Landrat trifft Schulleiter und Dozenten: Jahre Sprengtechnische Lehrgänge in Siegen

wS/ksw    Siegen Wittgenstein  –  Vor 70 Jahren, im März 1941, fanden die ersten sprengtechnischen Lehrgänge an der damaligen Bergschule in Siegen statt. Anfang der 70er Jahre übernahm der Kreis Siegen-Wittgenstein die Trägerschaft und erhielt damit diese weit über die Grenzen Siegen-Wittgensteins hinaus bekannte Einrichtung. Aus Anlass des 70-jährigen Bestehens der sprengtechnischen Lehrgänge hat sich Landrat Paul Breuer jetzt zu einer Feierstunde mit dem Leiter der sprengtechnischen Schule, Dieter Reinschmidt, und einigen Dozenten im Technologiezentrum in Geisweid getroffen – dort finden auch die Lehrgänge statt.

„22.000 Lehrgangsteilnehmer aus dem In-und Ausland wurden in den vergangenen sieben Jahrzehnten in den Fachbereichen der Sprengtechnik, in Pyrotechnik und dem Gefahrguttransport ausgebildet“, stellt der Landrat anerkennend fest und würdigt die Schule als eine außergewöhnliche Bildungseinrichtung mit Leuchtturmcharakter, die zur Bekanntheit der Region im In- und Ausland beiträgt. Denn außer einem ähnlichen Angebot, das es seit der Deutschen Einheit in Dresden gibt, ist die Sprengtechnikschule in Siegen einmalig in Deutschland.

Dieter Reinschmidt dankte dem Landrat für die jahrzehntelange Unterstützung des Kreises und hob die hervorragende und vertrauensvolle Zusammenarbeit hervor, auch mit der ehemals Staatlichen Gewerbeaufsicht, der heutigen Abteilung „Arbeitsschutz“ der Bezirksregierung in Arnsberg.

Der erste Sprengtechnische Lehrgang vor sieben Jahrzehnten diente der Ausbildung von Sprengmeistern für die Steine- und Erdenindustrie, für das Baugewerbe und für die Forstwirtschaft. Anlass war der Wunsch der Industrie – vornehmlich der Kalkindustrie und der Natursteinindustrie – für ihre Bedürfnisse ausgebildete Spreng- und Bruchmeister zur Verfügung zu haben. Die Lerninhalte sollten einen engen Bezug zur Praxis haben.

Wie wichtig eine fundierte Ausbildung im Umgang mit Sprengstoffen ist, macht Reinschmidt an einem Beispiel aus den 50er Jahren deutlich. Ein Bohrloch wurde mit etwa 5 kg Schwarzpulver gefüllt. Nach Anzünden der Sprengschnur hatte der Sprengmeister, wie im Betrieb vereinbart, noch „es brennt“ gerufen. Wenige Sekunden später ging die Ladung los. Der Sprengmeister hatte keine Zeit mehr, sich in Sicherheit zu bringen und wurde von Steinbrocken erdrückt. Er hatte vermutlich vergessen, das Schwarzpulver ordentlich abzudecken, so dass möglicherweise Funken die offene Ladung zu früh hatten hochgehen lassen. „Ähnliche Fälle müssen Dr. Gerth, den Begründer der Lehrgänge, bewogen haben, neben der im Untertage-Bergbau üblichen Ausbildung auch für den Umgang mit Sprengstoff im Übertagebetrieb Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen“, vermutet Reinschmidt.

Seit Einführung der Sprengtechnischen Lehrgänge sind die Aufgabengebiete ständig gewachsen. Es gab und gibt eine Vielzahl von Lehrgängen für Böller- und Sportschützen, Großbohrlochsprengungen, das Sprengen von Bauwerken und Bauwerksteilen, die Beförderung gefährlicher Güter, das Abbrennen von Feuerwerken, Pyrotechnik in Theatern und Freilichtbühnen, Raketen- oder Airbagtechnik.

Für die Durchführung der praktischen Übungen stellen Siegerländer Firmen Steinbrüche und Sprengplätze zur Verfügung. Seit 1984 werden praktische Übungen und Prüfungen im Schotterwerk Scheda in Drolshagen durchgeführt. Auch das Sprengen von Bauwerksteilen wird von Fall zu Fall an entsprechenden Objekten geübt.

Die Lehrgangsteilnehmer kommen u.a. aus der Steine- und Erdenindustrie aus dem Bau- und Abbruchgewerbe, von Spreng- und Bohrunternehmen, aus der chemischen Industrie, der Luft- und Raumfahrttechnik oder dem Kfz-Handwerk. Aber auch Angehörige der Bundeswehr, Polizei- oder Gewerbeaufsichtsbeamte oder Angehörige des Kampfmittelräumdienstes nehmen an den Lehrgängen teil – übrigens auch aus dem Ausland.

Bildunterschrift:

Feierstunde zum 70-jährigen Bestehen der sprengtechnischen Lehrgänge in Siegen (v.l.): Dr. Frank Hammelmann (Dozent allg. Sprengarbeiten), Landrat Paul Breuer, Schulleiter Dieter Reinschmidt, Ulf Spod (Dozent Arbeitsschutz), Reinhard Kämpfer (Wirtschaftsreferent Kreis Siegen-Wittgenstein) und Jürgen Schroer (Dozent Recht).

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