Die Leber verzeiht viel

wS/si  –  Diakonie in Südwestfalen  –  23.11.2012  –  Das kann der Mensch nicht von jedem seiner Organe behaupten: „Wir können die Hälfte der Leber spenden, ohne dadurch gesundheitlich nennenswert eingeschränkt zu sein.“ So erklärte Professor Dr. Joachim Labenz, Chefarzt der Medizinischen Klinik im Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus Siegen, wie gut sich die Leber regenerieren kann. Darüber hinaus können heute viele chronische Lebererkrankungen erfolgreich behandelt werden.

Entscheidend trägt dazu die heutige Medizin bei. „Dank neuer Medikamente kann beispielsweise eine Hepatitis C in 80 Prozent der Fälle geheilt werden“, sagte Labenz, der als Vorsitzender der deutschen Gastroenterologen ausgewiesener Experte für derartige Krankheitsbilder ist. Und auch in der Tumorbehandlung gibt es moderne Therapiemethoden. Neben operativen Eingriffen, Chemotherapien und der Zerstörung von Tumorgewebe durch Hitze wird im Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus seit mehr als einem Jahr auch die sogenannte Chemoembolisation angewendet, um Lebertumoren zu behandeln. Chefarzt Dr. Michael El-Sheik (Radiologisches Zentrum) informierte die Zuhörer über dieses Verfahren: „Mit einem Katheter wird das Chemo-Medikament direkt in den Tumor eingebracht.“ Gleichzeitig würden die Gefäße des Geschwürs mit kleinsten Kügelchen verschlossen. Auf diese Weise wird der Tumor gleich doppelt bekämpft: Einerseits könnte das Medikament höher dosiert werden, weil es direkt in den Tumor gespritzt wird. Andererseits existiere aufgrund der blockierten Gefäßzugänge keine ‚Lebensader’ mehr für die Geschwulst.

Für den Patienten habe die Chemoembolisation weitere Vorteile, bescheinigte El-Sheik: „Im Gegensatz zu einer Chemotherapie über die Vene wirkt das Medikament nahezu ausschließlich im Tumor und nicht im gesamten Körper.“ Entsprechend besser würden Patienten die Behandlung vertragen. Generell könne man das Tumorwachstum mit diesem Verfahren in Einzelfällen für mehrere Jahre kontrollieren. Trotzdem sei die Therapie nur einer von vielen Bausteinen in der Behandlung bösartiger Lebertumoren. Ausgelöst wird Leberkrebs meistens durch eine Leberzirrhose, verdeutlichte Labenz: „Bei dieser Erkrankung wird das gesunde Lebergewebe durch Narbengewebe ersetzt.“ In der Folge könne die Leber ihre Aufgaben nicht mehr ausführen. Unter anderem entgiftet die Leber den Körper, speichert Fette sowie Eiweiße und regelt die Energiezufuhr. Wie Oberarzt Dr. Dietmar Zielinski (Medizinische Klinik) erläuterte, können alle chronischen Leberkrankheiten, beispielsweise die Fettleber, zu einer Leberzirrhose führen. „Um eine Fettleber und deren Folgeerkrankungen zu verhindern, müssen Patienten vor allem selbst aktiv werden“, sagte Zielinski. Nur so könne sich die Leber wieder erholen. Falsch sei es zu denken, eine Fettleber komme nur vom Alkohol. Das betonte Labenz: „Vor allem Übergewicht begünstigt die Krankheit.“ Betroffenen rät der Mediziner, die Ernährung umzustellen und sich dabei gegebenenfalls von Experten unterstützen zu lassen. Darüber hinaus sollten sich Patienten mehr bewegen und bei Diabetes ihren Zucker so gut wie möglich einstellen. Sinnvoll sei ebenfalls, Herz und Fettstoffwechsel untersuchen zu lassen. Denn: „Es gibt keine zugelassenen Medikamente, um eine Fettleber zu behandeln.“ Den eigenen Gesundheitszustand zu bessern, sei hier eine Frage der persönlichen Einstellung.

Informierten im Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus Siegen über die Leber, deren Erkrankungen und aktuelle Behandlungsverfahren: (von links) Chefarzt Dr. Michael El-Sheik (Radiologisches Zentrum), Oberarzt Dr. Dietmar Zielinski und Chefarzt Professor Dr. Joachim Labenz (beide Medizinische Klinik).

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