200 Gäste beim Jahresempfang in der Hickengrundhalle – Ilse Georg erhält Ehrenmedaille in Silber

(wS/bu) Burbach 12.03.2024 | Niederdresselndorf | Als Bürgermeister komme man dieser Tage nicht umhin, Stellung zu beziehen. Mit dieser These leitete Bürgermeister Christoph Ewers seine Ansprache zum Jahresempfang der Gemeinde in der Hickengrundhalle in Niederdresselndorf ein. Vor rund 200 Gästen, bestehend aus vielen ehrenamtlichen Bürgerinnen und Bürgern, Unterstützern und Mitarbeitende der Verwaltung, ließ er sogleich Taten folgen.
Seine Rede war ein Plädoyer für eine Politik der Würde und Wertschätzung, für eine Politik für die Menschen vor Ort, eine Politik für Solidarität und Menschlichkeit in Zeiten, in denen ein signifikanter Rechtsruck in der Gesellschaft droht und in denen in Europa Krieg geführt wird.

Es sei eine Zeit, in der „immer mehr Menschen auf komplexe Fragen einfache Antworten suchen, weil sie sich nicht mitbenommen fühlen von der großen Politik, weil sie sozialen Abstieg befürchten, weil ihnen der tägliche Blick auf die Nachrichten aus aller Welt und auf die vielfältigen Krisen Angst macht vor ihrer Zukunft, Angst macht vor der Zukunft ihrer Kinder und Enkel und die deshalb offensichtlich zunehmend empfänglich sind für scheinbar einfache Lösungen, und die gefährdet sind, den politischen Rattenfängern zu verfallen, die mit starken Worten, großen Gesten und radikalen Maßnahmen eine vermeintlich sichere und bessere Zukunft versprechen“. Christoph Ewers zeigte Verständnis für diese Ängste, kritisierte jedoch auch die „manchmal fast depressive Stimmung hierzulande, die fehlende Wertschätzung unserer immer noch guten Verhältnisse“. Als Vorbild, wie man gegenwärtig Haltung und Hoffnung bewahren könne, nannte der Bürgermeister eine Delegation ukrainischer Forstleute, die er im Rahmen der Grünen Woche in Berlin getroffen hatte und die trotz der schrecklichen Kriegswirren in ihrem Land nicht an der Zerstörung verzweifelten, sondern engagiert und voller Zuversicht den Wiederaufbau planten.

Als eine Art moralische Richtungsbestimmung durch die Turbulenzen der aktuellen Multikrise „borgte“ sich Christoph Ewers einen Satz aus der Rede des Sportjournalisten Marcel Reif anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar im Bundestag aus, den dessen Vater Leon, ein Überlebender des Holocaust, zeitlebens zu sagen pflegte: „Sei a Mensch – sei ein Mensch!“ An dieser Stelle schlug der Bürgermeister den Bogen zur Bedeutung des Ehrenamtes: „Danke dafür, dass Sie genau diese Haltung, diese Hoffnung und diesen Appell ,Sei ein Mensch!‘ durch Ihre ehrenamtliche Tätigkeit und in Ihrem Ehrenamt leben.“

Rund 200 Gäste folgten der Einladung zum Jahresempfang der Gemeinde Burbach in der Hickengrundhalle.

Wie groß das ehrenamtliche Engagement in Burbach nach wie vor ist, dokumentierten die weiteren Programmpunkte der Veranstaltung. In Ihrer Begrüßung erinnerte die 1. stellvertretende Bürgermeisterin, Heide Heinecke-Henrich, an zwei zu Beginn des Jahres verstorbene leidenschaftliche Ehrenamtler.

Die Gäste erhoben sich für den Leiter der Feuerwehr Markus Schwarze und den langjährigen 2. stellvertretenden Bürgermeister Klaus Wittenberg zu einer Schweigeminute. Eine ganz andere Form der Würdigung erfolgte zum Abschluss der Veranstaltung. Den bereits vorher bekannten Gewinnern des Burbacher Heimat-Preises 2023 wurden in diesem festlichen Rahmen ihre Urkunden verliehen. Alina Kossek wurde für ihr Ehrenamtscafé „Natürlich – mehr Leben in Burbach“ mit dem dritten Platz ausgezeichnet (Preisgeld: 1.000 Euro). Tatjana Heinz nahm stellvertretend für den Vorstand des Vereines Wanersch e.V. die Urkunde für den zweiten Platz (1.500 Euro) entgegen. Der  Trägerverein hatte im Vorjahr die ehemalige Gaststätte Wanersch in Holzhausen als ehrenamtlich geführten Dorftreffpunkt wiedereröffnet. Auf Platz eins hatten die Mitglieder des beschließenden Ausschusses für Umwelt, Klima und Dorfentwicklung das Graffiti-Projekt des Jugendtreffs Burbach in Trägerschaft des Katholischen Jugendwerkes Förderband an der Bushaltestelle der Gemeinschaftlichen Sekundarschule gewählt (2.500 Euro). Jugendtreffleiterin Marie Düber und fünf Jugendliche freuten sich sichtlich über diesen 1. Platz.

