Kreuztal – „Bündnis für inklusive Bildung in Nordrhein-Westfalen“

(wS/red) Kreuztal 27.10.2018 | INVEMA ist Gründungsmitglied des neuen „BÜNDNISSES FÜR INKLUSIVE BILDUNG NRW“

Das im Sommer neu gegründete „Bündnis für inklusive Bildung in Nordrhein-Westfalen“ bezeichnet die bisherigen Aktivitäten der Landesregierung als völlig unzureichend im Hinblick auf die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und des Rechts eines jeden Kindes auf inklusive Bildung. Das Bündnis fordert einen konkreten und schlüssigen Maßnahmen- und Stufenplan, wie aus dem lückenhaften und zum Teil qualitativ unzureichenden Angebot des Gemeinsamen Lernens ein inklusives Schulsystem aufgebaut werden soll. Gemeinsames Lernen von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung müsse selbstverständlich werden.

Auch Stephan Lück, Geschäftsführer des Vereines INVEMA aus Kreuztal, dessen Verein zu den 36 Organisationen gehört, die das „Bündnis für inklusive Bildung in Nordrhein-Westfalen“ gegründet haben, betont: „Nur aufgrund des Rechtsanspruches eines jeden Kindes auf Beschulung in einer Regelschule kann man noch lange nicht von inklusiver Bildung sprechen! Dazu gehört weit mehr: eine individuelle, gute Förderung, die ausgerichtet ist an den Bedürfnissen und Bedarfen eines jeden einzelnen Kindes, gut ausgebildete und ausreichend vorhandene Lehrkräfte, die Inklusion nicht nur machen, weil sie das müssen sondern weil sie hinter dem Leitgedanken von Inklusion stehen, angemessene bauliche und sächliche Ausstattungen der Schulen im Hinblick auf die noch immer vorhandenen Barrieren und das Gefühl der Eltern behinderter Kinder, dass ihre Kinder auch wirklich willkommen sind und gleichwertige Schüler einer inklusiven Klasse sind!“

Gleichzeitig fordern die Verbände in ihrer Bündnis-Erklärung im Gegenzug zum in Zahl und Qualität steigenden Angebot an inklusiver Bildung den Abbau von Förderschulen, deren „Bezeichnung“ (laut Stephan Lück) leicht darüber hinweg täusche, was sie in Wirklichkeit seien: „Ausgrenzende Sonder-einrichtungen für eine bestimmte Gruppe ausschließlich behinderter Kinder!“
Die Schwierigkeiten, die bisher bei der Einführung der inklusiven Bildung aufgetreten seien, dürften nicht zum Anlass genommen werden, in der Entwicklung einen Schritt rückwärts zu machen und Inklusion erneut in Frage zu stellen: „Wenn bei der Umsetzung einer politischen und gesellschaft-lichen Aufgabe Schwierigkeiten entstehen, dann ist es Aufgabe der Politik, diese Schwierigkeiten mit geeigneten Maßnahmen zu überwinden – und nicht, das Ziel in Frage zu stellen“, heißt es in der Bündnis-Erklärung.

Die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) verpflichtet Bund, Länder und Kommunen, ein inklusives Bildungssystem zu schaffen. Menschen mit Behinderungen haben ein Recht auf Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und diskriminierungsfreien Zugang zum allgemeinen Schulsystem.
Nach einem parteiübergreifend verabschiedeten Entschluss des Landtags zum Aufbau der Inklusiven Bildung wurden mit dem 9. Schulrechtsänderungsgesetz zum Schuljahr 2014/2015 die ersten Schritte zur Umsetzung der UN-BRK in den Schulen des Landes verabschiedet. Seitdem haben Kinder und Jugendliche mit Behinderung/sonderpädagogischem Förderbedarf das Recht auf Gemeinsames Lernen in der allgemeinen Schule. Die allgemeine Schule wurde zum Regelförderort erklärt.

