Ohne Plastik – Unverpackt-Laden in Siegen

Ein Team aus Uni-Angehörigen und berufstätigen Siegerländern arbeitet an einem Herzens-Projekt: Einem Unverpackt-Laden in Siegen.

(wS/red) Siegen 23.05.2018 | Was haben ein Informatik-Student, eine Doktorandin für Gegenwartslyrik und eine Wirtschaftswissenschaftlerin gemeinsam? Alle haben Großes vor: Tim Shirley, Nora Manz und Annika Meyer möchten mit ihrem Team den ersten „Unverpackt-Laden“ im Siegerland eröffnen. Das bedeutet: Ein Laden mit Reis, Spaghetti, Müsli, Rasierern, Klopapier und Co. – aber ohne Plastikverpackungen, wie im Supermarkt üblich. Jeder bringt seine eigenen Mehrweg-Behälter mit, um die Bio-Produkte nach Hause zu transportieren – der Umwelt zuliebe. Vor etwa einem Jahr kannten sich die drei noch nicht. Durch Zufälle haben sie sich gefunden. Jetzt stehen sie mit insgesamt zehn Gründern kurz davor, ihren eigenen Laden zu eröffnen.

Zwei von zehn Gründern: Nora Manz ist Doktorandin für Gegenwartslyrik, Tim Shirley Informatik-Student an der Uni Siegen. (Fotos: Uni)

Für das Projekt hat sich eine bunte Gruppe aus 23 bis 35 Jahre alten Siegerländern zusammengefunden. Uni Siegen Alumna Annika Meyer bringt zum Beispiel ihr Wirtschaftswissen aus dem Studium ein. Sie hat an der Uni gelernt, wie man ein Unternehmen gründet und gibt ihr Know-How jetzt an ihre Teammitglieder weiter. Germanistik-Dozent Marcel Barion von der Uni Siegen wurde kurzerhand engagiert, um in die Rolle des Drehbuchautors und Regisseurs zu schlüpfen und einen Imagefilm für den Laden zu drehen. Für alle Beteiligten, egal ob Sozialarbeiter, Bilanzbuchhalter oder Gymnasiallehrerin, ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. Deshalb sehen es alle als Herausforderung, ihr Ehrenamt mit ihrem Studium, ihrer Promotion oder ihrer hauptberuflichen Arbeit zu vereinbaren. „Ein Vorteil ist, dass wir auch von zuhause, in der Mittagspause oder am Wochenende arbeiten können“, erzählt Nora Manz. „Vieles eignen wir uns selbst an. Die Lebensmittelhygiene-Verordnung können wir mittlerweile im Schlaf aufsagen.“ Manz, 28 Jahre alt und Doktorandin an der Universität, schreibt für den Unverpackt-Laden Texte, zum Beispiel für Flyer oder die Homepage. Sie ist eine von zwei Vorstandsmitgliedern des geplanten Ladens, gemeinsam mit Tim Shirley.

Die Grundidee für den Laden steht. In anderen Städten hat sich bereits gezeigt, dass Unverpackt-Läden den Nerv der Zeit treffen, ökologisch und nachhaltig einzukaufen. In Umfragen haben die Gründer herausgefunden, welche Produkte im Siegerland am beliebtesten sind. Die Produkte sollen von zertifizierten Bioläden und Großhändlern kommen, angeliefert in großen Mengen in recycelbaren Stoffsäcken oder Kartons. „Vollkommen ohne Verpackung sind die Lieferungen nicht machbar, aber wir verzichten auf Einweg-Verpackungen so gut und oft es geht“, sagt Tim Shirley. Der 28-Jährige studiert Informatik an der Uni Siegen, programmiert die Website für den Unverpackt-Laden, ist Server-Administrator und zum Beispiel verantwortlich für die Kassensoftware. Für die Zukunft möchten die Gründer vor allem auf regionale Anbieter und Bauern setzen. Das Preisniveau wird dabei höher sein als im Supermarkt, aber ähnlich wie im Bioladen, berichten sie.

Egal ob Linsen oder Reis – Sinn des Unverpackt-Ladens ist es, ohne Plastikverpackungen und Müll einzukaufen.

Als Unternehmensform haben sich die Gründer für eine Genossenschaft entschieden. Das heißt, dass es kein Mindestkapital gibt, und sich das Vorhaben durch genossenschaftliche Anteile finanziert. Jeder, der Anteile erwirbt, hat automatisch auch ein Stimmrecht. „Uns ist es wichtig, dass wir demokratisch entscheiden“, erklärt Tim Shirley. Alle Gründer haben zusammen 10.000 Euro in das Projekt eingebracht. „Das reicht aber nicht, um ein Lokal anzumieten, alles nach Hygiene-Vorschriften herzurichten, die Behälter und die ersten Produkte anzuschaffen“, sagt Nora Manz. Deshalb haben die Gründer Mitte Mai ein Crowdfunding-Projekt für „Unverpackt Siegen“ gestartet, bei dem jeder mit kleinen oder großen Geldbeträgen unterstützen kann. Mindestens 35.000 Euro benötigen sie, um das Projekt Wirklichkeit werden zu lassen. Die weiteren Kosten versuchen sie durch Genossenschaftsanteile zu stemmen. Wenn alles gut läuft, planen die Gründer schon im Sommer 2018 ihren Laden in Siegen zu eröffnen.

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