(wS/Red) Ferndorf/Coburg 22.12.2024 | Emotionsgeladene Stählerwiese: Ferndorf verliert, Coburg triumphiert
TuS Ferndorf gegen HSC 2000 Coburg 26:33 (14:17)
„NACH DEM POKAL-SCHOCK: Die letzte Auswärtsfahrt des Jahres führt den HSC 2000 Coburg zum TuS Ferndorf. In Nordrhein-Westfalen erwartet die Mannschaft von Cheftrainer Anel Mahmutefendic eine schwere Aufgabe.“
Soweit die „Neue Presse“ aus Coburg vor dem gestrigen Spiel in der proppenvollen Stählerwiese.
„Das Spiel wurde jedoch von der schrecklichen Tragödie auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg überschattet, die nach aktuellen Informationen fünf Todesopfer, darunter ein Kleinkind, und über 200 teils schwerstverletzte Personen gefordert hat. Unter den Verletzten befinden sich auch zahlreiche Kinder. In Anbetracht dieser schockierenden Ereignisse haben die Magdeburger Handballer ihr Spiel abgesagt. Auch unser TuS Ferndorf hat vor dem Spiel eine Gedenkminute eingelegt, um den Opfern zu gedenken, denn nichts ist mehr so, wie es vorher war.“
Nun zum Spiel, aber zuallererst eine freudige Mitteilung: Die Stählerwiese, unser Wohnzimmer, unser Hexenkessel, das Stahlbad für viele Gastmannschaften, war zum allerersten Mal mit 1400 Zuschauern AUSVERKAUFT. Da sagt auch wirSiegen: „HArzlichen Glückwunsch!“
Ceven Klatt hat schon vor dem Spiel vor der Stärke des HSC gewarnt, die Spieler erwähnt, auf die man ein Auge haben sollte, und ihre Stärken, aber auch ihre Schwachpunkte angesprochen. Gleichzeitig betonte er die Qualitäten seines guten TuS-Teams, das keineswegs chancenlos ins Spiel gehen würde. Ferndorf überrascht die Liga immer noch, und die Buchmacher haben mit ihren Quoten sicherlich auch so ihre Probleme, aber das kann uns ja nur recht sein.
Auch wenn die zurückliegenden Spiele des TuS teilweise einer Achterbahn gleichen, hat man sich mit dem Hagener Sieg neues Selbstvertrauen geholt, und diesen Flow wollte man auf das Spiel gegen Coburg – ein Team, gegen das Ferndorf noch nie gewonnen hat – übertragen. Aber das ist ihnen leider nicht gelungen. Den Gästen war nicht anzumerken, dass sie ein schweres Pokalspiel mit Verlängerung in den Knochen hatten. Vielleicht haben Ceven Klatt und seine Jungs das so nicht erwartet?
Es sollte ein schönes Weihnachtsspiel werden. Unsere Jungs wollten sich selbst beschenken, und sie wollten auch ihren Fans ein Geschenk unter den Baum legen. Aber es sollte ganz einfach nicht sein. Zu stark war das Team aus dem HUK-Coburg-Ländle, bzw. die Ferndorfer Gegenwehr war zu zaghaft.
Dabei hatten es die Ferndorfer in der Hand, aber sie wollten vielleicht zu viel und haben sich dann in unnötige Fehler verrannt. Nach der Sirene kam man auf um die 20 Fehlwürfe – das ist ganz einfach zu viel. Der Gegner erzielte in unserem Hexenkessel 33 Tore – das ist ebenfalls zu viel.
Der Beginn war ganz nach unserem Geschmack, und bis zur 16. Minute sahen wir ein Spiel auf Augenhöhe. Ferndorf ging durch Gabriel da Rocha Viana, der mit fünf Treffern bester Ferndorfer wurde, in Führung. Es folgte ein Schlagabtausch mit 1:1, 2:2, 3:3, 4:4 und so weiter bis zum 8:8 in der 16. Minute. Es schien ein knappes, schnelles und enges Match zu werden, aber dann folgte ein unerklärlicher Einbruch. Die TuS-Fehler über 60 Minuten haben wir schon erwähnt, und sie führten dazu, dass der HSC Coburg aus diesem 8:8 in der 16. Minute ein 8:12 in der 22. Minute machte. Rückblickend gesehen war das schon ein Bruch, der den restlichen Spielverlauf beeinflusst hat!?
