor Berthold Hell am Diakonie Klinikum Jung-Stilling die Operationszeit bei einer Kieferrekonstruktion von 14 auf 7 Stunden halbiert. Die Zeichnungen zeigen die einzelnen Schritte des Eingriffs. (Foto: Diakonie)

Die erste Patientin, bei der Professor Hell das Verfahren einsetzte, war eine Frau mit Mundhöhlenkrebs. Um ihr Leben zu retten, musste Professor Hell einen großen Teil des Knochens im Unterkiefer entfernen. „Die Patientin hatte dadurch kein Kinn und keine Zähne mehr“, schildert der Arzt. Statt von früh morgens bis spät abends zu operieren und dabei aus Unterschenkelknochen den Kiefer neu zu formen, nutzte Professor Hell den verbliebenen Kieferknochen. Dafür spaltete er nahe der Kiefergelenke jeweils links und rechts eine dünne Knochenplatte (Knochensegment) ab, zerteilte diese Stücke mehrfach und formte daraus ein neues Kinn. Das besondere: Der Chirurg trennte die Knochensegmente dabei nicht von dem Muskel, mit dem sie an ihrer alten Position verbunden waren, sondern lagerte auch diesen vor und vernähte ihn neu. „Die Knochen werden über den Muskel ernährt. Bleibt die Verbindung erhalten, heilt der Kiefer schneller zusammen“, erklärt Professor Hell. Narben sind nach der Operation auf den ersten Blick keine zu sehen, denn die Schnitte verlaufen gut versteckt am Übergang vom Kinn zum Hals. Die Gesichtshaut wird bei der Operation meist nicht verletzt.

Ist der Heilungsprozess abgeschlossen und der rekonstruierte Knochen stabil zusammengewachsen, können Zahnimplantate eingesetzt werden. Für die Patienten bedeutet das einen großen Schritt zurück in ihr Leben, wie es vor der Krebserkrankung war. Ihnen ist äußerlich nichts mehr von der schweren Krankheit und ihren Folgen anzusehen. Auch können sie wieder zubeißen und ganz normal essen.

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