Für ihre jahrzehntelange Ratsmitgliedschaft wurden Achim Sahm (CDU/32 Jahre Ratsmitglied) und Armin Nies (UWGB/39 Jahre) zu Ehrenmitgliedern des Burbacher Gemeinderates ernannt. Christoph Ewers lobte das politische Engagement der beiden und ihre Verdienste um die positive Entwicklung der Gemeinde. Länger als Armin Nies, so betonte der Bürgermeister, habe kein Ratsmitglied nach der kommunalen Neugliederung 1969 im Rat gesessen.

Die ehrenamtlichen Leistungen, die Ilse Georg in verschiedenen Funktionen im TV Dresselndorf sowie als fleißiger und guter Geist in der evangelischen Kirchengemeinde in Niederdresselndorf erbracht hat, füllten bei der Aufzählung ein paar Minuten. Über 40 Jahre ist sie als Übungsleiterin im Turnverein aktiv gewesen, mehr als 30 Jahre davon in der Seniorenarbeit. In der Kirchengemeinde hat sie erst in den vergangenen Jahren als Presbyterin offiziell ein Amt übernommen, vertritt diese außerdem in der Kreissynode. Viel wichtiger aber ist ihr großes Engagement im Hintergrund. „Ilse Georg war und ist immer dort zu finden, wo es Arbeit zu tun gab“, beschrieb der Bürgermeister ihren Einsatz bei Veranstaltungen, bei Fahrten und vielen anderen Aufgaben. Am 12. Dezember 2023 hatte der Rat entschieden, Ilse Georg aufgrund ihrer beachtlichen Verdienste um das Gemeinwohl mit der Ehrenmedaille der Gemeinde Burbach in Silber auszuzeichnen.

Musikalisch bereicherte der MGV 1897 Oberdresselndorf, der 2023 bereits zum achten Mal den Titel Meisterchor verliehen bekam, die Veranstaltung mit zwei Auftritten, bei denen die rund 30 Sänger neben klassischer Chorlektüre auch Billy Joels „And so it goes“ nuanciert und berührend interpretierten. Einen Einblick in die ehrenamtliche Arbeit der Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler im DRK Ortsverein Burbach gab die 1. Vorsitzende Monika Krumm. Hierbei stellte sie die verschiedenen Gruppen vom Jugendrotkreuz (JRK) über die Bereitschaft und den Alterskameraden bis hin zur Frauengruppe vor, die zuletzt mit der Eröffnung des DRK-Ladens „FairKaufen“ ein neues, vielbeachtetes Angebot in der Römer-Passage geschaffen hat. Einen geistigen Impuls hatte zuvor Pfarrer Jens Brakensiek von der evangelischen Kirchengemeinde gegeben.

Angesichts der Bedrohung der „Friedensordnung der westlichen Welt“ beschrieb er Jesus Christus als „großen Bruder“, der den Menschen beistehe, und erinnerte an den Paulus-Ausruf „Wenn Gott für uns ist, wer kann dann noch gegen uns sein“, wobei man nicht erwarte könne, dass Gott uns immer vor dem Bösen bewahre, aber man darauf vertrauen dürfe, dass er uns in allem Bösen beistehe.

Achim Sahm (2.v.l.) und Armin Nies (2.v.r.) wurden zu Ehrenmitgliedern des Burbacher Rates ernannt.

Bürgermeister Christoph Ewers warb in seiner Ansprache für eine Politik der Solidarität und Menschlichkeit als Gegenpol zu dem drohenden Rechtsruck in der Gesellschaft.

Für ihr jahrzehntelanges Engagement für das Gemeinwohl wurde Ilse Georg aus Niederdresselndorf die Ehrenmedaille der Gemeinde Burbach in Silber verliehen.

Bürgermeister Christoph Ewers (l.) zeichnete die Sieger-Projekte des Heimat-Preises 2023 aus: den Jugendtreff Burbach (1. Platz), den Verein Wanersch e.V., vertreten durch Tatjana Heinz (2. Platz, 2.v.r.), und Alina Kossek (3. Platz, r.). Fotos: Gemeinde Burbach

 

Der Blick auf das Programm zeigt: Das ehrenamtlich Engagement in Burbach ist buchstäblich ausgezeichnet!