Nach diesem Viererpack der Gäste schaute man erschrocken auf die Anzeigetafel, atmete einmal tief durch und spielte auch wieder mit. Coburg konnte seinen Vorsprung nicht vergrößern, der TuS kam aber auch nicht näher heran. Kurz vor der Halbzeitpause, in der der HSC mit 12:17 führte, verkürzten Marko Vignjevic und Julius Fanger noch auf 14:17. Fröhliche Gesichter sehen anders aus, und so begab sich Ceven Klatt mit seiner Mannschaft in die Kabinen zum Pausentee. Es gab sicherlich einiges zu bereden und zu verbessern, denn die Zahl der technischen Fehler und der Fehlwürfe war zu hoch – doch das zog sich durch das ganze Spiel hindurch. Vieles waren vermeidbare Fehler, viele aber auch vom Gegner so gewollt.
Was an diesem Tag grundsätzlich auch nicht klappte, war die Torhüterleistung. Jonas Wilde, der König von Hagen, hatte nur sporadische Kurzeinsätze und blieb ohne Parade. Can Adanir hatte in der 1. Halbzeit vier und in der 2. Halbzeit nur zwei Paraden. Das heißt, über 60 Minuten hatten wir sechs Paraden, und bei den 33 erzielten Gegentreffern ist das eine bescheidene Quote von 18,8 %.
In Abwehr und Angriff sahen wir Fehler, die wir in der Regel oder in diesem Ausmaß nicht machen. Am meisten enttäuscht darüber sind unsere Jungs selbst, denn niemand macht so etwas bewusst.
Die 2. Halbzeit begann so, wie die 1. Halbzeit beendet wurde: Es war ein Schlagabtausch, in dem die Ferndorfer mal auf zwei Tore herankamen, dann wieder fünf Tore hinten lagen – ein stetes Auf und Ab. Der HSC hatte das Spiel komplett im Griff und wusste es immer wieder in seine Richtung zu steuern. Nach dem 20:22 in der 39. Minute durch Gabriel Viana kam ein Dreierpack der Gäste. Es stand 20:25, und Ceven Klatt buzzerte in der 42. Minute. Hendrik Stock und Josip Eres (7m) verkürzten auf 22:25. Die Gäste nahmen es gelassen hin, denn sie hatten das Spiel im Griff, und Ferndorf hatte noch keine Gegenmittel gefunden.
Unbeirrt zog der HSC seine Kreise in der Stählerwiese, und in der 52. Minute hieß es schon 22:28 – das Ding war eigentlich schon gelaufen. Kurz zuvor nahm Ceven Klatt seine nächste Auszeit, nur neun Minuten nach der letzten.
Nach dem 23:28 (53. Minute) durch Julius Fanger buzzerte auch Gästetrainer Anel Mahmutefendic – nicht, weil ihm das Spiel nicht gefiel, sondern sicherlich, um die restlichen sieben Minuten zu verplanen. Kurz danach holte er sich bei den Schiris wegen Meckerns eine gelbe Karte ab, die er mit einem gestenreichen Daumen hoch kommentierte.
Die restliche Spielzeit gehörte wieder den Gästen, denn aus den bisher erzielten 28 Toren machten sie schließlich 33, während der TuS nur noch zwei Tore erzielte. Das letzte Tor der Coburger erzielte vielleicht ihr bester Mann – es war nämlich ihr griechischer Keeper Petros Boukovinas. Er traf zum 26:33 ins leere Ferndorfer Tor.
Er zog dem TuS einen Zahn nach dem anderen. Hier war nichts mit „Ouzo für meine besten Freunde“ – es hagelte Paraden, und das nicht zu knapp. Im gesamten Spiel kam er alleine auf 13 Paraden, ein Mitarbeiter des Magazins „Handballwoche“ zählte sogar 17 Paraden.
Zwölf Trommler der Ferndorfer Füchse und die singende Brigade C, unterstützt von fast 1400 Zuschauern, schafften es leider nicht, unser Team zum Sieg zu treiben. Nach 60 Minuten las man auf der Anzeigetafel ein ernüchterndes 26:33 – mehr war an diesem Tag leider nicht drin.
Was uns so auffiel:
- Zwischen der 45. und 60. Minute erzielte der TuS nur vier Tore.
- Es gab auch einen Leerlauf beider Teams, denn zwischen der 42. und der 51. Minute erzielten beide Mannschaften jeweils nur zwei Tore.
Statistik:
Tor: Jonas Wilde, Can Adanir 6 Paraden
Torschützen: Gabriel da Rocha Viana 5, Josip Eres 4/3, Janko Kevic, Julius Fanger und Marvin Mundus je 3, Valentino Duvancic, und Mattis Michel je 2, Hendrik Stock, Fabian Hecker, Paul Schikora und Marko Vignjevic je 1.