In der Folge haben sich viele Schulen in Nordrhein-Westfalen dem Gemeinsamen Lernen geöffnet. Im Umsetzungsprozess traten jedoch Probleme auf.
– viele Schulen sind personell nicht ausreichend ausgestattet,
– viele Schulen sind sächlich nicht für die Lernbedürfnisse aller Schüler ausgestattet
– die Fortbildung der Schulleitungen, der Lehrer*innen und der Sonderpädagog*innen für inklusive Schul- und Unterrichtsentwicklung kam der Entwicklung nicht hinterher,
– die pädagogische Qualität des Gemeinsamen Lernens kann an vielen Schulen noch nicht zufriedenstellend gewährleistet werden,
– der menschenrechtliche Gehalt des Rechts auf inklusive Bildung und deren Chancen für die Verbesserung der Schule für alle Schülerinnen und Schüler sind noch nicht von allen Beteiligten erkannt.
Die unterzeichnenden Verbände und Organisationen fordern:
● Die Landesregierung muss den begonnenen Prozess auf dem Weg in ein inklusives Bildungssystem fortführen und planmäßig verbessern.
● Die Landesregierung muss sich zum menschenrechtlichen Gehalt inklusiver Bildung bekennen und Initiativen ergreifen, um die Wertschätzung demokratischer und inklusiver Bildung bei allen Beteiligten des Systems Schule und in der Öffentlichkeit zu verankern.
● Das Wesen inklusiver Bildung ist das Gemeinsame Lernen von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung, an dem Ort, an dem sie wohnen. Inklusive Schule ist ein Gewinn für alle Schüler*innen und eine Verpflichtung für alle an Schule Beteiligten. Dieses in guter Qualität zu ermöglichen, muss Ziel aller politischen Maßnahmen in diesem Bereich sein.
● Gute Bildung für alle Kinder und Jugendlichen setzt voraus, dass Schulen personell und sächlich gut ausgestattet sind. Nordrhein-Westfalens Schulen brauchen deutlich bessere Bedingungen.
● Die Fortbildung der Schulleitungen, Lehrer*innen und Sonderpädagog*innen für inklusive Schul- und Unterrichtsentwicklung muss sicher gestellt werden. Außerdem brauchen Schulen auf dem Weg zur Inklusion fortlaufende Begleitung.
● Eine getrennte Beschulung von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderung ist kein Wert an sich. Im Gegenzug zum in Zahl und Qualität steigenden Angebot an inklusiver Bildung sind Förderschulen abzubauen. Das Parallelsystem von Regel- und Förderschulen kann nicht von Dauer sein.

Liste der Bündnispartner:
Gemeinsam Leben, Gemeinsam Lernen NRW e.V. – Der Inklusionsfachverband / Autismus Landesverband NRW e.V. / Landesschüler*innenvertretung NRW / Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW NRW / SoVD NRW e.V. / VdK NRW e.V. / Landesbehindertenrat NRW
LAG Selbsthilfe NRW e.V. / Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben ISL NRW e.V.
Landeselternschaft der Förderschulen Schwerpunkt Geistige Entwicklung / NRW-Bündnis Eine Schule für alle / Kinderschutzbund KV Warendorf e.V. / Progressiver Eltern- und Erzieherverband PEV e.V.
Gemeinsam Leben – Gemeinsam Lernen Bonn e.V. / Gemeinsam Leben, Gemeinsam Lernen Dorsten
Initiativkreis Gemeinsame Schule Wuppertal / Gemeinsam leben, gemeinsam lernen Olpe plus e.V.
Elterninitiative Inklusion Bornheim / Gemeinsam Leben lernen e.V. Hilden / INVEMA e.V. Kreuztal
Schule für alle e.V. Hennef / mittendrin e.V. Köln / Gemeinsam Leben – Gemeinsam Lernen Kreis Borken / Bielefelder Familien für Inklusion e.V. / die Inklusiven e.V., Bielefeld / Gemeinsam leben gemeinsam lernen Pulheim / Elterninitiative INKLUSION -HIER & JETZT! e.V. Leverkusen / Gemeinsam leben und lernen e.V. Düsseldorf / Gemeinsam Leben – Gemeinsam Lernen Aachen e.V.
Initiative gemeinsam leben und lernen e.V. Neuss / VIBRA e.V. , Ratingen / Gemeinsam leben und lernen Mönchengladbach / Prima Arbeiten und Leben PAUL e.V., Kaarst / Freizeitgemeinschaft Behinderter und Nichtbehinderter e.V., Hilden / MOBILE – Selbstbestimmtes Leben Behinderter e.V., Dortmund / Aktionskreis „Der behinderte Mensch in Dortmund“

Foto: dpa Ansbach

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Foto: INVEMA

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