Vereinbarkeit von Familie und Beruf ernst nehmen

Landrat möchte für jede Kommune eine Kita mit längeren Öffnungszeiten

(wS/red) Siegen-Wittgenstein 29.05.2018 | In Siegen-Wittgenstein soll es in jeder Kommune mindestens eine Kita geben, die längere und flexiblere Öffnungszeiten anbietet. Das ist das erklärte Ziel von Landrat Andreas Müller und deshalb schlägt er vor, das bisherige Modellprojekt von vier „KitaPlus“-Einrichtungen auf zehn Kitas auszudehnen. Darüber wird der Jugendhilfeausschuss des Kreises erstmals in seiner Sitzung am 12. Juni beraten.

Die aktuell vier „KitaPlus“-Angebote im Zuständigkeitsbereich des Kreisjugendamtes befinden sich in Bad Berleburg, Bad Laasphe, Freudenberg und Kreuztal. „Die Erfahrungen mit den verlängerten Öffnungszeiten sind in diesen vier Einrichtungen außerordentlich gut“, betont der Landrat. Insbesondere am frühen Morgen ab 6:00 Uhr werden die erweiterten Öffnungszeiten sehr gerne genutzt, aber auch für die Stunden bis 19:00 Uhr gibt es ganz offensichtlich einen Bedarf“, so der Landrat.

Symbolfoto: Klicker / pixelio.de

„Die Arbeitswelt verlangt von Eltern immer größere Flexibilität. Dem müssen wir bei der Ausgestaltung unserer Betreuungsangebote Rechnung tragen“, sagt Andreas Müller: „Insbesondere Alleinerziehende, Berufstätige im Schichtdienst, Berufsrückkehrer und Selbständige stehen vor besonderen Herausforderungen, wenn es darum geht, ihre Arbeitszeiten mit den üblichen Kita-Öffnungszeiten in Einklang zu bringen. Deshalb gilt: Wer die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wirklich ernst nimmt, kann auf längere und damit flexiblere Betreuungszeiten in den Kitas nicht verzichten“, ist der Landrat überzeugt. Darüber hinaus können verlängerte Kita-Öffnungszeiten auch helfen, den Fachkräftemangel in der Region zu lindern: „Die Frauenerwerbsquote in Siegen-Wittgenstein liegt nach wie vor deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Wenn wir insbesondere Müttern von kleinen Kindern ermöglichen wollen, wieder ins Berufsleben einzusteigen, brauchen wir verlässliche Betreuungsangebote auch in den Randzeiten.“

Zurzeit werden im Rahmen des Bundesprogramms „KitaPlus“ zukunftsfähige Konzepte gefördert, die Öffnungszeiten vor und nach den üblichen Öffnungszeiten einer Kita anbieten, also deutlich vor 8:00 Uhr beziehungsweise nach 16:00 Uhr. Darüber hinaus können auch Betreuungszeiten am Wochenende und an Feiertagen angeboten werden, wenn dafür ein entsprechender Bedarf besteht. Derzeit ist noch nicht klar, ob die Förderung des Bundes über den 31. August 2018 hinaus fortgesetzt wird.

Im Zuständigkeitsbereich des Kreisjugendamtes werden aktuell die AWO Kita „Laubfrosch“ in Bad Berleburg, die AWO Kita „Pfingstweide“ in Bad Laasphe, die AWO Kita „Friedenshort“ in Freudenberg und die Kita „Kasimir“ der Alternativen Lebensräume (ALF) in Kreuztal im Rahmen von „KitaPlus“ gefördert.

Um die vier Modelle weiterführen zu können und auch in den übrigen sechs Kommunen jeweils eine Kita mit längeren Öffnungszeiten einzurichten, schlägt der Landrat vor, Mittel für die Förderung von maximal zehn Einrichtungen durch den Kreis Siegen-Wittgenstein im kommenden Haushalt einzuplanen. Die Gelder sollen in dem Fall zur Verfügung stehen, dass die Bundesförderung tatsächlich ausläuft und auch das Land keine Mittel für verlängerte Öffnungszeiten in Kindertageseinrichtungen zur Verfügung stellt.

Nach jetzigem Erfahrungsstand reicht die Erweiterung der Öffnungszeiten pro Kita um bis zu 25 Stunden pro Woche aus. Deshalb rechnet das Kreisjugendamt mit einem jährlichen Budget von 70.000 Euro in Anlehnung an den Förderbetrag aus dem Bundesprogramm „KitaPlus“. Dies entspricht bei zehn Einrichtungen, die erweiterte und flexiblere Öffnungszeiten ab dem 1. August 2019 anbieten sollen, einem Gesamtbudget für das Haushaltsjahr 2019 von maximal 291.666,67 Euro. Der Start der neuen Angebote ist realistisch nicht vor dem 1. August 2019 möglich, da zunächst entsprechende Vorbereitungen getroffen werden müssen, wie z.B. die Auswahl der Kitas und ggf. Änderungen der Aufnahmekriterien.

Grundsätzlich gilt, dass Kinder auch in Einrichtungen mit ausgeweiteten Öffnungszeiten nicht länger betreut werden sollen als bisher – nur eben flexibler und auch zu anderen Zeiten. Deshalb erhalten Eltern für die Betreuung ihrer Kinder nach dem Vorschlag des Kreisjugendamtes ein Betreuungskontingent von maximal 200 Stunden im Monat, 50 Stunden pro Woche und zehn Stunden am Tag.

Dass Eltern solch flexible Betreuungszeiten tatsächlich benötigen, können sie ganz unbürokratisch mit einem Arbeitszeitennachweis ihres Arbeitgebers gegenüber dem Kreisjugendamt darlegen.
Für den Landrat ist wichtig, dass das pädagogische Konzept der Kitas unter den verlängerten Öffnungszeiten nicht leidet. Die erweiterten Öffnungszeiten sollen deshalb über die Einstellung zusätzlicher pädagogischer Fachkräfte und deren Einbindung in die Dienstpläne der Kita abgedeckt werden.

Zudem erfolgt eine pädagogische Begleitung durch eine Fachberatung z.B. in den Bereichen Dienstplangestaltung, Bedarfsermittlung, Elterngespräche, Öffentlichkeitsarbeit oder Dokumentation.
Eltern müssen für die Betreuung ihrer Kinder in Einrichtungen mit verlängerten Öffnungszeiten keine zusätzlichen Gebühren zahlen, da es sich aus Sicht des Kreisjugendamtes lediglich um eine Verschiebung von Betreuungszeiten handelt.

„Ich werbe dafür, dass der Jugendhilfeausschuss und der Kreistag meinem Vorschlag folgen und wir nach den positiven Erfahrungen in den vier Modellkommunen künftig Eltern in allen zehn Kommunen, für die wir mit unserem Kreisjugendamt zuständig sind, zumindest eine Kita mit verlängerten Öffnungszeiten anbieten können“, sagt Landrat Andreas Müller. Und er betont: „Damit zeigen wir, dass wir die Bedürfnisse von Eltern wirklich ernst nehmen und nicht nur von Familienfreundlichkeit reden, sondern sie auch praktizieren. Und das auch dann, wenn wir dafür selbst Geld in die Hand nehmen müssen. Für mich übrigens extrem gut angelegtes Geld – für die Zukunft unserer Kinder, Familien und der ganzen Region!“

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