„Siegener Forum“: Vortrag zur verschollenen Bibliothek des Siegener Franziskanerklosters

(wS/red) Siegen 25.04.2019 | Siegener Forum“ am 9. Mai 2019

Die Bibliothek der Siegener Franziskaner mit ihrer bislang unbekannten Sammlung wertvoller Traktate, Predigttexte, Bibelkommentare und wissenschaftlicher Schriften und die Lebenswelt der Mönche sind Thema der nächsten Ausgabe der Vortragsreihe „Siegener Forum“ am 9. Mai 2019. Christian Brachthäuser, Mitarbeiter des Stadtarchivs Siegen, referiert unter dem Titel „Inventarium dero Closterbücher so zu Siegen – Die verschollene Bibliothek des Siegener Franziskanerklosters“ über das bisher wenig beleuchtete Kapitel der spätmittelalterlichen Geschichte und Klosterkultur Siegens.

Nur wenige Quellen zur Geschichte der Siegener „Barfüßer“, wie die Mönche wegen ihres strengen Armutsideals auch bezeichnet werden, sind noch erhalten. Umso bemerkenswerter erscheint der Fund, den Christian Brachthäuser im Königlich Niederländischen Hausarchiv in Den Haag gemacht hat: Der Mitarbeiter des Siegener Stadtarchivs ist dort auf das „Inventarium dero Closterbücher so zu Siegen“ gestoßen. „Es handelt sich um ein bislang unausgewertetes Verzeichnis aus dem Jahr 1591. In einer Art Bestandsaufnahme wurden sämtliche Bücher, die sich damals noch im Oberen Schloss befanden, aufgelistet“, erklärt Brachthäuser. „Ein solches Dokument liefert wertvolle Erkenntnisse über die kirchengeschichtlichen, religiösen und naturphilosophischen Studien der Mönche – besonders im Hinblick darauf, welche theologischen Inhalte der Siegener Bevölkerung vor der Reformation vermittelt wurden.“ Das Verzeichnis stellt Brachthäuser im Rahmen des Vortrags erstmals der Öffentlichkeit vor.

Das Buchinventar erlaubt aufschlussreiche Einblicke hinter die Kulissen des Siegener Klosters und der geistigen Vitalität zwischen mittelalterlicher Scholastik und frühneuzeitlichem Humanismus. Dies verdient vor allem Erwähnung, weil Siegerländer Heimathistoriker noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts glaubten, die Ordensbrüder hätten vor ihrer Ausweisung aus Siegen im Jahr 1534 den größten Teil ihrer Büchersammlung heimlich, still und leise weggeschafft und daher einen nur unbedeutenden Beitrag zum religiösen Leben in Siegen geleistet. „Genau das Gegenteil aber scheint der Fall gewesen zu sein. Vergleiche mit anderen Konventen legen sogar den Schluss nahe, dass die Franziskaner wegen ihres karitativen Engagements, ihres seelsorgerischen Beistands und ihren volksnahen Predigten auch von der Bevölkerung Siegens sehr geschätzt wurden“, so Brachthäuser.

Was geschah nach der Inventarisierung der Bücher im Jahr 1591? Wurden die Bücher in Teilen veräußert oder entsorgt? In seinem Vortag erläutert der Referent die Gründung des Franziskanerklosters Ende des 15. Jahrhunderts, stellt Aspekte religiöser Buchkultur der damaligen Zeit vor und versucht danach das Schicksal der Siegener Klosterbibliothek nachzuzeichnen.

Der Vortrag findet statt am Donnerstag, den 9. Mai 2019, um 18.30 Uhr im Gruppenarbeitsraum des Stadtarchivs Siegen, Markt 25, 57072 Siegen (KrönchenCenter, drittes Obergeschoss). Der Eintrittspreis beträgt drei Euro.

Die Vortragsreihe „Siegener Forum“ ist eine Kooperation von Volkshochschule und Stadtarchiv Siegen, Geschichtswerkstatt Siegen e.V., Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein e.V. und Aktivem Museum Südwestfalen e.V.

Über das „Inventarium dero Closterbücher so zu Siegen“ und die Bibliothek des Siegener Franziskanerklosters referiert Christian Brachthäuser in der nächsten Ausgabe des „Siegener Forums“. (Foto: Christian Brachthäuser)

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