Musikkapelle Salchendorf begeistert mit Frühjahrskonzert im „Haus Heimat“: Neue Klänge und bewährte Traditionen

(wS/hgm) Netphen 07.05.2024 | Schlag auf Schlag ging es weiter mit den Konzerten der Musikvereine- und Kapellen, am vergangenen Samstagabend war die Musikkapelle Salchendorf mit ihrem Frühjahrskonzert an der Reihe. So wie schon im Vorjahr wieder im „Haus Heimat“ in Rudersdorf, wozu erneut ein Shuttle-Service mit dem populären Siegener „Hübbelbummer“ eingerichtet wurde, der zwischen Haus Heimat und dem Salchendorf Wurste Kommissions-Denkmal pendelte. Noch immer kann ja die Joahnnlandhalle in Salchendorf wegen Renovierungsarbeiten nicht benutzt werden, und man hofft, dass bald ein Ende in Sicht ist. Doch Johannländer sind bekanntlich flexibel.

In diesem Jahr hatte man sich etwas Neues überlegt. Statt klassischer Arrangements und Kompositionen, wie verschiedene Walter und Ouvertüren (z. B. Strauß oder Verdi), machte man die Zuhörerschaft mit Original-Kompositionen vertraut. Dies sind solche, die original in der vom Komponisten vorgesehenen Besetzung ausgeführt werden, also Werke, die wirklich eigens für Blasorchester geschrieben wurden. Alle waren gespannt!
Nach dem ersten zackigen Vortrag, dem „Schwedischen Reitermarsch“, als herausragendes Beispiel europäischer Militärmusik, begrüßte Kerstin Weber das Publikum und die Vertreter aus Rat und Politik. Eine weitere Original-Komposition ist „Prato“, entstanden aus einer Städte-Partnerschaft zwischen Wangen (DE) und Ebensee (OE) die 35 Jahre bestand. Prato heißt „Brücke des Friedens“ und umfasst fünf musikalische Bilder, darunter „Fanfare der Freundschaft“, „Gebet an die Gefallenen“ und „Freunde für immer“.
Die Salchendorfer Musiker sind in ihren einzelnen Registern gut besetzt und auch geübte und gut geschulte Musikanten. Das konnte man auch hören (und sehen), denn steif sitzen sie keineswegs auf der Bühne. Weiter ging es mit der mittelalterlichen Sage „Wildenstein“ im Wehratal im Südschwarzwald. Stilgerecht offerierte die Musikkapelle die Elemente mittelalterlicher Musik; in der Tat authentisch. Um Vereinsgeschichte ging es danach im folgenden Stück: „Köpenick“, anlässlich des 50jährigen Jubiläums der gleichnamigen Kapelle. Köpenick ist ein charmanter Ortsteil von Berlin. Das Werk begann mit einer festlichen Eröffnung mit immer breiter werdendem Spektrum: Den Ruf „Wir sind das Volk“ konnte man mit etwas Phantasie heraushören. Das Hauptthema zum Ende des Vortrages brachte zum Ausdruck, dass die Zeiten kommen und gehen, aber die musikalische Gemeinschaft bleibt.

Und eben diese Gemeinschaft haben die Johannländer, die sie in ihrer Musik zum Ausdruck bringen. Und mit der Melodie „Berliner Luft“ blieb man in Berlin aus der gleichnamigen Burleske von Paul Lincke, die 1904 erstmals aufgeführt wurde. Das Operettenlied hat einen eingängigen Marschrhythmus, fand schnelle Verbreitung und wurde förmlich zur „Hymne Berlins“. Selbst die Berliner Philharmoniker beenden ihre jährlichen Konzerte stets mit der „Berliner Luft“; in Rudersdorf hingegen ging es die Pause.

