INVEMA e.V. verleiht zum zwölften Mal den Inklusionspreis „HIN- & WEGgucker“

(wS/inv) Siegen 08.05.2024 | Aufzuzeigen, dass „Inklusion“ (die selbstverständliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen) noch lange nicht Realität geworden ist, es aber gleichzeitig gute Beispiele dafür gibt, wie Inklusion im „normalen Leben“ funktionieren kann – das will der Verein INVEMA e.V. aus Kreuztal mit seiner von der Aktion Mensch geförderten „Aktion Guck ma ́“ und der Verleihung des jährlichen Inklusionspreises deutlich
machen.

Bereits zum zwölften Mal rief der Verein, der sich seit 1993 für die Inklusion von Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen im Kreis Siegen-Wittgenstein einsetzt, die Öffentlichkeit dazu auf, Vorschläge für den „HIN- und WEG-gucker 2024“ einzureichen.

Unter dem Motto „Guck ma ́ – Inklusion beginnt im Kopf“ zeichnet der Verein Personen, Gruppen, Organisationen, Betriebe, Behörden oder Geschäfte dafür aus, sich entweder für Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung besonders eingesetzt zu haben oder eben – im Gegenteil – Inklusion bewusst behindert, Menschen mit Behinderung ausgegrenzt und Teilhabe blockiert zu haben.

Auch in diesem Jahr gingen wieder über 30 Vorschläge sowohl für den „HINgucker“ als auch für den „WEGgucker“ von Seiten der Bevölkerung ein. Insbesondere Menschen mit Behinderung selbst und ihre Angehörigen nutzten die Aktion, ihrem Ärger Luft zu machen – aber auch um zu loben!

Der Vorstand des Vereins INVEMA entschied sich nach Durchsicht der Vorschläge dazu, den „WEGgucker 2024“ erneut an das Kino CineStar in Siegen zu verleihen. Stephan Lück (Vereinsgründer) erklärt: „Nachdem der Preis bereits im Jahr 2012 an das CineStar verliehen wurde, erhalten wir weiterhin jedes Jahr Nominierungen für das Kino, da insbesondere Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, keinen barrierefreien Zugang zu allen Filmvorführungen haben. Geändert hat sich in den vergangenen 12 Jahren leider nichts!
Schon mehrfach gingen diese unzumutbaren und ausgrenzenden Bedingungen durch die Presse, stoßen aber scheinbar auf keine offenen Ohren.“ Der Theaterleiter des CineStar, Michael Schreiber, der seine Teilnahme an der Verleihung entschuldigte, verwies im Vorfeld darauf, dass die gesetzlichen Sicherheitsauflagen und die Brandschutzverordnung den Besuch der meisten Kinosäle nicht erlauben würden und dass weite Teile des Kinos komplett umgebaut werden müssten. Herr Schreiber bietet Gästen, die im Rollstuhl sitzen an, das CineStar im Vorfeld frühzeitig zu kontaktieren, damit der entsprechende Film in einen geeigneten Saal verlegt werden könne. Christian Dreher (Geschäftsführer von INVEMA) machte in seiner Ansprache deutlich: „Ins Kino geht man auch mal spontan. Außerdem möchte man sich willkommen fühlen und nicht vorher anrufen müssen, damit aufgrund der eigenen Behinderung der ganze Belegungsplan geändert werden muss. Für einen überregional agierenden Großkonzern sollte es möglich sein, bessere Lösungen zu finden, um Barrieren abzubauen und Teilhabe zu ermöglichen. Wer Inklusion will, sucht Wege, wer sie nicht will, sucht Begründungen!“

Der Verein möchte mit der Verleihung des WEGguckers aber nicht nur auf Missstände aufmerksam machen, sondern auch als Kompetenzpartner zur Verfügung stehen und einen lösungsorientierten Denkprozess anstoßen. Stephan Lück (Vereinsgründer) richtet den Blick in seiner Ansprache daher auf die gesamte Gesellschaft: „Könnten wir uns nicht alle mehr für Inklusion und Teilhabe einsetzen? Wenn wir alle immer wieder auf solche Missstände hinweisen würden, dass zum Beispiel das Kino nicht barrierefrei ist oder ein rollstuhlgerechter Parkplatz fehlt oder keine Speisekarte in Brailleschrift vorhanden ist, dann könnten wir alle etwas verändern!“

Der „HIN-gucker 2024“ wurde an die Mitarbeiter des DAV-Kletterzentrums Siegerland verliehen, weil sie dafür sorgen, dass wirklich alle Menschen am Kletterangebot des Kletterzentrums in Siegen teilnehmen können. Selbst Menschen, die im Rollstuhl sitzen, können mit einem entsprechenden Sicherungspartner jederzeit zum Klettern kommen. Da dies für viele schwer vorstellbar ist und oftmals eine hohe Unsicherheit besteht, gibt es darüber hinaus bereits seit 2016 die Klettergruppe „GeniGini – Geht nicht, gibt’s nicht“, um auch denen das Klettern zu ermöglichen, denen ein geeigneter Sicherungspartner fehlt oder die sich aufgrund ihrer Behinderung bisher nicht getraut haben. Christian Dreher (Geschäftsführer von INVEMA) berichtet: „Die Vorschläge, die bei uns eingingen, kamen u. a. von Menschen mit wirklich starken Beeinträchtigungen. Es ist einfach toll zu sehen, dass hier auch schwerst-mehrfach beeinträchtigte Personen teilhaben können. Herausforderungen werden nicht als Ausreden herangezogen, sondern führen dazu, Lösungen zu finden. Inklusion wird im DAV-Kletterzentrum einfach ganz selbstverständlich gelebt.“

Hendrik Kölsch (Betriebsleiter DAV Kletterzentrum), Holger Schulz (Klettergruppe GeniGini) und Hubert Farnschläder (Vorstand DAV Siegerland) nahmen den Preis freudestrahlend und stolz entgegen. Dass das Klettern für nahezu alle Menschen mit Beeinträchtigungen möglich ist, machte Holger Schulz bei der Übernahme des Preises deutlich: „Für viele Menschen mit einer Gehbeeinträchtigung ist Klettern einfacher als Laufen und für besondere Herausforderungen finden wir immer eine Lösung!“

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