Erstmals werden im Rahmen des traditionellen Jahresempfangs neben der Ehrenmedaille in Silber für verdiente Bürgerinnen und Bürger auch die Urkunden an die Sieger-Projekte des Heimat-Preises verliehen. Darüber hinaus dürfen zwei verdiente Ratsmitglieder fortan die „Bezeichnung Ehrenmitglied des Rates“ führen.

Um das Gemeinwohl verdient gemacht
Für ihren umfangreichen ehrenamtlichen Einsatz hat der Rat im vergangenen Dezember entschieden, Ilse Georg aus Niederdresselndorf mit der Ehrenmedaille in Silber der Gemeinde Burbach für engagierte Bürgerinnen und Bürger, die sich in besonderer Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht haben, auszuzeichnen. In der Ev. Kirchengemeinde Niederdresselndorf wirkte die heute 77-Jährige Jahrzehnte lang als „gute Seele“ im Hintergrund, organisierte und realisierte (neue) Veranstaltungen und Aktionen, plante Fahrten, war in der Frauenhilfe und im Frauentreff aktiv und führte viele Hausbesuche von Gemeindegliedern durch. Die Seniorenbetreuung lag ihr stets besonders am Herzen. Zuletzt wirkte sie auch acht Jahre als Presbyterin in der Kirchengemeinde, wovon sie diese seit vier Jahren in der Kreissynode vertritt.

Auch im TV Dresselndorf war Ilse Georg immer dort zu finden, wo es etwas zu tun gab. Als Mitglied seit 1968 brachte sie sich in dieser ganzen Zeit als Übungsleiterin ein, davon 22 Jahre im Bereich Frauen. Seit 27 Jahren
bietet sie außerdem Sanfte Gymnastik an und seit bereits 34 Jahren arbeitet sie im Senioren-Bereich mit.

Neben ihrem Engagement in der Kirchengemeinde und im TV Dresselndorf fand sie in den vergangenen Jahren Erfüllung in der Hospiz-Arbeit. Darüber hinaus hielt sie ihrem Mann, dem ehemaligen und inzwischen
verstorbenen TV-Ehrenvorsitzenden und Ortsvorsteher Rudi Georg, den Rücken frei und unterstütze ihn tatkräftig bei der Ausübung seiner zahlreichen Ämter.

Heimat-Preis 2023
Die Siegerprojekte des Heimat-Preises 2023 tragen auf ganz unterschiedliche Weise zur Heimatpflege in Burbach und seinen Dörfern bei. Mit dem Graffiti-Projekt des Burbacher Jugendtreffs unter Trägerschaft des Katholischen Jugendwerkes Förderband Siegen-Wittgenstein e.V. zeichnet der Ausschuss für Umwelt, Klima und Dorfentwicklung als beschließendes Gremium nach vier Jahren erstmals das Engagement von
Jugendlichen aus. Die unterschiedlich thematische Gestaltung der Stützmauer der Bushaltestelle am Schulzentrum trage nicht nur zur Verschönerung des Ortsbildes bei, sondern fördere auch die Identifikation der Schülerinnen und Schüler mit ihrer Heimat, hieß es in dem Fachausschuss. Ein Abschnitt des großflächigen Graffitis nimmt direkten Bezug auf Burbach und seine Ortsteile. Diesen kreativen Umgang der Jugend mit dem Thema Heimat sieht das Gremium als besonders förderwürdig an. Mit den meisten Stimmen wurde das Projekt auf Platz 1 gewählt. Das Preisgeld i.H.v. 2.500 Euro kommt der Arbeit des Jugendtreffs in Burbach zugute.

Viele Städte und Gemeinden beklagen das „Kneipensterben“. Auch in ländlichen Regionen gibt es immer seltener klassische Dorfkneipen. Eine davon war Wanersch Haus in Holzhausen. Bereits 1995 wurde hier der Gaststättenbetrieb eingestellt. Im August 2019 wurde das Gebäude als Baudenkmal unter Schutz gestellt.

Das machte die Wiederbelebung als Dorftreff, die sich der gemeinnützige Trägerverein Wanersch e.V. auf die Fahnen geschrieben hat, nicht einfacher. Dennoch gelang im April 2023 die Wiedereröffnung als ehrenamtlich betriebener Dorftreff für Jung und Alt. Geöffnet wird jeden Freitag von 18 bis 24 Uhr (Biergarten bis 22 Uhr), darüber hinaus gibt es 3K-Programme (Kultur, Kaffee und Kringel) an jedem 2. und 4. Donnerstag im Monat. Außerdem werden die Räumlichkeiten den Mitgliedern des Trägervereins für Veranstaltungen wie Vereins- und Clubsitzungen, Stammtische, Skat- und Spieleabende etc. zur Verfügung gestellt. Diese das Dorfleben und den Gemeinschaftssinn stärkende Einrichtung wählte der UKD knapp hinter den Jugendtreff auf Platz 2, der mit 1.500 Euro dotiert ist.