Vor dem zweiten Teil gab es noch eine Ehrung: Peter Stahl und Dirk Vitt wurden für je 40jährige aktive Mitgliedschaft geehrt, vorgenommen von Daniel Krecklow, Kreisvorsitzender des Volksmusikerbundes NRW, Kreisverband Siegen-Wittgenstein.
Weiter ging`s im Repertoire mit „Fanfare“ for the common man. Das Stück wurde 1942 in Auftrag gegeben, aus Anlass, den Beitrag Amerikas im 2. Weltkrieg zu würdigen. Eine Fanfare, die sich durch kraftvolle Klänge auszeichnet, und deren eingängige Melodie brachten auch die Salchendorfer voll zum Tragen. In Amerika blieb man auch beim darauffolgenden Stück: „Oregon“, ein Bundesstaat der USA, aufgegliedert in mehrere Parts mit musikalisch verschiedenen Abschnitten. Der Komponist Jacobs de Haan verknüpft gekonnt Elemente der amerikanischen Folklore mit Dramatik und expansiven Charakteren der Filmmusik, wie sie aus Westernfilmen bekannt ist. Eine Komposition, die jeden einzelnen Musiker forderte.

Doch die Musikkapelle Salchendorf hatte noch viel mehr zu bieten. Ganz selten ist es ja nun, dass man in den eigenen Reihen eine Sängerin hat, die auch noch ein Instrument spielt: Nämlich die Hornistin und Sängerin Pia Armbrecht, die in dem Titel „Skyfall“ die Abenteuer des Geheimagenten James Bond 007 zum Besten gab. Armbrecht hat eine sehr gute, kraftvolle Stimme, die auch hohe Tonlagen erreicht, wobei sie keineswegs im Mittelpunkt stand, sondern sich eigentlich bescheiden am linken Seitenflügel der Kapelle platzierte.

Gleiches betraf „Lenas Gesang“ (Fly with me) ein sehr gefühlvolles Lied, das 2004 für den schwedischen Film „Wie im Himmel“ komponiert wurde und ausdrückt, dass es in dunkelsten Zeiten immer Hoffnung gibt sowie Mut macht, neue Wege zu gehen. Hier brachte die Sängerin viel Klangarbe in das Stück und verlieh ihm somit einen Text. „Goldplay in Symphonie“ verkörpert die erfolgreiche britische Pop-Rock-Band der 2000er Jahre und verzaubert ihre Fans schon seit über 25 Jahren mit den typischen Wohlfühl-Melodien. Der Komponist Bert Appermont schaffte es, diese Melodien in eine grandiose Komposition für Blasorchester zu verwandeln. Und auch die Salchendorfer schafften es unter dem gefühlvollen Dirigat von Rüdiger Bröhl: „Viva la Vida“ oder „The Scientist“ – warme Klänge von Format!

Das letzte Stück „Tanz der Vampire“ ist ein Musical mit viel Biss und schwarzem Humor.
Es geht im Wesentlichen darum, die Vampire zu entlarven und zu vernichten – Höhepunkt ist ein Mitternachtsball im Schloss. Rockige und klassische Elemente mit Titel, wie „Totale Finsternis“ für Sarah“ und „Ewigkeit“, sind die Klassiker in diesem Werk, wo noch einmal ordentlich losgelegt wurde.
Der Beifall wuchs orkanartig an, „Standing Ovations“ kamen mehr als einmal vor. Klar, dass da eine Zugabe hermusste, die mit „One Moment in Time“ gerne gewährt wurde, wobei die Sängerin Pia Armbrecht noch einmal mit ihrem Gesang untermalte – so etwas hört man nicht alle Tage. Wieder tosender Beifall! „Einen haben wir noch“, so Rüdiger Bröhl, und mit dem Marsch „Alte Kameraden“, erfolgte der Rausschmeißer. Aber nicht so ganz, denn nun gab es in kleiner Besetzung Rock- und Swingmusik – und das bis weit nach Mitternacht.

Text, Fotos und Video: Hans-Gerhard Maiwald

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