Fazit: Es war ein geschenkter Tag, das Spiel hätte man nicht unbedingt verlieren müssen, aber es sollte ganz einfach nicht sein.
Nun blickt man auf das nächste Spiel, und das ist das Weihnachtsspiel beim Tabellendritten GWD Minden, die derzeit 19:11 Punkte vorzuweisen haben und morgen noch ein Auswärtsspiel beim Dessau-Roßlauer HV zu bestreiten haben. Der Tabellenstand könnte durch das Spiel auch noch verändert werden. Aktuell ist der TuS nun auf dem neunten Tabellenplatz, aber heute und morgen finden auch noch Spiele statt, sodass der TuS auch noch in den zweistelligen Bereich abrutschen kann.
Es wird eine schwierige Saison werden, aber das wusste Ceven Klatt auch schon vorher. Niemand ging davon aus, dass wir ins Horn blasen und durch die Tabelle galoppieren. Es ist noch ein weiter Weg, und wir werden unsere Mannschaft auf diesem Weg begleiten.
CEVEN KLATT: Glückwunsch an den HSC Coburg zum verdienten Sieg. Ich habe großen Respekt vor ihrer heutigen Leistung und Mentalität – das war wirklich sehr stark, und sie haben das richtig gut gemacht. Wir selber kommen gut ins Spiel, starten auch ordentlich, scheitern dann aber ein Stück weit an uns selbst. Das Problem ist, dass wir einfach zu viele freie Bälle verwerfen. Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen, was das Herausarbeiten der Chancen angeht – das funktioniert. Aber am Ende müssen die Bälle eben ins Tor, und das hat heute leider nicht geklappt. Mit über 20 Fehlwürfen kann man gegen eine Mannschaft wie Coburg, die diese Qualität hat, leider nicht gewinnen.
In der zweiten Halbzeit haben zwar einige Dinge funktioniert, aber es lief nicht so gut wie in der Vergangenheit. Man hat auch gemerkt, dass Coburg zum Beispiel auf das sieben gegen sechs sehr gut vorbereitet war. Und als wir die Chance hatten, das Spiel wieder etwas offener zu gestalten, haben die Nerven nicht ganz mitgespielt, und wir sind an unseren eigenen Chancen gescheitert.
Wir starten heute (Sonntag) um 10 Uhr bereits mit der Vorbereitung auf das Spiel in Minden, setzen das Montag fort, und am Dienstag haben die Jungs Weihnachten und den Tag frei. Am 25.12. geht es dann um 9:30 Uhr mit dem Training weiter, und am 26.12. trainieren wir um 10 Uhr, bevor wir um 11 Uhr in Richtung Minden losfahren. Das heißt, wir wollen nochmal alles investieren und uns maximal gut vorbereiten. Ich hoffe, dass die Jungs sich dann für das belohnen, was sie vorher investiert haben.
MARVIN MUNDUS: Ich glaube, dass wir unsere Chancen nicht ausreichend genutzt haben, Tore zu erzielen – zumindest nicht so, wie wir uns das vorgenommen hatten. Am Anfang kriegen wir das noch ganz gut hin, lassen dann aber vorne die hundertprozentigen Chancen liegen und kommen nie so richtig ins Spiel. In der Abwehr haben uns am Ende auch die letzten zwei, drei Prozent gefehlt, was natürlich ärgerlich ist. Wir haben Coburg keineswegs unterschätzt, nur weil sie das Pokalspiel verloren hatten. Sie hatten den Kopf wieder frei für die Liga, und ich glaube, sie waren auch froh darüber – unabhängig davon, ob sie ins Halbfinale eingezogen sind oder nicht.
FABIAN HECKER: Es war ein hartes Spiel über 60 Minuten, und wir hatten uns eigentlich gut auf Coburg eingestellt. In der ersten Halbzeit vergeben wir jedoch viele hundertprozentige Chancen an ihrem griechischen Torwart. In der Abwehr ackern wir die vollen 60 Minuten, aber wenn wir vorne die Chancen nicht nutzen, reicht das am Ende nicht. Im Tor haben wir heute nicht allzu viel gehalten – das müssen wir uns im Video genauer anschauen und anschließend besprechen. Ab einem gewissen Punkt müssen wir den Schützen auch einfach konsequenter unter Druck setzen, wie wir es in der Spielvorbereitung im Video besprochen hatten. Wir wussten, dass Coburg im Rückraum starke Leute hat, aber heute hat es leider nicht gereicht.
Bericht: Peter Trojak
Fotos: Carsten Loos
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