Siegener Klinikträger sehen sich durch Energiekostenentwicklung stark belastet

(wS/dia) Siegen 12.09.2022 | Die vier Träger der Siegener Kliniken sehen sich mit aktuellen Herausforderungen bei Energiekosten und Personalbedarf von Politik allein gelassen

Die Krisen der letzten Jahre haben gerade die Gesundheitseinrichtungen stark
gefordert. Drei Jahre Corona-Pandemie, hohe Mitarbeiterbelastungen und
Berufsaufgaben, Ukraine-Flüchtlinge und jetzt die dem Krieg nachfolgenden
Preissteigerungen gerade im Bereich der Energiekosten haben auch auf die vier
Siegener Klinikträger enorme negative Auswirkungen. Die Pandemie-Belastungen hat
man im Griff, den schwierigen Arbeitsmarkt für medizinisches und pflegerisches
Personal geht man kreativ und engagiert an. Aber den nun kommenden
Preissteigerungen bei den Energiekosten steht man eher ausweglos gegenüber. Denn
neben den Großunternehmen des produzierenden Gewerbes sind gerade die
Krankenhäuser Großverbraucher, sowohl was den Strom als auch was das Gas und
andere fossile Brennstoffe angeht. Nach Berechnungen von viamedica – Stiftung für
eine gesunde Medizin des Universitätsklinikum Freiburg, verbraucht ein Klinikbett so
viel Energie wie vier Einfamilienhäuser jährlich. Das entspricht bei 500.000
Krankenhausbetten in Deutschland insgesamt dem Bedarf von ca. 2 Millionen
Einfamilienhäusern.

Nach ersten internen Erhebungen rechnet schon das kleinste der Siegener
Krankenhäuser, die DRK-Kinderklinik Siegen mit 158 Betten, für 2022 – 2023 mit
mindestens 800.000,00 EUR an Zusatzkosten durch die Preissteigerungen. Die
deutlich größeren anderen Träger rechnen mit noch weit höheren zusätzlichen Kosten.
Besonders kritisch sind diese Entwicklungen, da einerseits den Kosten keine
zusätzlichen Erlöse gegenüberstehen. Andererseits herrscht in den Krankenhäusern
in ganz Deutschland aufgrund der geteilten Finanzierung durch DRG-Pauschalen der
Kassen auf der einen Seite und der Invesitionsmittelvergabe durch das Land auf der
anderen Seite bereits jetzt ein enormer Investitionsstau. Dieser Stau bzw. die
fehlenden Mittel machten alternative Konzepte in der Energieversorgung der Kliniken
bzw. Einrichtungen in der Vergangenheit erst gar nicht möglich. Aus eigenen Mitteln
lassen sich Investitionen in die Energetik aufgrund arg angespannter Ertragslagen
ebenfalls nicht tätigen. Neben den Preissteigerungen im Bereich der Energiekosten
vermelden die Siegener Klinikbetreiber deutlich gestiegene Preise in anderen
Bereichen bezogen auf externe Dienstleister wie Wäscherei, Reinigung und
lebensmittelbezogene Leistungen oder den medizinischen Bedarf.
An der Investitionsmisere hat sich durch die Corona-Pandemie nichts grundsätzlich
geändert: „Wir müssen jedes Jahr einen Investitionsstau von mehr als drei Milliarden
Euro konstatieren. Von den 6,2 Milliarden Euro notwendigen Investitionskosten im Jahr
2020 haben die Länder weniger als die Hälfte finanziert“, lässt etwa die DKG (Deutsche
Krankenhausgesellschaft) öffentlich verlauten.

Verschärft wird die angespannte Lage in den Kliniken auch von anderer Seite –
krankheitsbedingt durch Corona, fehlt Personal im Tagesbetrieb, Mitarbeitende aus
allen Bereichen sind aufgrund der Belastungssituation über die Krisenjahre auf
eigenen Wunsch ausgeschieden. Und beim Nachwuchs zeigt sich das
gesellschaftliche Problem, geeignete Auszubildende für die Pflegeberufe zu finden
parallel zu den gewerblichen Branchen.

Sparpotentiale in den Akutkliniken bzw. medizinischen und pflegerischen
Einrichtungen gibt es im Gegensatz zur Industrie und dem privaten Bereich nur ganz
wenige. Krankenzimmer auf 19° C runterzukühlen ist eher unangebracht, OP-Säle
zeitweise außer Betrieb zu nehmen würde die Versorgung gefährden und ist rein
technisch gar nicht möglich. Bei Personalkostenanteilen von 70-80 % an der
Gesamtkostensituation wäre einzig durch Personalabbau ein Einsparpotential
gegeben, was aber aus Sicht der Kliniken völlig konträr zu den aktuellen
Anforderungen wäre.

Symbolbild (© DRK-Kinderklinik Siegen gGmbH): Heizungsanlage im Krankenhaus – Energiepreisentwicklung belastet Siegener Kliniken

Aufgrund all dieser Entwicklungen fordern die Geschäftsführer der Siegener
Klinikträger: Diakonie in Südwestfalen, DRK-Kinderklinik Siegen, Kreisklinikum Siegen
und Marien-Gesellschaft Siegen unisono die politisch Verantwortlichen auf Kreis-,
Landes- und Bundesebene auf, sich mit ihnen und ihren aktuellen Herausforderungen
schnellstmöglich auseinanderzusetzen und gemeinsam schnelle Lösungen zu finden..

 

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