„Menschenrecht auf Nahrung – global bis lokal“ Veranstaltung im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus

(wS/si) Siegen 24.04.2024 | Das Recht auf Nahrung ist ein fundamentales Menschenrecht. Dennoch besteht in vielen Ländern eine große Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Welche Bedeutung hat das Recht auf Nahrung für das Siegerland und Umgebung und welche Verantwortung trägt unsere Region bei diesem Thema? Um unter anderem diese Fragstellungen ging es bei der Veranstaltung „Menschenrecht auf Nahrung – global bis lokal“ am 19. März im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Kommunalen Integrationszentrum (KI) des Kreises Siegen-Wittgenstein in Kooperation mit dem Verein für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen (VAKS).

„Dass weltweit so viele Menschen an Mangelernährung und Hunger leiden, liegt nicht daran, dass zu wenig Nahrung produziert wird. Die Probleme liegen auf verschiedenen Ebenen, z.B. verursacht durch Klimaveränderungen und politische Konflikte. Es gibt kein Patentrezept als Lösung“, sagt Manfred Belle vom Eine Welt Netz NRW in seinem Vortrag.

An der Veranstaltung teilgenommen haben interessierte Personen und Ehrenamtliche aus der Region. Vertreterinnen und Vertreter von Café Patchwork der Diakonie Südwestfalen, Siegener Tafel e.V., Lebensmittel Teilen e.V., Foodsharing Siegen und fairwertbar e.V. haben mit Mitarbeiterinnen des Kommunalen Integrationszentrums über die regionale Situation gesprochen. „Wir möchten den Blick vom Globalen auf die lokale Situation richten. 2022 war jede fünfte Person in Deutschland von einer Einkommensarmut bedroht. Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit oder Migrationshintergrund sind häufiger armutsgefährdet“, erklärt Eva Gwozdz vom KI.

„Haben Menschen im Siegerland einen erschwerten Zugang zu Nahrung?“, fragt Franka Ertmann vom KI in die Runde. „Bestimmte Personengruppen sind von prekären, ernstzunehmenden Lebenssituationen betroffen, die den Zugang zu Nahrung erheblich erschweren“, sagt Carsten Dax vom Café Patchwork. „Dazu zählen insbesondere obdachlose Menschen. Jeder Mensch sollte Hilfe erfahren, die ihn in seinen Menschenrechten und seiner Würde stärkt.“ Das bestätigt auch Tim Müller von der Siegener Tafel: „Sogar der Europarat hat unseren Staat dafür gerügt, dass zu wenig gegen Armut getan wird. Die Nachfrage bei der Siegener Tafel ist sehr hoch.“

Die verschiedenen Organisationen in der Region setzen sich auf unterschiedliche Weise für eine gerechte Verteilung von Lebensmitteln ein. Während andere ohne Zugangsbeschränkungen arbeiten, ist bei der Tafel ein Einkommensnachweis zu erbringen, der einen bestimmten Satz nicht übersteigen darf. „Diese Einkommensgrenze fragen wir in regelmäßigen Abständen beim Jobcenter ab“, erklärt Tim Müller. Die Tafel richtet sich mit ihrer Lebensmittelrettung speziell an von Armut betroffene Menschen.

„Unser Ziel ist primär die Rettung von Lebensmitteln. Jeder darf an unserem Standort in Siegen Lebensmittel abholen, möglich ist das dreimal pro Woche“, sagt Philipp Hof von fairwertbar. Foodsharing Siegen lebt vom Mitmachen, auch hier gibt es keine feste Zielgruppe für die Lebensmittelausgabe. Mittlerweile wird die Initiative von über 350 eingetragenen „Foodsavern“ unterstützt. Die Foodsaver holen regelmäßig Lebensmittel bei Supermärkten ab, um diese dann weiter zu verteilen – unter anderem an sogenannte „Fairteiler“, öffentlich zugängliche (Kühl)Schränke in Siegen und Umgebung.

Beim Lebensmittel Teilen e.V. geht es neben der Rettung von Lebensmitteln auch um Bildung. „Wir möchten einen nachhaltigeren Umgang mit Lebensmitteln vermitteln. Das tun wir ganz praktisch, z.B. durch ‚Urban Gardening‘ oder regelmäßige Events wie gemeinsame Kochabende“, erklärt Lea Burwitz. „Jeder einzelne kann durch das Überdenken des eigenen Konsumverhaltens schon viel tun. Denn private Haushalte schmeißen immer noch zu viel weg.“

„Es ist toll zu sehen, wie viele Menschen in der Region sich für eine gerechtere Verteilung von Lebensmitteln einsetzen. Und das lebt vom Ehrenamt“, fasst Franka Ertmann vom KI die Veranstaltung zusammen. Ein besonderes Highlight: Der Großteil des Buffets an diesem Abend bestand aus geretteten Lebensmitteln. Selbst mitgebrachte gerettete Lebensmittel wurden untereinander weiter verteilt.

„Mit der Veranstaltung wollen wir einen Impuls setzen, die Themen Migration und Nahrung im Zusammenhang zu betrachten. Denn Hunger kann sowohl indirekte Ursache als auch direkte Folge, z.B. einer Flucht, sein“, erklärt Franka Ertmann. „In Zukunft soll es weitere Veranstaltungen geben, um die örtlichen Strukturen der Lebensmittelrettung weiter zu vernetzen.“

Foto: Kreis Siegen-Wittgenstein

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