Balanceakt: Sicherheit und Vertrauen im Jobcenter

wS/ag Siegen – 04.12.2012 – Zum intensiven Austausch zu Sicherheitsfragen, aktuellen Sorgen und die praktische Umsetzung der Arbeitsmarktpolitik trafen sich gestern (03.12.2012) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenters Olpe mit MdB Johannes Vogel, Bürgermeister Horst Müller, Kreisdirektor Theo Melcher und Christiane Schönefeld, Leiterin der NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit.

„Die Menschen, die zu uns kommen, befinden sich oft in einer extremen Lebenssituation. Sie haben Angst um ihre Existenz. Jeder Einzelfall ist anders und wir müssen bei der Bewertung und Entscheidung Recht und Gesetz umsetzen. Das ist keine einfache Situation. Wenn wir selbst zusätzlich eine ängstliche, statt motivierende Ausstrahlung haben, kann daraus ein komplizierter Kreislauf entstehen. Dieser Entwicklung wollen wir von Beginn an konsequent entgegenwirken“, erläutert Nina Jung, Leistungssachbearbeitrin im Jobcenter in Olpe.

Christiane Schönefeld, Leiterin der NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit hatte gemeinsam mit Kreisdirektor Theo Melcher, als Vertreter des kommunalen Trägers, Dr. Bettina Wolf, Leiterin der Siegener Arbeitsagentur und Hans-Georg Völmicke, Geschäftsführer des Jobcenters die Gäste aus der Politik eingeladen, um die unterschiedlichen abstrakten Sicherheitsanalysen mit ganz praktischen Hinweisen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über ihre Arbeit vor Ort zu bereichern.

Unmittelbar mit den politisch Verantwortlichen über ihre Sorgen und Ideen zu sprechen, wird von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Chance gesehen, auch die lokalen Besonderheiten zu thematisieren: „In unserer Region haben wir ganz engen Kontakt zu unseren Kundinnen und Kunden. Wir wohnen teilweise in der gleichen Straße, unsere Kinder gehen in die gleiche Schule und man trifft sich beim Einkaufen. Die Nähe und der direkte Draht sind ein sehr großer Vorteil für ein gutes und motivierendes Vertrauensverhältnis, im Konfliktfall ist es schwierig, den Balanceakt zu meistern, dann wünscht man sich manchmal mehr Anonymität.“

Nach einem tödlichen Angriff auf eine Mitarbeiterin des Jobcenters-Neuss im September ist eine Verunsicherung zu spüren. Die Diskussion über zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen wird rege geführt. Nach einem Rundgang und der Gesprächsrunde mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort betonte Johannes Vogel: „Die Beschäftigten in den Jobcentern leisten wertvolle Arbeit für die betroffenen Menschen und unser Land. Wir als Abgeordnete des Deutschen Bundestags zollen ihnen den Respekt, den sie sich täglich verdienen. Die hervorragende Lage am deutschen Arbeitsmarkt ist schließlich auch ein Ergebnis des Einsatzes der Fallmanager vor Ort. Körperliche oder verbale Gewalt gegenüber den Beschäftigten ist unter keinen Umständen tolerabel. Wir sollten gemeinsam noch bessere, lokal umsetzbare Wege finden, um das konstruktive Miteinander zwischen Angestellten und Kunden zu gestalten. Hierbei sind natürlich auch verständlichere, entschlackte Leistungsgesetze und Vorschriften hilfreich. Mit der Reform der arbeitsmarktpolitischen Instrumente sind wir da im letzten Jahr schon ein gutes Stück vorangekommen.“

„Die Beschäftigten in den Jobcentern und Arbeitsagenturen erfüllen eine wichtige Aufgabe an einer kritischen gesellschaftlichen Verbindungsstelle. Dies erfordert viel Einfühlungsvermögen, eine hohe fachliche Kompetenz und die Fähigkeit, einen zielgerichteten Ausgleich zwischen den Interessen des Einzelnen und der Gemeinschaft zu schaffen“, betont Horst Müller.

Aktuell werden in allen Dienststellen der Agenturen für Arbeit und der Jobcenter die Sicherheitskonzepte überdacht. Christiane Schönefeld betont, „dass die Situation in allen Jobcentern ergebnisoffen geprüft und analysiert wird. Wir haben mit Blick auf die Sicherheit unserer Beschäftigten keine Denkblockaden. Welches Sicherheitskonzept letztendlich zielführend und umsetzbar ist, muss allerdings vor Ort entschieden werden.“

Der entscheidende Schlüssel für eine erfolgreiche Integrationsarbeit in den Jobcentern sei „gegenseitiges Verständnis und Wertschätzung sowohl gegenüber den Kundinnen und Kunden als auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Kolleginnen und Kollegen helfen Menschen bei der Suche nach einer Beschäftigung und unterstützen in häufig schwierigen Lebenssituationen. Dies ist eine verantwortungsvolle, schwierige Aufgabe, die eine hohe Wertschätzung verdient. Nicht zuletzt sollten wir auch im Blick behalten, dass die überwiegende Mehrheit der Gespräche und Kundekontakte sachlich und respektvoll verläuft.“

Auch Theo Melcher, Dr. Bettina Wolf und Hans-Georg Völmicke sind sich einig: „Klar ist, dass es keine Patentlösungen gibt, sondern die örtlichen Gegebenheiten entscheidend sind. Wir wollen kein Panzerglas und keinen Hochsicherheitstrakt. Wir kümmern uns um wirkungsvolle Sicherheit, vom Deeskalationstraining bis zum Ordnungsdienst, doch letztlich kann die anspruchsvolle Aufgabe, die unsere Kolleginnen und Kollegen haben, nur in einem offenen und kundenfreundlichen Raum vertrauensvoll und erfolgreich gelingen.“

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