Neunkirchen: Haus Klotzbach feiert Geburtstag

(wS/red) Neunkirchen 20.08.2019 | Seit 20 Jahren ein „Zuhause auf Dauer“

Berührungsängste abzubauen und gemeinsam zu feiern, das wäre für Christina Ziebold-Jung, Leiterin des „Haus Klotzbach“, das schönste Geschenk zum 20. Geburtstag ihrer Einrichtung. Für das Veranstaltungswochenende vom 29. August bis zum 1. September hat sie ein buntes und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt: „Nun freuen wir uns über zahlreiche Besucher“. Vom Workshop bis zum Live-Konzert, vom Theaterstück bis zum Gottesdienst reicht das vielfältige Angebot. Auch Bürgermeister Dr. Bernhard Baumann möchte im Rahmen der Feierlichkeiten mit den Bewohnern, dem Team und den Besuchern ins Gespräch kommen und den Geburtstag standesgemäß feiern. „Das Haus Klotzbach ist eine wichtige Einrichtung für unsere Gemeinde. Dass ein Zukunftsworkshop über die inklusive Gestaltung Neunkirchens stattfinden soll, freut mich sehr. Dessen Ergebnisse können die Aktivitäten der Gemeindeverwaltung ergänzen und in den aktuell stattfindenden Beteiligungsprozess zur Ortsmitte einfließen.“

Das Haus Klotzbach ist eine Einrichtung der Diakonie Südwestfalen und entstand im Jahr 1999. Bis zu 30 Menschen mit geistiger Behinderung und/oder Schwerstmehrfachbehinderung werden hier aufgenommen und verteilen sich auf drei Wohngruppen. Sehr betreuungsintensive Menschen, die Unterstützung in allen Alltagsbereichen benötigen finden hier ebenso einen Platz, wie verhältnismäßig selbständige Bewohner, die durchaus die Perspektive haben, in absehbarer Zeit ein eigenständiges Leben zu führen. Letztere werden in der Wohngruppe „Altes Pfarrhaus“ begleitet.

Die familiäre und sehr freundschaftliche Atmosphäre, ein – im Rahmen der persönlichen Eigenheiten – durchaus harmonisches Miteinander, aber auch die Möglichkeit, im Haus Klotzbach alt zu werden, zeichnet die Behinderteneinrichtung aus. Der Altersschnitt liegt derzeit bei Mitte 40, der älteste Bewohner ist 86 Jahre alt. „Die Menschen wohnen nicht nur hier, sie leben hier. Und dieses sofern möglich, bis an ihr Lebensende“, weiß Ziebold-Jung Dass im Alter im Unterschied zu vielen anderen Einrichtungen kein Umzug nötig wird, dass im Haus sogar eine Sterbebegleitung angeboten wird, gibt den Menschen Sicherheit. Die Bindung an das Personal im Haus ist stark, die Bewohner fühlen sich gut aufgehoben, haben in Neunkirchen Wurzeln geschlagen.

Einladend! Im „Haus Klotzbach“ in der Kirchstraße 17a wird vom 29. August bis zum 1. September Geburtstag gefeiert. Zum 20. erhofft sich das Team um Einrichtungsleiterin Christina Ziebold-Jung viele Gäste, die mit behinderten und nicht behinderten Menschen in Kontakt treten möchten.

Auch der Standort hat sich bewährt: Die Wohneinrichtung in der Kirchstraße 17a ist ländlich gelegen. Die gleichzeitige Zentrumsnähe erlaubt Ausflüge in die Ortsmitte. Besonders lobt Christina Ziebold-Jung die „weitherzige Nachbarschaft“, die sich sehr geduldig zeige, wenn es einmal lauter oder unruhiger werde. Viel Offenheit, Interesse und Unterstützung bringen auch die Mitglieder der Kirchengemeinde den Bewohnern entgegen.

