Am Leben teilnehmen

wS/si  –  Diakonie in Südwestfalen  –  20.09.2012  –  Geschichten wie diese kennt fast jeder: Ältere Menschen verlaufen sich oder benehmen sich ungewöhnlich in der Öffentlichkeit. „Mehr als 4000 Menschen in Siegen-Wittgenstein sind demenziell erkrankt – selten sind solche Situationen demnach auch in Siegen nicht“, berichtete Andrea Schäfer-Bottenberg, Beauftragte für Demenz und Ethik der diakonischen Altenhilfe Siegerland. Schäfer-Bottenberg und weitere Referenten erarbeiteten im Gemeindehaus an der Talkirche in Siegen-Geisweid Möglichkeiten, um in den Gemeinden besser mit Demenzkranken umzugehen. Birgit Schmid von der Pflegeüberleitung des Ev. Jung-Stilling-Krankenhauses in Siegen erklärte, dass man die Bevölkerung über das Krankheitsbild und den Umgang mit demenziell erkrankten Menschen besser aufklären muss: „Immer mehr Demenzkranke leben alleine in ihren Haushalten, sie werden durch unsere Gesellschaft oft isoliert.“

Die Bevölkerung müsse aufmerksam sein, um zu erkennen, wann Hilfe und Unterstützung notwendig sind. Sinnvoll sei es, bei Polizei und Rettungsdiensten aber auch schon in Kindergärten und Schulen über Demenz zu informieren. Schmid bietet im Diakonie Klinikum kostenlose Beratungs- und Schulungsprogramme an. Gemeinsam mit Angehörigen wird nach einer konkreten Lösung gesucht und das weitere Vorgehen besprochen. Was über die Pflege hinaus wichtig ist, verdeutlichte Schäfer-Bottenberg: „Man muss sich in die Gefühlswelt des Menschen mit Demenz eindenken, um zu verstehen, was in ihm vorgeht.“ Angehörige müssten lernen, die verschobene Wahrnehmung des Kranken anzuerkennen und zu verstehen. Erkrankt ein Familienmitglied an Demenz, sollten sich Angehörige zeitnah Hilfe suchen. Pfarrerin Almuth Schwichow (Kirchengemeinde Klafeld) kennt auch in ihrer Gemeinde ältere Menschen, die sich verändert haben: „Die Demenzkranken bleiben dann plötzlich von Gemeindegruppen oder dem Chor weg, wo sie jahrzehntelang mitgewirkt haben.“ Schwichow sieht ihre Aufgabe darin, mehr mit den Anghörigen zu reden und sie seelsorgerlich zu begleiten.

Auf weitere Unterstützungsangebote verwiesen Ulrike von Bünau, Vertreterin der Atempause (Entlastungsdienst für pflegende Anghörige), Dietlinde Hanefeld und Christl Schwarte (Alzheimergesellschaft Siegen). „Auf Wunsch kommen ausgebildete Helfer der Atempause ins Haus und begleiten den Demenzkranken im Alltag. So können die Angehörigen etwas für sich selbst tun“, erläuterte Bünau. Darüber hinaus haben Angehörige die Möglichkeit, sich von der Alzheimergesellschaft beraten zu lassen und können an deren Angehörigen-Gruppen teilnehmen. Auch Oliver Stellwag (Pflegedienstleiter der Diakonie-Station Weidenau) ist es wichtig, für Angehörige und Demenzkranke da zu sein. Er hilft bei Problemen mit der Pflege aber auch darüber hinaus. Stellwag berät und unterstützt beispielsweise bei Formalitäten wie den Betreuungsleistungen. „Demenz sollte kein Stillstand für das Leben sein“, darin waren sich die Referenten einig. Menschen mit Demenz sollten am Leben teilnehmen, so lange es geht.

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