BKA: Rauschgiftkriminalität in Deutschland nimmt weiter zu

(wS/BKA) Wiesbaden 09.09.2020 | BKA-Präsident Holger Münch und die Drogenbeauftragte der
Bundesregierung Daniela Ludwig stellen die Rauschgiftlage 2019 vor

Wiesbaden (ots) – Ob Kokain, Heroin, Amphetamine, Neue Psychoaktive Stoffe (NPS)
oder Cannabis: Alle Arten von Drogen werden in Deutschland gehandelt – Tendenz
steigend. Seit nunmehr neun Jahren nimmt die Zahl der polizeilich registrierten
Rauschgiftdelikte kontinuierlich zu. In dem heute veröffentlichten
„Bundeslagebild Rauschgiftkriminalität 2019“ des Bundeskriminalamtes (BKA) ist
mit 359.747 Delikten ein Plus von rund 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2018:
350.662) zu verzeichnen. Diese Entwicklung lässt sich vor allem auf eine Zunahme
der allgemeinen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz zurückführen. Dabei
ist mit 20.107 Fällen (2018: 17.920; +12,2 %) der mit Abstand größte Anstieg bei
Delikten im Zusammenhang mit Kokain registriert worden.

Die Deliktszahlen deuten nach Einschätzung des BKA auf eine anhaltend hohe
Nachfrage nach Betäubungsmitteln in Deutschland hin. Rückschlüsse auf eine
zugleich sehr hohe Verfügbarkeit unterschiedlichster Rauschgifte lassen die
Sicherstellungszahlen, aber auch der Anstieg der Produktionskapazitäten, zu.
2019 konnten insgesamt 31 illegale Labore zur Herstellung von synthetischen
Drogen identifiziert und ausgehoben werden – dies entspricht einem Anstieg von
rund 63 Prozent (2018: 19 Labore).

Der Einfuhrschmuggel auf dem Seeweg ist für die Täter weiterhin lukrativ. Dies
zeigen mehrere Sicherstellungen großer Mengen von Kokain, etwa am 15.07.2019,
als der Zoll im Hamburger Hafen, anlässlich der Routinekontrolle eines
Frachtcontainers aus Südamerika, mit insgesamt 4,5 Tonnen Kokain die bisher in
Deutschland größte Einzelmenge dieses Betäubungsmittels sicherstellen konnte.

Der Handel von Betäubungsmitteln im Internet hat sich weltweit als fester
Vertriebsweg etabliert. Die vermeintliche Anonymität im Netz lockt viele
Konsumenten, aber auch neue Händlerstrukturen an, da beim Erwerb von
Betäubungsmitteln kein persönlicher Kontakt zu den Händlern aufgenommen werden
muss. Ermittlungserfolge, wie der des BKA gegen die Betreiber der
Onlineplattform „Chemical Revolution“ zeigen, dass das Internet kein
rechtsfreier Raum ist. Die dabei gesicherten Daten verdeutlichen zugleich den
schwunghaften Handel, den Käufer und Konsumenten über digitale Plattformen
insbesondere im Darknet betreiben. So werden auch Neue Psychoaktive Stoffe fast
ausschließlich online vertrieben. 2019 wurden 458 Handelsdelikte im Zusammenhang
mit NPS registriert, das sind rund 56 Prozent mehr als im Jahr davor (2018: 293
Delikte). Dabei sind sowohl die Herstellung, als auch der Handel von NPS
vermehrt professionell in betriebsähnlichen Strukturen organisiert, wobei die
Gewinne mittels Schein- und Legalfirmen über Staatsgrenzen hinweg gewaschen
werden.

Die strafrechtliche Verfolgung des international organisierten Rauschgifthandels
bleibt eine wesentliche Aufgabe der dafür zuständigen deutschen und europäischen
Behörden, insbesondere der Polizei und des Zolls. Daneben sind die Prävention,
Behandlung und Schadensminimierung wichtige Bausteine der deutschen Drogen- und
Suchtpolitik, um Suchtproblematiken vorzubeugen und die Situation von
Suchtkranken zu verbessern. Sowohl für den Bereich der illegalen als auch der
legalen Stoffe wie Tabak und Alkohol gibt es auf Bundesebene umfangreiche
Präventionsangebote.

Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamtes: „Die strafrechtliche Verfolgung
der Rauschgiftkriminalität ist und bleibt ein zentrales Thema in der
Kriminalitätsbekämpfung. Trotz des hohen Anonymisierungsgrades im Internet ist
es den Strafverfolgungsbehörden auch dort möglich, Tatverdächtige zu
identifizieren und illegale Handelswege sowie Straftaten aufzuklären. Denn das
Internet ist kein rechtsfreier Raum. Die Rauschgiftkriminalität und der illegale
Rauschgifthandel verursachen hohe Schäden sowohl für den Einzelnen, als auch für
die Allgemeinheit. Unser Ziel ist es, kriminelle Rauschgifthandelsgruppierungen
auf nationaler wie internationaler Ebene nachhaltig zu zerschlagen. Dazu ist
eine grenzüberschreitende und internationale Zusammenarbeit der Polizei- und
Strafverfolgungsbehörden von essentieller Bedeutung.“

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig: „Die Zahlen steigen
seit Jahren, das ist nicht zu akzeptieren! Unser gemeinsames Ziel ist daher
klar: Der internationale und nationale Drogenhandel muss auch in Zukunft weiter
zurückgedrängt werden. Drogenkriminalität ist keine Bagatelle, sondern schafft
unermessliches Leid, brutale Gewalt und ist die Basis für viele weitere Delikte
der organisierten Kriminalität. So wie Kriminelle immer professioneller und
vernetzter arbeiten, müssen sich auch die zuständigen Strafverfolgungsbehörden
in Deutschland, in der Europäischen Union und in der weltweiten Zusammenarbeit
intensiv abstimmen und kooperieren – analog genauso wie digital. Dazu gehören
unbedingt eine ausreichende finanzielle, technische und personelle Ausstattung
und weiterhin eine flächendeckende, wirksame Prävention. Wo keine Nachfrage, da
kein Angebot!“

Foto: Polizei

Ergänzende Zahlen und Informationen können über die Webseite des BKA unter
www.bka.de und auf der Internetseite der Drogenbeauftragten der Bundesregierung
unter www.drogenbeauftragte.de abgerufen werden

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