Die Menschen im Wohnheim freuen sich, wenn jemand vorbeikommt, um ihnen ein wenig Zeit zu schenken. Ob zum gemeinsamen Spiel, auf ein Eis im Ort oder als Begleitung für den regelmäßigen Einkauf – Möglichkeiten sich ehrenamtlich zu engagieren gibt es viele. Berührungsängste sind nicht nötig. „Natürlich haben die Menschen mitunter massive Behinderungen und zeigen Verhaltensauffälligkeiten, dennoch ist es für beide Seiten bereichernd, wenn beeinträchtigte und nicht beeinträchtige Menschen miteinander in Kontakt sind“, so Ziebold-Jung. Wer Interesse hat, sich ehrenamtlich zu engagieren, ein wenig Zeit mit den Menschen im Wohnheim zu verbringen, kann sich gern bei der Einrichtungsleiterin melden.

Die Zeiten sind flexibel, denn durch die veränderte Altersstruktur hat sich auch der Tagesablauf im Wohnheim geändert. Wurden früher morgens noch alle Bewohner zum Arbeiten in Behindertenwerkstätten gebracht, bleiben heute viele vor Ort, weil sie nicht mehr arbeiten können. Für sie gibt es gezielte Angebote, die vom kreativen Gestalten, über gemeinsames Backen und den Besuch kultureller Veranstaltungen bis hin zum Gärtnern reichen.

Ein Team von etwa 45 Menschen kümmert sich um die beeinträchtigten Personen. Es reicht von der Heilpädagogin bis zum Heilerziehungspfleger, vom Erzieher bis hin zu den Pflegefachkräften aus der Kranken-und Altenpflege. Hinzu kommen die Angestellten im hauswirtschaftlichen Bereich sowie die Studenten, die in der Nachtbereitschaft arbeiten. Um den Menschen die wichtigen Hilfen zukommen zu lassen, sind regelmäßig Krankengymnasten und Therapeuten von Extern vor Ort.

30 Menschen leben im „Haus Klotzbach“ unter einem Dach. Zu Aktivitäten, wie dem gemeinsamen Backen, finden sich immer viele begeisterte Bewohner zusammen.

Die Menschen die hier leben, kommen zwar vorrangig aus der Region, doch aufgrund der schwierigen Pflegesituation gibt es immer wieder Anfragen von außerhalb. „Das Alter, mit dem die behinderten Menschen in die Einrichtung kommen, hängt von deren Eltern ab“, erklärt Ziebold-Jung. Während die Eltern der älteren Generation ihre Kinder so lange betreut haben, bis sie selbst zu alt dafür waren, akzeptieren die Eltern der jüngeren Generation, dass ihr volljähriges Kind ein von Vater und Mutter unabhängiges Leben führen möchte. Entsprechend gibt es Bewohner, die erst in den Vierzigern in der Klotzbach starten, während andere bereits in den Zwanzigern hier einziehen.

Gemein ist ihnen allen eins: „Sie haben ein Leben geschenkt bekommen, das nicht weniger wertvoll und lebenswert ist, als das einer Person ohne Behinderung. Wir legen daher Wert auf ein hohes Maß an Individualität und Selbstbestimmung“, so Ziebold-Jung. In regelmäßig stattfindenden Gesprächen werden gemeinsam mit dem Bewohner, seinen Angehörigen oder dem gesetzlichen Betreuer Ziele formuliert, an denen der beeinträchtigte Mensch gemeinsam mit dem Team des Haus Klotzbach arbeitet. Das kann der Erhalt des Status Quo sein, das kann aber auch der Wunsch sein, alleine zu essen. Jeder Bewohner hat seinen individuellen Teilhabeplan. Und an diesem wird gemeinsam gearbeitet.

Nun aber stehen die Feierlichkeiten zum 20. Geburtstag der Behinderteneinrichtung auf dem Plan. Besonders die Bildungsveranstaltung am 29. August liegt Christina Ziebold-Jung am Herzen. Hier werden viele Fragen zum Thema Behinderung beantwortet, insbesondere die Frage, wie Neunkirchen inklusiv gestaltet werden kann, soll dabei erörtert werden.

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