Einen Treffpunkt „in Kleinformat“ hat Alina Kossek in dem kleinen Ladenlokal am Burgweg 3 in Burbach geschaffen. Unter dem Titel „Natürlich – mehr Leben in Burbach“ hat sie hier nicht nur ihre Trageberatung (Tragetücher für Säuglinge und Kleinkinder) eingerichtet, sondern auch ein gemütliches Ehrenamtscafé, in dessen Interieur sich das Thema Nachhaltigkeit widerspiegelt, das der Betreiberin sehr am Herzen liegt. Für die Zusammenstellung des Sortiments hat sich Alina Kossek dem Fair-Trade-Gedanken sowie der Regionalität verschrieben. Der Heimatgedanke zeigt sich überdies in der Lokalität selbst: Statt Leerstand herrscht in dem über 200 Jahre altem Fachwerkhaus inmitten des Dorfes wieder „mehr Leben in Burbach“. Als Treffpunkt – insbesondere für junge Familien mit Möglichkeiten für Kinder zum Spielen – stärkt das Angebot den Gemeinsinn, fördert die Vernetzung über die Grenzen des Kernortes hinweg in die umliegenden Dörfer und bereichert Burbachs Zentrum um einen Ort mit Aufenthaltsqualität. Durch die Nähe zum Familienbüro und dem hier angeschlossenen Case Management der Gemeinde sowie zum neu eröffneten DRK-Ladens in der Römer-Passage ist das Ehrenamtscafé auch ein Ort der sozialen und kulturellen Begegnung. Die Jury wählte das Angebot auf den 3. Platz, mit dem eine Förderung über 1.000 Euro verbunden ist.

Alle Preisgelder wurden den Projekten bereits zu Jahresbeginn ausgezahlt, im Rahmen des Jahresempfangs erfolgt nun die offizielle Preisverleihung mit der Übergabe der Urkunden.

Ehrenmitglieder des Rates

Mit Armin Nies und Achim Sahm verabschiedeten sich 2023 gleich zwei Mitglieder des Rates, die das lokalpolitische Geschehen in Burbach über Jahrzehnte hinweg begleiteten und mitbestimmten. In der Sitzung am 12.12.2023 stellten die Ratsmitglieder einstimmig fest, dass beide Ehemaligen die Voraussetzungen erfüllen, um ihnen die Bezeichnung „Ehrenmitglied des Rates“ zu verleihen.

Der 75-jährige Armin Nies begann sein politisches Engagement 1982 als Sachkundiger Bürger im Jugend-, Sport und Sozialausschuss, 1984 gelangte er über die Reserveliste für die SPD in den Rat, in dem er bis zur Niederlegung seines Mandates am 08.08.2023 durchgängig saß (ab 2018 für die von ihm mitgegründete UWGB). Insgesamt 39 Jahre. Kein anderes Ratsmitglied war nach der kommunalen Neugliederung von 1969 länger im Amt. In dieser Zeit trug er insbesondere im Schulausschuss, dem er zwischenzeitlich auch vorsaß, sowie im Haupt- und Finanzausschuss zur Gemeindeentwicklung bei. Parallel zu seiner Ratstätigkeit war er über die Jahrzehnte auch Mitglied der Verbandsversammlung des Sparkassen-Zweckverbandes. Auf 32 Jahre Ratsmitgliedschaft kam Achim Sahm bis zu seinem Ausscheiden zum 30.06.2023, in der er das Mandat für die CDU-Fraktion wahrnahm. Nachdem er 1991 zunächst für Volker Schupp nachrückte, wurde der Burbacher bei sechs Kommunalwahlen in Folge direkt in den Rat gewählt. Seine berufliche Erfahrung als Dachdeckermeister brachte er über mehrere Legislaturperioden im Bauausschuss ein, aber auch im Haupt- und Finanzausschuss hatte er über die Jahrzehnte einen festen Platz. Darüber hinaus vertrat der 64-Jährige die Interessen der Gemeinde Burbach in mehreren Verbandsgremien, z.B. in den Verbandsversammlungen des Sparkassenzweckverbandes, des Abwasserverbandes Hellertal und des Zweckverbandes Interkommunales Gewerbegebiet Burbach/Neunkirchen (Rübgarten II).

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